8'425 Hamel AG, Textilmaschinen, Arbon (1923-2001), 1923-2001 (Hauptfonds)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:8'425
Title:Hamel AG, Textilmaschinen, Arbon (1923-2001)
Creation date(s):1923 - 2001
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:15.00
Number:161
Datenvolumen (MB):76595
Anzahl Dateien:459

Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Hamel Edmund Richard, *26.06.1890 D-Chemnitz, +05.10.1983 Romanshorn, reformiert, ab 1963 von Romanshorn. Sohn des Hermann, Fabrikanten. oo1921 Maria Gertrud Posselt, Tochter des Wilhelm. 1912–1914 Ausbildung zum Maschineningenieur. 1919 trat Hamel in die väterliche Spinn- und Zwirnereimaschinenfabrik Carl Hamel AG bei Chemnitz ein und gründete 1923 die Carl Hamel Spinn- und Zwirnereimaschinen AG in Arbon. Nachdem die Fabrik in der Schweiz 1945–1954 als deutsches Vermögen konfisziert gewesen war, übernahm Hamel 1954 wieder deren Leitung und entwickelte 1958 ein erfolgreiches Zwirnverfahren. 1988 ging die Hamel AG an den Saurer-Konzern über.

HLS (Verena Rothenbühler)


Firmengeschichte

Die Firma Carl Hamel AG in Schönau bei D-Chemnitz wurde im Jahr 1866 gegründet und war eine bedeutende Herstellerfirma von Textilmaschinen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war der freie Export für deutsche Firmen infolge des Versailler Friedensvertrages beschränkt. Die Firma suchte einen Standort in einem neutralen Land, wo diese Einschränkungen nicht bestanden. Die Wahl fiel auf den Standort Arbon. Das markante Firmengebäude in der Nähe des Bahnhofs war fünfzehn Jahre vorher vom Stickereifabrikanten Arnold Baruch Heine (1847–1923) erbaut worden.

Anfangs wollte man nicht mit dem Namen eines deutschen Unternehmens auftreten und nannte die neue Firma Spinn- & Zwirnmaschinen AG, Arbon, Kurzbezeichnung S.Z.AG. Die Gründung dieser Firma erfolgte im Oktober 1923. Edmund Hamel, der Enkel von Carl Hamel und Sohn von Hermann Hamel, leitete die Firma von Deutschland aus. Sie entwickelte sich gut. Pro Jahr wurden rund 100 Maschinen fertiggestellt. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 konnte dank eines Grossauftrags zur Lieferung von 85 Etagenzwirnmaschinen für eine Acetat-Seiden-Fabrik in der ostenglischen Stadt Lowestoft gut überwunden werden. In den 1930er Jahren stellte Hamel insgesamt 270 verschiedene Maschinentypen her, 100 davon wurden in Arbon gefertigt. Rund 90 % der Produktion wurde ins Ausland exportiert.

Einschneidende Folgen für die Firma hatte der Zweite Weltkrieg. Die Alliierten versuchten zu verhindern, dass deutsche Firmen im Ausland durch Import- und Export indirekte Unterstützung für die deutsche Kriegswirtschaft betrieben. Viele Aufträge nach Übersee konnten nicht ausgeführt werden, weil die notwendigen Genehmigungen von den Allierten nicht erteilt wurden und weil keine Transportmöglichkeiten bestanden. Ab 1940 wurden von Arbon aus vermehrt Zwirnereimaschinen nach Deutschland und in die besetzten Gebiete geliefert, weil das Mutterhaus in Chemnitz zunehmend den Zwangsmassnahmen der deutschen Kriegswirtschaft unterlag. - Nach dem Ende des Kriegs wurde das Werk in Chemnitz von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet, die Werkzeugmaschinen wurden demontiert. Der Sitz der Aktiengesellschaft wurde im Jahr 1949 von Siegmar-Schönau nach Burgkunstadt verlegt. - Die Firma in Arbon war am 16. Februar 1945 als deutsches Eigentum beschlagnahmt und dem Einfluss seines Besitzers entzogen worden. Edmund Hamel konnte zu dieser Zeit in der Schweiz nicht tätig sein, deshalb gründete er zusammen mit seinem Schwiegersohn Siegfried Scherf im Jahr 1949 die Zwirnereimaschinen GmbH, die in D-Münster produzierte. Nun wurden in Westdeutschland wieder Hamel Maschinen gebaut. Erst im Jahr 1954 wurde die Sperre aufgehoben, indem die Firma nach den Ablösungsbestimmungen des Washingtoner Abkommens einen Drittel ihres Schätzwertes abgeben musste. Nun konnte Edmund Hamel wieder die Leitung des Unternehmens übernehmen, die Weiterentwicklung vorantreiben und Ideen für neue oder bessere Maschinen in die Tat umsetzen.

Am 9. März 1957 wurde die Hamel Projektierungs- und Verwaltungs AG gegründet, die ihren Sitz in Horn hatte. Sie war zuständig für die Projektierung von Textilanlagen, Auswertung und Vermittlung von Erfindungen und Patenten sowie die Erteilung von Lizenzen.
Im Jahr 1958 gelang das Zwirnen ohne Luftwiderstand, das mit dem Vorzwirnen zum Markenzeichen des Hamel Stufenzwirnverfahrens wurde. Dieses Verfahren entwickelte sich zu einem grossen Erfolg für die Firma.

Hamel liess die für die Hamel Maschinen wichtigen Aggregate patentieren. Damit war ein beschränkter Schutz vor Kopien durch Konkurrenzfirmen in bestimmten Ländern gegeben. Da für jedes Patent und jedes Land eine Gebühr zu bezahlen war, war dies ein kostenintensives Verfahren. Aber es verfehlte seine Wirkung nicht. Im Laufe der Jahre hatte die Firma etwa 250 Patente angemeldet.

Im Jahr 1978 gelang die Verarbeitung von elastischen Garnen oder Zwirnen. Erst etliche Jahre später profitierte die Firma Hamel von einem Boom auf diesem Marktsektor.
1981 wurde das Hamel Werk in D-Münster geschlossen. Es mangelte nicht an Aufträgen, sondern an Kreditvolumen. Das Maschinen-Bauprogramm wurde von Volkmann, D-Krefeld, übernommen.

Am 5. Oktober 1983 verstarb Edmund Hamel im 94. Lebensjahr. Seine Erben verkauften die Firma an Willi Hirt, einen Schweizer Financier. Neue Verwaltungsräte wurden eingesetzt.

In der Konstruktion der Maschinen trat im Jahr 1984 eine entscheidende Änderung ein: Anstelle der teuren Gusskonstruktionen traten Stahlblechkonstruktionen, womit die Konkurrenzfähigkeit verbessert wurde.

Den grössten Auftrag in Höhe von ungefähr 7,4 Millionen Franken bescherte der Firma die Bestellung von 44 Maschinen durch eine Nähfadenzwirnerei in Deutschland im Jahr 1986. Im Vergleich zu Konkurrenzfirmen war Hamel mit 150 Angestellten allerdings eine kleine Firma. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung entschieden sich deshalb im Jahr 1988 für einen Zusammenschluss mit dem bisherigen Konkurrenten Saurer-Allma. Schrittweise wurde die Firma in die Saurer Textilmaschinen AG (STM) integriert. Hamel wandelte sich mehr und mehr zum Montagebetrieb. 1990 wurde auch die Firma Volkmann in D-Krefeld in die Saurer Gruppe aufgenommen.

Ein weiteres Mal bewies Hamel seine technische Stärke und bestimmte massgeblich die Entwicklung der TRITEC Zwirnmaschine, die 1993 der Fachwelt vorgestellt wurde. Wegen der herrschenden Rezession stellte sich kein unmittelbarer Erfolg ein. Hamel profitierte davon, in der Gruppe integriert zu sein und erhielt finanzielle Unterstützung, um die Entwicklung weiterzuführen.

1994 verliess die Firma die angestammten Gebäude und wechselte in die Hallen im Werk II von Saurer. Die Geschäftstätigkeit nahm zu, sodass 1996 und 1997 die erfolgreichsten Jahre des Unternehmens wurden. Hamel hatte die richtigen Maschinen im Angebot, die erprobt waren und den Bedürfnissen der Textilindustrie entsprachen.

Im Jahr 2001 erfolgte die Fusion zur Saurer Hamel AG, Arbon, und ein Jahr später erfolgte die Übernahme des Hamel Produkte-Programms durch Volkmann und die Verlagerung nach D-Krefeld.

(Quelle: St. Galler Tagblatt vom 20.05.2003, Verfasser Friedrich Buschmann)
Verwaltungsratspräsidenten:

1923–1927 Streiff-Mettler Fritz, Spinnereibesitzer, Aathal ZH
1930–1941 Hürlimann Gustav, Rechtsanwalt, Zürich
1942–1944 Wälti Ernst, Direktor, Kilchberg ZH
1948–1953 Germann Otto, Dr. iur., Goldbach-Küsnacht ZH
1954–1961 Kinkelin Cäsar, Rechtsanwalt, Romanshorn
1962–1964 Engeler Heinz, Dr. iur., Kreuzlingen
1964–1983 Hamel Edmund, Romanshorn
1984–1991 Pfister Willy
1992– Bachmann Heinz, Uster
Bestandsgeschichte:Friedrich Buschmann (geb. 1937), Prokurist bei der Hamel AG, sichtete um 2003 das Firmenarchiv und erstellte verschiedene Inhaltsverzeichnisse, Notizen und Erkenntnisse zum Archivbestand. Er wies auch auf Lücken und fehlende wichtige Aktenstücke hin. Er verfasste Texte zur Firmengeschichte. Seine Verzeichnisse können als Inhaltsangabe zu Dossiers verwendet werden, in ihrer Gesamtheit geben sie einen Überblick über das Hamel-Archiv und auch Auskunft über die Qualität seiner Arbeit. Die Akten befanden sich in mehreren Stahlschränken sowie in einem Rollregal.

Durch die Fusion mit der Firma Saurer AG, Arbon, gelangte das Firmenarchiv der Hamel AG zum Saurer Konzern. Mit der Ablieferung 2015–031 vom 22. Juni 2015 übernahm das Staatsarchiv Thurgau von der OC Oerlikon Textile Schweiz AG, Pfäffikon SZ (vormals Oerlikon Saurer Arbon AG) die Archivalien. Ansprechperson war Gerhard Rüegg, Counsel and Notary, Group Administrator.

Friedrich Buschmann wies nach seiner Sichtung des Firmenarchivs darauf hin, dass von wichtigen Dokumenten keine Originale im Bestand vorkommen, wie z.B. das Protokoll der Gründungsversammlung der S.Z.AG 1923, und die Belege für den Kauf des Grundstücks mit Gebäude von der AG Stickereiwerke sowie für die Freistellungserklärung durch die Schweizerische Verrechnungsstelle (SVS) 1954. Keine Unterlagen sind über den Verkauf der Firma Hamel 1983/84 sowie 1988 vorhanden. Über allfällige Archivbestände der Hamel-Werke in D-Chemnitz und D-Münster ist nichts bekannt.

Die acht Bände des "Kommissionsbuches" enthalten in zwei Serien detaillierte Angaben zu allen in Arbon produzierten Maschinen, einmal chronologisch, einmal nach Maschinentypen abgelegt.

Der Bestand wurde von der Abteilung Bestandserhaltung und von Christof Sauter in rund 800 Stunden bearbeitet. Der Bestand wurde von Martin Polt digitalisiert und 2021 von Martin Polt und Adrian Oettli ins digitale Staatsarchiv importiert. Der Arbeitsaufwand betrug 15 Stunden.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Ausser den Anträgen auf die Rückerstattung der Verrechnungssteuer wurden keine Akten kassiert.

2019 wurden aus konservatorischen Gründen Celluloseträger kassiert. Von den Archivalien wurden Ersatzdigitalisate hergestellt und bei den betreffenden Verzeichniseinheiten ingestiert.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 8'425, */*

Quellenverzeichnis: StATG 8'425 Hamel AG, Textilmaschinen, Arbon 1923-2001
Sprachen:Deutsch, Englisch, Französisch; Patente auch in vielen andern Sprachen.

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:Staatsarchiv Thurgau: Archiv der Firma Saurer, Arbon.
Veröffentlichungen:Hamel, Edmund: Erinnerungen, 1965 o. O.

Scherf, Siegfried Georg: 100 Jahre Hamel Maschinen, D-Münster 1966.

Hamel, Edmund: Chronik der Carl Hamel Spinn- und Zwirnereimaschinen Aktiengesellschaft, Arbon/Schweiz, Arbon 1975.

Vereinigung für Wirtschaftsgesetzgebung: Washington - Das Schicksal der deutschen Vermögenswerte in der Schweiz, Schriftenreihe Nr. 1, Bern 1948.

Linder, Alfred: Spinnen und weben einst und jetzt, Luzern 1967.

Schmerschneider, Katja: 150 Jahre Textilmaschinenbau in der Tradition von Carl Hamel (in Museumskurier Nr. 37/2016 des sächsischen Industriemuseums, Chemnitz), D-Chemnitz 2016.
 

Usage

End of term of protection:12/31/2021
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

URL for this unit of description

URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=736502
 

Social Media

Share
 
Home|Shopping cartno entries|Login|de en fr it
State Archive Thurgau Online queries