9'39 Thurgauische Braunkopfschafzucht-Genossenschaft 1962-2011, 1962-2011 (Abteilung)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:9'39
Title:Thurgauische Braunkopfschafzucht-Genossenschaft 1962-2011
Creation date(s):1962 - 2011
Level:Abteilung

Umfang

Running meters:0.75
Number:9

Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Die Schafzucht besass in der Schweiz bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine grosse wirtschaftliche Bedeutung. Das Schaf war lange Zeit der wichtigste Lieferant von Fleisch, Milch und der für die Textilproduktion grundlegenden Wolle. Durch das Wegfallen von Brache und Allmend, der Umstellung auf die rentablere Rindviehhaltung und Milchwirtschaft, der zunehmenden Konkurrenz von Billigwolle aus Übersee und der Verwendung anderer Materialien in der Textilherstellung wurde die Schafhaltung zunehmend unrentabel. Das Resultat war ein starker Rückgang an Schafbeständen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts reagierten Schafzüchter auf die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen und sahen die Zukunft der Schafzucht weniger in der Woll- als vielmehr in der Fleischproduktion. Um die Zucht- und damit die Produktionsergebnisse zu steigern, strebte man eine Reduktion der bisher gezüchteten Schafrassen und einen Zusammenschluss der Züchter in Schafzuchtgenossenschaften an. So erfolgte 1917 die Gründung des Schweizerischen Schafzuchtverbands, das Prämierungs- und Genossenschaftswesen wurden zunehmend verordnungs- und statutenmässig geregelt und Bund und Kantone begannen, die Genossenschaften wegen ihres – wenn auch eher geringen – volkswirtschaftlichen Nutzens finanziell zu unterstützen. 1938 wurde ein Standard von Rassemerkmalen für Schweizer Schafrassen definiert, was nach einer weiteren Standard- und Rassenrevision von 1954 dazu führte, dass bis heute in der Schweiz vorwiegend die Rassen Weisses Alpenschaf, Braunköpfiges Fleischschaf, Schwarzbraunes Bergschaf und Walliser Schwarznasenschaf gezüchtet werden. Zu Beginn der 1960er Jahre wuchsen die Schafbestände wieder an, nicht zuletzt darum, weil sich die Schafzucht wegen des geringen Arbeitsaufwandes gut als Nebenerwerbslandwirtschaft eignet.

Die Thurgauische Braunkopfschafzucht-Genossenschaft wurde 1962 auf Initiative von Hermann Bürgi, einem Braunkopfschafzüchter aus Unteroppikon, gegründet. Im Februar 1962 wandte sich Bürgi an verschiedene Braunkopfschafzüchter im Kanton Thurgau mit dem Ziel, das Braunkopfschaf im Kanton als Zuchtrasse anerkennen zu lassen und eine kantonale Zuchtgenossenschaft zu gründen. Nach einer ersten Orientierungsversammlung am 27.06.1962 in Weinfelden reichte Bürgi zusammen mit acht weiteren Braunkopfschafzüchtern ein dementsprechendes Gesuch an das Volkswirtschaftsdepartement ein, das im August 1962 genehmigt wurde. Im Anschluss an diesen Entscheid fand am 20.10.1962 die Gründungsversammlung der Thurgauischen Braunkopfschafzucht-Genossenschaft – zu diesem Zeitpunkt noch Thurgauische Schwarzkopfschafzucht-Genossenschaft genannt – in Weinfelden statt. In einem Schreiben vom 22.11.1962 ersuchte Bürgi als Präsident der frisch gegründeten Genossenschaft um die Anerkennung des Regierungsrates sowie die Genehmigung der Genossenschaftsstatuten, was mit Regierungsratsbeschluss Nr. 62 vom 06.01.1964 erfolgte. Die Thurgauische Braunkopfschafzucht-Genossenschaft sollte 49 Jahren Bestand haben. Am 04.03.2011 löste sich die Genossenschaft an der Jahresversammlung in Dussnang auf. Grund dafür war ein kontinuierlicher Schwund an aktiven Züchtern. Die meisten Züchter gaben die Schafzucht aus Altersgründen auf und Neumitglieder konnten keine rekrutiert werden. Durch das Fehlen von aktiven Züchtern war auch eine Fusion mit anderen Schafzuchtgenossenschaften oder -vereinen nicht möglich.
Die Thurgauische Braunkopfschafzucht-Genossenschaft setzte sich aus einem Vorstand sowie den Mitgliedern zusammen; im Lauf der Jahre schwankte der Mitgliederbestand stark. Der Vorstand umfasste neben den üblichen Funktionären einen Zuchtbuchführer sowie einen oder mehrere Kontrolleure, welche die Leistungsprüfungen abnahmen. Als aktive Mitglieder zählten Züchter, die über mindestens zwei Braunkopfschafe mit Zuchtbucheintrag verfügten.Um ihren Hauptzweck, die Förderung der Braunkopfschafzucht, zu erfüllen, war die Zuchtgenossenschaft in verschiedenen Bereichen tätig. Sie organisierte für die Mitglieder Vorträge zur Haltung und Zucht der Schafe und zu veterinärmedizinischen Themen, bot Kurse – beispielsweise in Fleischverwertung – an oder veranstaltete Exkursionen wie Herden- und Stallbesichtigungen. Als Mitglied des Schweizerischen Schafzuchtverbands (ehemals Verband der Schweizerischen Schafzuchtgenossenschaften) und des 1956 gegründeten Schweizer Zuchtverbandes des Braunköpfigen Fleischschafes pflegte die Genossenschaft einen regen Austausch mit diesen Verbänden und besuchte deren Tagungen und Kurse. Um die Zucht der Braunkopfschafrasse voranzubringen, das heisst, die Konstitution der Tiere zu verbessern sowie deren Mast- und Aufzuchtfähigkeit zu steigern und dadurch eine möglichst hohe Fleisch-, Milch- und Wollleistung zu erzielen, betätigte sich die Genossenschaft im Ankauf und der Haltung von züchterisch wertvollen Braunkopfschaf-Widdern und führte ein Zuchtbuch nach Vorschrift der Schweizerischen Zentralstelle für Kleinviehzucht (ehemals Schweizerisches Kleinviehzucht-Inspektorat). Eine weitere Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass den Genossenschaftern genügend Weidefläche zur Verfügung standen. Ab Ende der 1960er Jahre ermöglichte es die Genossenschaft den Mitgliedern, ihre Tiere auf verschiedene Alpen im Alpsteingebiet, beispielweise auf der Alten Alp auf dem Gebiet der Gemeinde Schwende (AI) oder der Alp „Herst“ bei der Schwägalp (SG), sömmern zu lassen. Ab 1962 richtete die Genossenschaft jährlich Bestandes- und Widderschauen aus oder nahm an solchen Anlässen mit ihren Tieren teil. Neben eigenen Veranstaltungen wie Schafmärkten oder Hofschauen präsentierte die Braunkopfschafzucht-Genossenschaft ihre Tieren regelmässig an der Weinfelder Gewerbeausstellung (WEGA) und nahm an ausserkantonalen Anlässen wie der Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung (OLMA) in St. Gallen und der Bernischen Frühlingsausstellung (BEA) in Bern teil. 1985 richtete die Genossenschaft die Sonderschau „Vom Schaf zur Wolle“ an der Thurgauer Landwirtschaftsausstellung (THULA) in Frauenfeld aus.

Quellen:
Lehman Peter, Stopp Barbara, Schaf, in: Historisches Lexikon der Schweiz, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13947.php (29.05.2017).
Pfister, Ulrich: Wolle, in: Historisches Lexikon der Schweiz, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13960.php (29.05.2017)
Pitsch, Otto: Kurzer Abriss der Geschichte der schweizerischen Schafzucht, in: Schweizer Archiv für Tierheilkunde LXXXI (1939), S. 343-351.
Bestandsgeschichte:Der Bestand der Thurgauischen Braunkopfschafzucht-Genossenschaft wurde dem Staatsarchiv am 22.03.2012 von Hugo und Elisabeth Nützi, Winterthur, als Schenkung überbracht (Ablieferung 2012-010).

Die Erschliessung des Bestandes dient der Ergänzung der Bestände thurgauische Landwirtschaftsarchive und vermittelt einen guten Einblick in die genossenschaftliche Tätigkeit im Bereich Kleinviehzucht (wobei die Zuchtbücher fehlen) und erfolgte zwischen Mai und Juni 2017 durch Vincent Pick in 40 Stunden.
Direktübernahme von Provenienzstelle:Ja.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Es wurden keine Umplatzierungen vorgenommen; kassiert wurden ausschliesslich Dubletten einzelner Dokumente.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 9‘39, */*

Quellenverzeichnis: StATG 9'39 Thurgauische Braunkopfschafzucht-Genossenschaft 1962-2011
Sprachen:Deutsch.

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:StATG 9’27, 0.7.0/15 Landwirtschaftsamt (1975-2005): Thurgauer Landwirtschaftsausstellung Thula in Frauenfeld (1985): Sonderschau "Vom Schaf zur Wolle".
Veröffentlichungen:Pitsch, Otto: Historische und ökologisch-physiologische Studien über die Schafzucht der Schweiz, Diss. vet.-med. (Bern), Bern 1946.
 

Usage

End of term of protection:12/31/2031
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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