8'408 Genossenschaft Blaue Amsel, 1980-1984 (Hauptfonds)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:8'408
Title:Genossenschaft Blaue Amsel
Creation date(s):1980 - 1984
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:3.00

Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Die Initiative zur Gründung einer linken, alternativen Genossenschaft in Frauenfeld ging von Kathrin Portmann aus, die vorher längere Zeit im Genossenschaftsrestaurant "Kreuz" in Solothurn gearbeitet hatte. Im Sommer 1979 fanden sich die Gründungsmitglieder zusammen, sie einigten sich auf eine gemeinsame Zielsetzung, und die Suche nach einem geeigneten Lokal wurde aufgenommen.
Nach einigen Misserfolgen konnten sie schliesslich das Restaurant "Schleife", das dem Metzgermeisterverband Frauenfeld gehörte und von Maria Ammann bis zum 15. November 1980 geführt worden war, übernehmen. Allerdings war der Mietvertrag auf zwei Jahre beschränkt, da es sich von vornherein um ein Abbruchobjekt handelte, das einem Neubau der PTT weichen sollte.
Offiziell wurde die linksalternative Genossenschaft des Kantons Thurgau "Blaue Amsel" an der Generalversammlung vom 29. Oktober 1980 gegründet.
Die Gründungsmitglieder waren: Ackermann Barbara, Aeschbacher Doris, Bodmer Ruth, Dreher Markus, Müller Hedi, Reolon Rico, Portmann Kathrin, Schäfer Jörg, Springel Cornelia, Ziegelbauer Marianne. Die Geschäftsführung wurde Aeschbacher Doris, Müller Hedi und Portmann Kathrin übertragen. Das Restaurant "Blaue Amsel" wurde am 25. November 1980 eröffnet.
Es sollte nicht gewinnbringend, aber kostendeckend geführt werden. Man wollte ein gemischtes Publikum ansprechen, dem man eine lockere, ungezwungene Atmosphäre ohne Konsumationszwang bieten wollte. Daher richtete man auch einen Raum neben dem eigentlichen Lokal ein zum Lesen, Diskutieren oder Musik hören.
Auch wurde eine Spielgruppe für Kinder eingerichtet. Die Küche sollte einfache und gesunde Menüs zu günstigen Preisen anbieten.
Daneben sollten auch kulturelle Projekte gefördert werden. So bestand z. B. eine Verbindung zum Verein "Frauenfelder Frühling für Kultur und Freizeit". Die Mitarbeiter sollten ihr Arbeitspensum selbst bestimmen, nach dem Rotationsprinzip in verschiedenen Bereichen arbeiten und den Betrieb gemeinsam führen, wobei jeder den gleichen Stundenlohn erhielt. Dazu wurden wöchentliche Sitzungen abgehalten, in denen die aktuellen Probleme besprochen und die Arbeit der kommenden Woche geplant wurde. Dass dies nicht immer so harmonisch und zur Zufriedenheit aller verlief, zeigen die Sitzungsprotokolle und die Korrespondenz der Beteiligten.
Die "Blaue Amsel" entwickelte sich rasch zum Treffpunkt der alternativen Szene mit einem überwiegend jugendlichen Publikum. Allerdings war sie nicht immer ein Ort des Friedens. So wurde in der Zeit vom 10. Juli 1982 bis zum 1. August 1982 viermal im Lokal eingebrochen. Auch wird in den Medien von einer Schiesserei rivalisierender Jugendbanden im Quartier der "Blauen Amsel" berichtet. Die Genossenschaftler klagen in einem Artikel der Thurgauer Zeitung vom September 1982 über Aggressionen und Gewaltbereitschaft, die in einer Messerstecherei mit tödlichem Ausgang ihren Höhepunkt fand. In der Folge dieser tödlichen Auseinandersetzung hatte die "Blaue Amsel" zunehmend mit Anfeindungen zu kämpfen, und es fiel ihr schwer, ein neues Lokal als Ersatz für das zum Abbruch vorgesehene Gebäude zu finden. Das Neubauprojekt der PTT verzögerte sich, so dass das Restaurant noch bis zum 4. Dezember 1983 betrieben werden konnte. Mit dem Abbruch der Liegenschaft verlor die Genossenschaft die Grundlage für ihr Weiterbestehen. In der Generalversammlung vom 4. August 1984 wurde daher die Auflösung der Genossenschaft "Blaue Amsel" beschlossen.
Bestandsgeschichte:Der Bestand wurde am 16. Juli 2001 von Markus Dreher als Vertreter der Genossenschaft "Blaue Amsel" dem Staatsarchiv des Kantons Thurgau geschenkt. Er umfasste 19 Ordner, 2 Klarsichtmäppchen mit Buchungs- und Versicherungsunterlagen, 2 Geschäftsjournale, ein Postcheckbuch, 4 Schachteln mit Zeitungsartikeln, Arbeitsrapporten, Sitzungsprotokollen, Briefpapier, 2 Stempeln und Graphikunterlagen, bestehend aus einem Cliché, Druckvorlagen und Drucken. Der Bestand wurde im September/Oktober 2002 bearbeitet. Die Bearbeitungszeit betrug rund 100 Stunden.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei der "Blauen Amsel" um eines der ersten Genossenschaftsrestaurants im Kanton Thurgau handelte und es ein kleiner Bestand ist, wurde neben leeren Formularen, Dubletten und redundanten Informationen lediglich die Broschüre des Landes-Gesamtarbeitsvertrags des Gastgewerbes vom 14. November 1980 kassiert.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 8'408'*, */*

Quellenverzeichnis: StATG 8'408 Genossenschaft Blaue Amsel 1980-1984

Sachverwandte Unterlagen:

Veröffentlichungen:- Anderegg, Andreas: Das Symbol des alternativen Aufbruchs. Frauenfeld: Fest zum 20. Jahrestag der Eröffnung der Blauen Amsel, in: TZ, 23.11.2000, S. 19
- Bruggisser, Florian: Die Blaue Amsel, unveröffentlichte Maturaarbeit der Kantonsschule Romanshorn, Güttingen 2010
 

Usage

End of term of protection:12/31/2004
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

URL for this unit of description

URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=44771
 

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