Identifikation |
Ref. code: | 8'404 |
Title: | Thurgauische Hypothekenbank |
Creation date(s): | 1851 - 1916 |
Level: | Hauptfonds |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Thurgauische Hypothekenbank |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Die Idee, das Kreditwesen für die Thurgauer Bevölkerung durch staatliche Massnahmen zu erleichtern und eine eigene Hypothekenbank zu gründen, kam 1849 anlässlich der Beratung einer neuen Kantonsverfassung auf. Die Vorarbeiten zur Bankengründung wurden ab 1850 von der Thurgauischen Gemeinnützigen Gesellschaft (ThGG) besorgt, die seit 1822 über eine eigene Sparkasse verfügte. Federführend war dabei Johann Konrad Kern (1808-1888), der damalige Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft. Am 1. Januar 1852, nachdem eine Übernahme der Ersparniskasse der Gemeinnützigen Gesellschaft ausgehandelt war, wurde die Thurgauische Hypothekenbank eröffnet. Als Präsident stand ihr Johann Konrad Kern vor. (Entsprechend ist als Nachbarbestand StATG 8'903, Thurgauische Gemeinnützige Gesellschaft, zu konsultieren, insbesondere die Übergabeprotokolle in StATG 8'903'19 sowie das Protokoll der Verwaltungskommission der Thurgauischen Sparcassa in StATG 8'903'20. - Eine diagonale Sichtung des Nachlasses von Johann Konrad Kern (StATG 8'603) war in Bezug auf die Thurgauische Hypothekenbank unergiebig. Der Kanton Thurgau war zu 40 Prozent am Aktienkapital beteiligt. Schon 1857 wurde die Bank - nach einer massiven Ausweitung ihres Kerngeschäfts (Hypotheken, Notenemission) auf weitere Bereiche - zu einer eigentlichen Universalbank. Diese rasante Entwicklung wurde in der Öffentlichkeit nicht nur positiv gewürdigt. So führten verschiedene Faktoren seit der zweiten Hälfte der 1860er-Jahre immer wieder zu öffentlichen Auseinandersetzungen und - teilweise erbitterten - Pressepolemiken. Dank eines Gutachtens des Schaffhauser Nationalrats Johann Friedrich Peyer im Hof von 1864, in dem das bisherige Wirken der Bank gerechtfertigt wurde, konnte der Verwaltungsrat das angeschlagene Vertrauen noch einmal zurückgewinnen. In der Folge liess er sich darauf ein, die Geschäftstätigkeit der Hypothekenbank bis 1912 noch weiter auszudehnen und in zunehmendem Masse Risiken einzugehen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Rückschläge eintraten. Nachem der Kanton Thurgau seine finanzielle Beteiligung an der Hypothekenbank seit 1855 verringert und 1871 auf seine Vertretung in der Verwaltungskommission der Bank verzichtet hatte, erlitt die Bank im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise von 1877 ihre ersten grossen Verluste. Sie musste infolge der Wertminderung schweizerischer Aktien und Obligationen massive Abschreibungen vornehmen. Bedrohlich wurde die Entwicklung indes erst um die Jahrhundertwende, als sich die Geschäftsleitung darauf einliess, in Zürich an riskanten Bodenspekulationen teilzuhaben und im deutschen Rheinland mit zahlreichen Abzahlungshypotheken Fuss zu fassen. Als Folge dieser Kreditvergabepolitik musste die Thurgauische Hypothekenbank die Hilfe von 17 der bedeutendsten Schweizer Banken beanspruchen, um einen Kredit von 46 Millionen Franken zu erhalten. Schliesslich gelangte der Verwaltungsrat zur Einsicht, dass die immer zahlreicheren Risiken zunehmend seiner Kontrolle entgleiten und dass sich die Bank aus eigener Hilfe nicht mehr erholen würde. Er beschloss daher die Fusion mit der Schweizerischen Bodenkredit-Anstalt, die per 31. Dezember 1913 erfolgte.
Geschäftsnetz der Thurgauischen Hypothekenbank: Hauptsitz in Frauenfeld; Filialen in Arbon, Kreuzlingen, Romanshorn, Weinfelden. |
Bestandsgeschichte: | Der Bestand gelangte im Oktober 1976 aus der Hand von Dr. Rudolf Diggelmann, Zürich, ins Staatsarchiv des Kantons Thurgau.
Das ursprüngliche Findmittel wurde 1999 von Manfred Spalinger und Beat Gnädinger, Dr. phil., erarbeitet; die Bearbeitungszeit betrug rund 50 Stunden. |
Direktübernahme von Provenienzstelle: | Nein. Die Übernahme erfolgte von Dr. Rudolf Diggelmann, Zürich. |
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Der Bestand wurde im Februar 1999 bearbeitet. Als bedauerlichste Lücken in diesem Bestand, der zum grössten Teil aus Büchern besteht, sind das vollständige Fehlen der Statuten (immerhin sind diese zumindest teilweise in der Thurgauischen Kantonsbibliothek greifbar) und das weitgehende Fehlen der Jahresberichte (Ausnahmen: 8'404, 1/17-1/19) anzusprechen. Es wurden keinerlei Kassationen oder Umplatzierungen vorgenommen. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 8'404, */*
Quellenverzeichnis: StATG 8'404 Thurgauische Hypothekenbank 1851-1916
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | StATG 8'903, Thurg. Gemeinnützige Gesellschaft |
Veröffentlichungen: | Literatur:
Althaus, Werner et al.: Wirtschaftsgeschichte des Kantons Thurgau, Weinfelden 1971, S. 238-244, 258.
Bissegger, F.: Jakob Speiser und die Gründung der Thurgauer Hypothekenbank. In: Thurgauer Zeitung, Sonntagsblatt 15 (1904), S. 363 ff.
Freyenmuth, J[ohann] C[onrad]: Beytrag zur Beleuchtung und Würdigung der Schuldversicherungs-Anstalten. Vortrag. Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Thurgau. [Frauenfeld] 1830.
Fünfzig Jahre Schweizerische Bodenkredit-Anstalt, 1897-1947, Zürich [1947], S. 23-27.
Peyer im Hof, [Johann Friedrich]: Gutachten über die Wirksamkeit der Thurgauer Hypothekenbank in den Jahren 1852-1864, Frauenfeld 1864.
Munzinger, [Walter]: Die rechtliche Stellung der thurgauischen Hypothekenbank zu den Staatsbehörden des Kantons Thurgau, Bern 1870.
Soland, Rolf: Zwischen Proletariern und Potentaten. Bundesrat Heinrich Häberlin und seine Tagebücher, 1868-1947, Zürich 1997, S. 57-62.
Zur Literatur vgl. auch 8'404, 5. |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/1936 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=18122 |
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