F 1'38 Spiess Liseli (1901-1988), Landwirtschaftliche Beraterin, 1900-1987 (Hauptfonds)

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Identifikation

Ref. code:F 1'38
Title:Spiess Liseli (1901-1988), Landwirtschaftliche Beraterin
Creation date(s):1900 - 1987
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:0.16
Number:48

Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Spiess Liseli (Anna Elisabeth), *29.08.1901 Unterschlatt TG, +26.12.1988 Biel BE, evangelisch-reformiert, von Laufen-Uhwiesen ZH. Tochter des Spiess Hermann (1866–1930), Landwirts, und der Spiess-Hermann Maria Magdalena (1871-1936), Hausfrau und Landwirtin. Ledig. Liseli Spiess wuchs als viertes Kind von insgesamt sechs Geschwistern auf dem grossen Landwirtschaftsbetrieb Kundelfingerhof auf. Sie besuchte die Primarschule in Schlatt und zwei Jahre Sekundarschule in Diessenhofen (1913-1914). Während des Krieges war ihre Arbeitskraft auf dem elterlichen Hof gefragt, die älteren Geschwister Hermann und Röseli betrieben ab 1916 die Schaffhauser Staatsdomäne Griesbachhof bei Schaffhausen. 1918 erkrankte Liseli Spiess, ihre Geschwister und zahlreiche junge Angestellte schwer an der Grippe. 1919-1920 Ausbildung in einer Haushaltungsschule in Pully bei Lausanne. Nach der Rückkehr übernahm Liseli Spiess den Haushalt auf dem Griesbachhof, bis 1925, als die Pacht aufgegeben wurde, da der Vater bereits gesundheitlich angeschlagen war. Nach dem Tod des Vaters 1930 überschrieb die Mutter den Brüdern Hermann und Ernst Spiess den Hof, die Schwestern Röseli und Liseli arbeiteten weiter auf dem Betrieb mit, ohne eigentliche Lohnzahlung. 1935 machte sie zusammen mit einer Freundin eine Reise nach Griechenland. Auch nachdem die Mutter 1936 verstorben war, versah Liseli Spiess den Grosshaushalt, zu dem neben der Familie zahlreiche Angestellte und Lehrlinge gehörten. Sie besorgte Küche und Hauswirtschaft, Gemüse- und Blumengarten. Bereits seit Anfang der 1930er-Jahre war sie Mitglied einer Gemüsebaukommission, die dem Thurgauischen Landwirtschaftlichen Kantonalverband angegliedert war und hielt Kurse in Feldgemüsebau im Rahmen der Angebote der Weiterbildungskurse für Bäuerinnen. Auch gehörte sie zu den ersten bäuerlichen Haushaltslehrmeisterinnen im Thurgau. 1943 ging der Betrieb nach der Eheschliessung von Herrmann und Helene Gertrud Spiess-Hotz (1913-1993) an den Bruder und seine Frau über. Liseli Spiess übersiedelte zur Schwester Röseli in das 1938 erbaute "Hüsli" in Schlatt und suchte sich Tätigkeiten ausserhalb des Betriebes. Ab 1944 leitete sie als Hausmutter die Ostschweizer Ferienwochen für Bauerntöchter, beispielsweise auf dem Sitzberg oder im Bächli (Hemberg), in Zusammenarbeit mit Frieda Rüdin-Meili, Pfyn, und Anna Pestalozzi, Wil. 1945 wurde sie Mitglied der Frauenkommission des Thurgauischen Landwirtschaftlichen Kantonalverbandes und 1946 an der Jahresversammlung als Beraterin in Sachen Aussteuer, Einrichtung und Gartenbau vorgeschlagen und gewählt. Die Beratertinnentätigkeit war anfänglich ehrenamtlich, obwohl Liseli Spiess pro Jahr um die vierzig Beratungen durchführte. Später wurde sie vom Landwirtschaftsdepartement mit einer Tagespauschale von 15 Franken entlöhnt. Sie war oft an zwei bis drei Tagen in der Woche ganztags unterwegs auf die Höfe, mit Velo, Bus oder Bahn. Sie übte dieses Amt bis 1958 aus und übergab es dann ihrer Nachfolgerin Elisabeth Reutlinger. Mit der Zeit wurde sie eine gefragte Referentin für Kurse im Kochen, Gartenbau oder Hühnerhaltung. Von 1945-1966 war sie Mitglied der Aufsichtskommission der thurgauischen Haushaltungsschule Arenenberg und wirkte bereits bei den ersten ostschweizerischen Berufsprüfungen für Bäuerinnen 1946 als Prüfungsexpertin.
Bis 1973 blieb die täglich Tracht tragende Liseli Spiess Mitglied der Frauenkommission, in jahrelanger Zusammenarbeit mit Frieda Rüdin-Meili, Anna Sutter-Gabathuler, Elisabeth Altwegg-Vetsch oder Elisabeth Bommeli-Reutlinger. Ein enge Zusammenarbeit und auch Freundschaft ergab sich mit Anna Walder, in deren Ferienhaus sie 1972 gemeinsame Ferientage verbrachte. Weiterhin wohnte sie zusammen mit ihrer Schwester Röseli im eigenen Haus in Schlatt. Ihre Tätigkeiten ermöglichten ein bescheidenes Leben, der Garten und die eigenen Hühner dienten der Selbstversorgung. Über die Pensionierung hinaus hielt sie Vorträge zur bäuerlichen Wohnungseinrichtung oder den Pflanzen im Bauerngarten (siehe Tonaufnahme und Dias im Bestand). 1987/88 hielten die beiden Neffen Hermann Spiess, Kundelfingen und Ernst Spiess, Lommis, die Erinnerungen der Tante auf Tonband fest. Am Stephanstag 1988 verstarb Liseli Spiess unerwartet in Biel, auf Besuch bei der Familie ihres Bruder Willi Spiess weilend.
Bestandsgeschichte:Das Büchlein "Koch- und Haushaltungskunde, nebst einem Anhang über die Aufgabe der Frau in sozialer, sittlicher und pädagogischer Beziehug", verfasst von Frau Pfarrer Gschwind, Vorsteherin der Haushaltungsschule in Kaiseraugst, hrsg. vom Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein, 3. Auflage, Luzern 1897, wurde umplatziert in F 5'4, 15.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des ThurgauerFrauenArchivs.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG F 1'38, */*

Quellenverzeichnis: StATG F 1'38 Spiess Liseli (1901-1988), Landwirtschaftliche Beraterin 1900-1987

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:Siehe auch F 1'8 Rüdin-Meili, Frieda.
Veröffentlichungen:Spiess, Liseli: Das Wohnen im Bauernhaus, in: Thurgauer Bauer, 28.11.1953, S. 2106-2109.

Zum 50-Jahr-Jubiläum der Frauenkommission, in: Thurgauer Bauer, Nr. 1, 6. Januar 1984, S. 13-44.

150 Jahre Thurgauischer Landwirtschaftlicher Kantonalverband 1835-1985, Frauenfeld 1985.

Bommeli, Elisabeth: Zum Andenken an Liseli Spiess, in: Thurgauer Bauer, Nr. 1, 6. Januar 1989, S. 8-9.

Hulmann, Ursina: Die Geschichte der Thurgauer Landfrauen, Weinfelden 2006.

Spiess, Ernst: Kundelfingen/Kundelfingerhof, Ts., Lommis 2016 (StATG, Präsenzbibliothek Lv 10285).
Quickaccess:Quickaccess04
 

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End of term of protection:12/31/2007
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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