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F 1'36 Hünefeld Irma Lucia, von (1877-1965), Künstlerin, 1760 (ca.)-2010 (Hauptfonds)
Identifikation |
Ref. code: | F 1'36 |
Title: | Hünefeld Irma Lucia, von (1877-1965), Künstlerin |
Creation date(s): | approx. 1760 - 2010 |
Level: | Hauptfonds |
Umfang |
Running meters: | 0.56 |
Number: | 7 |
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Kontext |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Hünefeld Irma Lucia Gabriela Edda, von, *05.04.1877 D-Gotha (Thüringen), +13.11.1965 Münsterlingen TG, protestantisch, Tochter des Ferdinand Freiherrn von Hünefeld (1851-1913), königlich preussischen Hauptmanns, und der "Celeste" Klara Pauline Hermine, geborenen Wolz (13.05.1857-02.07.1920), vermutlich ledig. Die Eltern liessen sich um 1880 scheiden und die Mutter heiratete 1881 Adolf Grieb aus Thun BE. Erste Stationen in der Kindheit waren vermutlich Schweidnitz und Breslau in Schlesien, dann nach der zweiten Heirat der Mutter vermutlich Umzug in die Schweiz.
Irma Lucia von Hünefeld besuchte ab 1883 in Zürich Privatschulen, 1889 Abschluss der Schulbildung in Genua. Es folgten vermutlich Haushaltskurse und der Besuch von Kursen an der Dresdener Kunstakademie. Die Einträge in ihrem Poesiealbum zeigen ein Beziehungsnetzwerk zu adeligen, deutschen Kreisen, sogar zu einigen Fürstenfamilien. 1892 bis vermutlich 1902 wohnte sie in Lugano im Hotel Erika, später an der Via Cantonale 19. Mutmasslich nach dem Tod des Stiefvaters ging sie laut eigenen Erzählungen zur See, heuerte als Schiffsjunge an und kam via Suezkanal nach Indien und Persien. Zeitweise hielt sie sich in Ägypten auf, was einheimische gepresste Pflanzen in einem Skizzenbuch belegen, und arbeitete nach eigenen Angaben auf Ausgrabungen mit. In dieser Zeit hielt sie ihre Eindrücke auf Papier fest, es sind Studien in Bleistift und Buntstift. Visitenkarten und Widmungen in verschiedenen Schriften sowie Fotos belegen Kontakte in die arabische Welt, belegt ist wenig.
Wann sie in die Schweiz zurückkehrte, ist nicht bekannt. Es existieren keinerlei Dokumente im Nachlass aus der Zeit zwischen 1902 und 1919. Vermutlich lebte sie an verschiedene Orten mit ihrer Mutter, in Lugano TI, Schiers GR, Grüningen ZH. Belegt ist auch der Wohnort Felben TG, wo die Mutter offenbar ein Haus kaufte (Konsum). Im Ort waren die beiden Frauen bekannt als Frau und Fräulein Grieb. Die Mutter starb 1920 auf einer Autofahrt von Speicher AR nach Felben. Irma Lucia von Hünefeld lebte von da an alleine, stationenweise 1923-1926 in einem eigenen Haus in Weinfelden (Marktstrasse 22), 1926-1932 in Sulgen (Poststrasse, Haus Pestalozzi) und im Feuerwehrdepot Muolen (1932). Sie scheint zunehmend verarmt zu sein.
Dank eines Inserates der Familie Affentranger fand sie das einfache Riegelhaus in Schrofen bei Amriswil, das sie ab 1933 mietete und bewohnte. In den folgenden Jahrzehnten wurde sie ortsbekannt als Original, vor allem bei Kindern als "Katzenmutter" beliebt (es lebten zeitweise mehrere Dutzend von ihnen bei ihr), im Dorf und darüber hinaus bekannt als Märchenerzählerin, als Zeichnerin für Einträge im Poesiealbum oder für Gratulationskarten, auch als Gedichteschreiberin. Sie hatte aber auch aufgrund ihres Äusseren und ihrer Lebensweise den Ruf einer "Hexe" mit übersinnlichen Fähigkeiten, einem Ruf, dem sie mit Weissagungen aus der Glaskugel, Karten legen usw. auch selber Nahrung verlieh. 1943 erhielt sie einen Beistand und 1956 erlitt sie bei einem Sturz im Treppenhaus des Schulhauses Mühlebach einen Oberschenkelhalsbruch, kehrte aber noch für einige Zeit zurück in den Schrofen. 1960 erklärte sie sich einverstanden mit einer Einweisung in die Psychiatrische Klinik Münsterlingen, wo sie nach fünf Jahren verstarb und als Mittellose auf dem dortigen Friedhof beerdigt wurde.
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Bestandsgeschichte: | Der Nachlass wurde dem ThurgauerFrauenArchiv am 25.01.2012 von der Stiftung Bohlenständerhaus, Schrofen bei Amriswil, vertreten durch Christoph Langenegger, geschenkt (Eingangsprotokoll TFA 2012-02). Nach dem Tod von Irma Lucia von Hünefeld hatte sich das Mesmerehepaar Brenner 1965 des Nachlasses angenommen (Bilder, Briefe, Bücher) und jahrzehntelang bei sich aufbewahrt. Als 1987 das alte Riegelhaus, der Anbau am noch älteren Schrofenhaus, abgerissen wurde, begannen Stiftungsmitglied Margrit Laib-Müller und Emil Affentrager, ehemaliger Bewohner des Bohlenständerhauses, Nachforschungen aller Art anzustellen. 1989 wurde das Bohlenständerhaus als kleines Museum eröffnet und dort auch eine kleine Ausstellung mit Hinterlassenschaften von Frau von Hünefeld eingerichtet. Aufgrund dieses Anlasses erfuhr die Stiftung von dem Nachlass bei Brenners. Ernst Bissegger bemühte sich darum, der Nachlass sowie viele weitere Dokumente und Originalzeichnungen wurden der Stiftung vermacht.
Der Bestand wurde zwischen August 2020 und Januar 2021 von Nathalie Kolb erschlossen. Die Bearbeitungszeit betrug zirka 45 Stunden.
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Eine Anzahl Bücher aus dem Nachlass wurde Antiquar André Viard übergeben (Liste im Bestandesdossier), einige Bücher wurden kassiert (ebenfalls Liste im Bestandesdossier).
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des ThurgauerFrauenArchivs.
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Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG F 1'36, */*
Quellenverzeichnis: StATG 1'36 Hünefeld Irma Lucia, von (1877-1965), Künstlerin 1760-2010
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Sprachen: | d
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Sachverwandte Unterlagen: |
Veröffentlichungen: | Stiftung Bohlenständerhaus Amriswil-Schrofen: Irma Lucia Gabriele Edda von Hünefeld 1877-1965. Das spannende Leben einer verkannten Frau, Amriswil 2008.
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Quickaccess: | Quickaccess04 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2030 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=1161000 |
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