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F 1'34 Walder Anna (1894-1986), Berufsberaterin, 1904-1986 (Hauptfonds)
Identifikation |
Ref. code: | F 1'34 |
Title: | Walder Anna (1894-1986), Berufsberaterin |
Creation date(s): | 1904 - 1986 |
Entstehungszeitraum, Streudaten: | 1883 - 1995 |
Level: | Hauptfonds |
Umfang |
Running meters: | 0.48 |
Number: | 6 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Walder Hans Ulrich; Hagenbuch-Mumenthaler Elsbeth; Forster Anna |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Walder Anna, *1.3.1894 Wängi, +27.3.1986 Frauenfeld, reformiert, von Horben bei Sirnach. Tochter des Hermann, Arztes, und der Susanna, geb. Leutenegger. Schwester des Hermann, des Alfred und der Maria Karolina (Mariette). Ledig. Primar- und Sekundarschule in Wängi, 1907-1909 Mädchensekundarschule in Frauenfeld. 1909-1910 Sprachaufenthalt in Neuenburg, 1910-1916, weil ihr der der Zugang zur thurgauischen Kantonsschule und damit zum eigenen Medizinstudium verwehrt war, Mitarbeit in der väterlichen Praxis in Wängi. 1913 Mitgründerin des Blaukreuzvereins Wängi und lebenslange Abstinenzverpflichtung. 1916 musste der Vater aus gesundheitlichen Gründen die Praxis aufgeben, die Familie zog kurzzeitig nach Feldmeilen ZH, dann, 1918, nach Frauenfeld, wo der Vater das Haus Weinstrasse 6 kaufte. 1918-1919 absolvierte sie unter Maria Fierz den sozialen Fürsorgekurs Zürich und anschliessend den ersten Kurs für weibliche Berufsberatung. Von Januar 1920 an war Walder Fürsorgerin beim Thurgauischen Frauenverein zur Hebung der Sittlichkeit. 1924 Kündigung dieser Stelle, da sie seit 1922 vom Thurgauischen Lehrlingspatronat beauftragt war, die Leitung der neu gegründeten Thurgauischen Zentralstelle für weibliche Berufsberatung zu übernehmen. Diese Aufgabe hatte sie bis 1962 inne. Die Tätigkeit war geprägt von viel persönlichem Engagement bei dauernder finanzieller Unsicherheit und bescheidener Entlöhnung. 1926 initiierte sie die Gründung des Bundes Thurgauischer Frauenvereine, nicht zuletzt zur finanziellen Unterstützung der Berufsberatungsstelle. Sie war bis 1941 Sekretärin des Bundes, dann Vorstandsmitglied, 1960-69 Präsidentin. Besondere Aufmerksamkeit schenkte sie der vertraglichen Haushaltlehre im Privathaushalt (ab 1924) sowie der bäuerlichen Haushaltlehre (ab 1934). Walder wirkte in zahlreichen Kommissionen mit, so etwa 1946-69 in der Ostschweizerischen Kommission für die Berufsprüfung der Bäuerinnen und 1924-60 in der Gewerbeschulkommission Frauenfeld, und gründete 1929 eine kantonale Sektion der Freundinnen junger Mädchen (Präsidentin 1929-43, im Vorstand bis 1974; 1938-51 im Nationalvorstand). Nach der Pensionierung als Berufsberaterin widmete sich Walder, die sich seit den 1920er-Jahren für das Frauenstimmrecht eingesetzt hatte, der staatsbürgerlichen Bildung von Frauen (bis 1979) und verfasste einige Erinnerungsschriften. 1935 Erwerb des Ferienhauses "Burghalde" in Ennetbühl ob Nesslau. Nach einem Unfall (1982) und längerer Erholungszeit musste Anna Walder um ihren 90. Geburtstag im Frühjahr 1984 den eigenen Haushalt an der Weinstrasse 6 aufgeben. Sie verstarb im Alters- und Pfllegheim Frauenfeld. Ihr Werk ist, obgleich bedeutend, erst ansatzweise gewürdigt.
HlS 13, 2014, S. 177 (André Salathé; ergänzt durch Nathalie Kolb)
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| Zur Geschichte der Zentralstelle der weiblichen Berufsberatung
1894: Gründung des Thurgauischen Lehrlingspatronates. 1922: Dem Lehrlingspatronat wird eine Fürsorge- und Beratungsstelle für Mädchen angeschlossen, Anna Walder wird deren Leiterin. 1926: Gründung des Bundes Thurgauischer Frauenvereine (BTF), vor allem als Trägerschaft der Beratungsstelle, initiiert durch Anna Walder. 1927: Aufnahme der Beratungsstelle unter die Obhut des BTF, lose Beziehung zum Patronat bleibt (Einsitz in der Kommission, finanzielle Unterstützung); die Aufsichtskommission besteht aus Frauen aus dem BTF, drei Männern des Patronates und dem Vorsteher des kantonalen Lehrlingsamtes; Kommissionspräsidentin ist 1927 bis 1954 Hanna Brack, dann bis 1962 Emmy Wegmann-Widmer. 1929: Bezug der non der Evangelischen Kirchgemeinde gemieteten Büroräume in der Freiestrasse 16. 1933: Eröffnung einer Filiale in Romanshorn, ab 1934 von Suzanne Banderet betreut. 1938: Stelle in Frauenfeld erhält zweite vollamtliche Beraterin. 1948: Verordnung des Regierungsrates: Zentralstelle für weibliche Berufsberatung bleibt eine private Einrichtung, wird aber neu mit jährlichem Staatsbeitrag unterstützt und unter Aufsicht des DIV gestellt. 1958: Bundesgesetz über das berufliche Bildungswesen wird vom Stimmvolk angenommen. 1959: Inkrafttretung, nun ist der Kanton zuständig für öffentliche Berufsberatung. 1962: Neue Verordnung (ersetzt jene von 1948), ab jetzt kantonale Beratungsstelle, Rücktritt von Anna Walder; Nachfolgerin: Elisabeth Mumenthaler. ????: Umzug an die Rheinstrasse 30. 1967: Umzug in das Verwaltungsgebäude Promenade. 1974: Zusammenlegung der männlichen und weiblichen Berufsberatung.
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| Zur Geschichte des Bundes der Thurgauer Frauenorganisationen (BTF)
Der BTF ist die Vorgängerorganisation der Thurgauer Frauenzentrale und wurde von Anna Walder initiiert. Am 23.06.1926 fand die Gründungsversammlung statt. Bis dahin bestand noch kein Zusammenschluss der lokalen gemeinnützigen Frauenvereine. In diesem Jahr wurde eine Bundesfeierspende für bedürftige Mütter gesprochen und musste verteilt werden. Das war die erste Aufgabe des BTF. Dann war es nötig, dass der Bund der Zentralstelle für weibliche Berufsberatung beistand, ideell und finanziell. Als Sekretärin des BTF war Anna Walder 1926-1941 sozusagen die Schnittstelle. Sie übernahm das Präsidium nach dem Rücktritt von Isa Staehelin 1960 und versah das Amt bis 1969.
Präsidentinnen:
Frau Etter-Egloff (1926-1928) Isa Staehelin (1928-1960) Anna Walder (1960-1969) Verena Zollinger (1969-1972) Gertrud Fischer-Hess (1972-1976)
weitere Vorstandsfrauen: Hanna Brack Dora Gubler (Hauswirtschaftlehrerin in Weinfelden) Emy Sallmann-Stehli Agathe Christ Frau Zoss (für Freundinnen junger Mädchen tätig als Stellenvermittlerin und Leiterin Bahnhofwerk in Romanshorn von 1931-1964) (Liste unvollständig)
Ab 1976 Namensänderung in: Thurgauer Frauenzentrale.
Der Thurgauische Katholische Frauenbund trat 1926 dem BTF nicht bei, ab 1935 bestand aber eine Arbeitsgemeinschaft, aktiv vor allem während des 2. Weltkriegs, zum Beispiel gemeinsame Herausgabe des "Sparsamen Küchenzettels" (1938 Gründung des Gemeinnützigen Frauenvereins).
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| Zum Thurgauischen Verein zur Hebung zur Sittlichkeit
1901 gegründet, fusionierte der Verein bereits 1903 mit dem "Verein der Freundinnen junger Mädchen, Sektion Thurgau" (der 1929 aber wieder selbständig wurde), der am Bahnhof in Romanshorn ein Logierzimmer betrieb. Anna Walder wurde ab Januar 1920 als Fürsorgerin angestellt. Im Auftrag des Vereins begleitete sie Frauen, die aufgrund von Armut oder Delikten in ihre Heimatgemeinden geschickt wurden, oder die aus dem Bezirksgefängnis Frauenfeld oder aus der Zwangsarbeitsanstalt Kalchrain entlassen worden waren. Ab 1923 stellte Anna Walder auf eigene Kosten Margot Wehrli als Bürohilfe an. Gewisse Unstimmigkeiten mit dem Vereinsvorstand (Präsidentin Hedwig Kappeler) über die Art ihres Engagements - letztlich ging es wohl um den Anspruch von Walder um Professionalisierung der Stelle - führten zusammen mit der Doppelbelastung durch die 1922 neu übernommene Leitung der Zentralstelle für weibliche Berufsberatung dann zu Anna Walders Kündigung. 1930 wurde der Verein in Evangelische Frauenhilfe umbenannt.
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Bestandsgeschichte: | Der Hauptteil des Nachlasses bildet die Ablieferung von Hans Ulrich Walder, einem Neffen von Anna Walder, an das Staatsarchiv (Ablieferungsprotokoll 2001-044), die das Staatsarchiv 2016 dem TFA vermachte. Weiter setzt er sich zusammen aus einer Schenkung von Anna Forster, Sozialarbeiterin TEF (Eingangsprotokoll TFA 2000-20), und einer Schenkung von Elsbeth Hagenbuch-Mumenthaler, Mitarbeiterin in der Berufsberatung und Nachlassverwalterin (Eingangsprotokoll TFA 2003-03) sowie einigen Einzelstücken aus dem Antiquariat Viarius.
Der Bestand wurde von September bis Oktober 2019 von Nathalie Kolb zusammengeführt und erschlossen. Die Bearbeitungszeit betrug zirka 60 Stunden. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des ThurgauerFrauenArchivs. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG F 1'34, */*
Quellenverzeichnis: StATG F 1'34 Walder Anna (1894-1986), Berufsberaterin 1904-1986
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Sprachen: | Deutsch.
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Sachverwandte Unterlagen: |
Veröffentlichungen: | Jacobi, Verena; Forster, Anna: Anna Walder (1894-1986), Berufsberaterin, in: Salathé, André (Hrsg.): Thurgauer Köpfe 1 (Thurgauer Beiträge zur Geschichte 132 (1995), Frauenfeld 1996, S. 305-315.
Salathé, André: Walder Anna, in: HLS 13, 2014, S. 177.
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Quickaccess: | Quickaccess04 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2006 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=1017906 |
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