8'680 Mayr Johann Heinrich (1768-1838), Textilindustrieller, 1784 (ca.)-1838 (Hauptfonds)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:8'680
Title:Mayr Johann Heinrich (1768-1838), Textilindustrieller
Creation date(s):approx. 1784 - 1838
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:4.00
Number:23

Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Johann Heinrich Mayr (3.5.1768-27.10.1838) aus Arbon wurde einerseits als bedeutender Textilindustrieller des Thurgaus in der Zeit der Jahrhundertwende bekannt, andererseits durch seine zahlreichen Reisen, die er auch literarisch verarbeitete. Insbesondere seine zweijährige Reise in den Orient, die ihn bis nach Ägypten und in den Libanon führte, ist hier zu erwähnen. Nach dem Tod des Vaters Leodegar Mayr-Sulzer 1791 übernahm Johann Heinrich Mayr die Leitung der Färberei sowie der dazugehörenden Landwirtschaft. Er erweiterte das Geschäft des Vaters und führte es sehr erfolgreich bis zum Tod seiner Mutter 1809. 1811 gab er das Geschäft auf und widmete sich seinen Reisen und dem Kontakt mit seinen zahlreichen Freunden. Seine Reise in den Orient (1812-1814) beschrieb er im Werk "Schicksale eines Schweizers während seiner Reise nach Jerusalem und dem Libanon", das schon 1815 gedruckt erschien und 1820 eine zweite Auflage erfuhr. Als einzige weitere gedruckte Schrift erschien 1817 "Englands Industrie und die mechanischen Erfindungen sind das Verderben des festen Landes", in der sich Mayr zum negativen Einfluss der Industrialisierung auf die einheimische Textilindustrie äussert. Neben diesen gedruckten Werken existiert der hier vorliegende Nachlass, dessen wichtigster Teil seine Autobiographie mit dem Titel "Meine Lebenswanderung" darstellt. Neben weiteren Schriften hinterliess Mayr eine umfangreiche private und geschäftliche Korrespondenz.
Bestandsgeschichte:Mayrs Nachlass ging, wie ein entsprechendes Verzeichnis in Dossier 0/1 belegt, zunächst in mehreren Tranchen an David Hess in Zürich, teilweise über Gustav Pfau-Schellenberg (vgl. TB 132, 1995, S. 241-246), einen Enkel der Schwester Mayrs. Offenbar gelangte der Nachlass später grösstenteils wieder an Gustav Pfau-Schellenberg zurück. Nach dessen Tod 1881, wohl 1889 (vgl. Mitt. der Thurg. Naturf. Ges. 27, 1928, S. 158-175, namentlich S. 158) ging er, ergänzt durch Schriften, die nie bei Hess gelegen hatten, und verschiedene Objekte, die heute im Historischen Museum des Kantons Thurgau aufbewahrt werden, in den Besitz der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft über. Diese lagerte ihn in ihrer Bibliothek auf dem Dachboden des Kantonsschulgebäudes in Frauenfeld ein. 1902 wurde "Meine Lebenswanderung" der Kantonsbibliothek, damals noch im Regierungsgebäude untergebracht, abgetreten (StATG 8'908'0, 1/0: Vorstandssitzung vom 12. Juli 1902; Korrespondenz Kantonsbibliothek im ZA des StATG), später, wohl nachdem die Kantonsbibliothek 1911 ins Gebäude der Kantonsschule gezogen war, auch der Rest des Nachlasses. Schon um 1909 war er von Gustav Büeler, dem ehemaligen Rektor der Kantonsschule Frauenfeld, gesichtet und geordnet worden. Büeler legte seiner Ordnung das schon erwähnte Verzeichnis von David Hess vom 11. März 1839 zugrunde. Demensprechend folgen seine Nummern 1-36 den Nummern 1-36 von Hess. Die von Hess als Nachlieferungen ausgewiesenen Nachlassteile erhielten von Büeler dagegen nur teilweise die gleichen Nummern wie bei Hess (37 wurde zu 45 und 46, 38 zu 44, 39 zu 47, 40-42 blieben 40-42).

Nicht weniger "wild" präsentiert sich die Bestandesgeschichte ab dem Moment, wo der Nachlass in der Thurgauischen Kantonsbibliothek aufbewahrt wurde. Während die Nummern 1-25 (Meine Lebenswanderung) irgendwann in den Sicherheitsraum gelangten, wurde der Rest des Nachlasses in einer Holzkommode untergebracht, die im Lauf der Zeit unter einen Stoss von Kartonschachteln und damit in Vergessenheit geriet. Dementsprechend musste der Nachlass spätestens in den frühen 1990er-Jahren, als sich mehrere Forscher für ihn interessierten, aber nicht fanden, als verschollen gelten. Nach der Pensionierung von Hans Gunterswiler, Bibliotheksbeamter, im Februar 1994 wurde die Kommode von seinem Nachfolger Peter Walde wiederentdeckt.

Bei der Transferierung des Nachlasses ins Staatsarchiv am 10. März 1999 musste das Fehlen der Nummern 31 "Winterreise nach St. Moritz, 1834-1835" und 32 "Reise nach Chur und St. Moritz, 1836" konstatiert werden. 1948, als Kantonsbibliothekar Egon Isler einen Aufsatz über Mayrs St. Moritz-Aufenhalte publizierte (vgl. 3.5.5 Veröffentlichungen), müssen die beiden Nummern noch vorhandenen gewesen sein. Offen bleibt die Frage, ob sie dem Nachlass entfremdet worden sind, bevor er für Jahrzehnte in Vergessenheit geriet, oder zwischen 1994 und 1999.

Wundersamerweise wurden die beiden fehlenden Reisebeschreibungen am 14. August 2015 in der Kantonsbibliothek gefunden und dem Staatsarchiv übergeben. Sie wurden unter den Signaturen 8'460'23, 2/10 bzw. 8'460'23, 2/11 in den Bestand eingegliedert.

Der Bestand wurde im August/September 2002 von Hedi Bruggisser neu geordnet und erschlossen; der zeitliche Aufwand dafür betrug rund 200 Stunden.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Es wurden keine Kassationen vorgenommen.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 8'680, */*

Quellenverzeichnis: StATG 8'680 Mayr Johann Heinrich (1768-1838), Textilindustrieller 1784-1838

Sachverwandte Unterlagen:

Veröffentlichungen:Literatur

Büeler, Gustav: Johann Heinrich Mayr auf der Bleiche bei Arbon (1768-1838). In: TB 49 (1909), S. 1-63.

Büeler, Gustav: Johannes Büel von Stein a. Rh. und seine Freundschaft mit Johann Heinrich Mayr von Arbon, in: TB 53 (1913). S. 1-39.

Früh, Margrit: Portrait des Industriellen Johann Heinrich Mayrs, in: Thurgauer Arbeiterzeitung, 19.11.1982

Hugelshofer, Walter: "Gott gebe uns doch den Frieden" (Angelika Kaufmann an Johann Heinrich Mayr in Arbon), in: TZ, 6.12.1941.

Isler, Egon: Ein Winteraufenthalt im Engadin im Jahre 1834 (aus dem Tagebuch des Johann Heinrich Mayr aus Arbon, 1768-1838), in: Bünder Jahrbuch 1948, S. 93-106.

Noll, Hans: Hofrat Johannes Büel von Stein am Rhein 1761-1830. Ein Freund grosser Zeitgenossen, Frauenfeld/Leipzig 1930.

Mayr, Johann Heinrich: Englands Industrie und die mechanischen Erfindungen sind das Verderben des festen Landes, St. Gallen 1817.

Mayr, Hugo K.: Johann Heinrich Mayr (1768-1838). Ein Arboner Industrieller und Orientreisender, in: TJb 1985, S. 52-88.

Oberholzer, Arnold: Aus dem Stammbuch Joh. Heinrich Mayrs, in: Thurgauer Zeitung, Sonntagsblatt 26 (1915).

Oberholzer, Arnold: Moloch Maschine (Über eine Schrift J. H. Mayrs von Arbon über die Wirtschaftskrise 1816/17), in: NZZ 1933, Nr. 59.

Schaltegger, K.: Schicksale eines Schweizers während seiner Reise nach Jerusalem und dem Libanon, in: TB 48 (1908), S. 90-113.

Tammann, Gustav Andreas, von: Aus der Handels- und Familiengeschichte der Familie Meyer/Mayr in Arbon, in: Der Schweizer Familienforscher 21 (1964), S. 1-27.

Weiss, Johann Rudolf: Ah! Dieses Leben, diese Farbenglut! Zwei Schweizer auf Gesellenwalz im Orient (1865-1874), Basel 1993 (Das volkskundliche Taschenbuch; 1).

Wuhrmann, Willy: Bedeutende Arboner, in: TJb 1931, S. 39-43.
 

Usage

End of term of protection:12/31/1858
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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