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8'681 Künzler August (1901-1983), Weizenkönig von Tanganjika, 1912 (ca.)-1983 (Hauptfonds)
Identifikation |
Ref. code: | 8'681 |
Title: | Künzler August (1901-1983), Weizenkönig von Tanganjika |
Creation date(s): | approx. 1912 - 1983 |
Level: | Hauptfonds |
Umfang |
Running meters: | 1.50 |
Number: | 28 |
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Kontext |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | August Künzler (20.11.1901-5.7.1983) aus Kesswil stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Arbeiter in einer Fellhandlung und betrieb nebenbei mit seiner Frau Marie Pauline, geb. Traber, eine kleine Landwirtschaft. August Künzler war das dritte von insgesamt neun Kindern und schon früh an körperliche Arbeit auf dem Feld gewöhnt. Er hätte gerne die Kantonsschule besucht und nachher ein Studium absolviert, eine Nervenkrankheit im letzten Sekundarschuljahr machte jedoch seine Träume zunichte. Nach der Sekundarschule wurde er zunächst für 18 Monate zu einem Welschlandaufenthalt nach Lausanne geschickt, wo er in einer Gärtnerei arbeitete. Nach seiner Rückkehr durchlitt er mehrere schwere Krankheiten, zunächst Gelbsucht, im folgenden Winter holte er sich eine Lungen- und Rippenfellentzündung und darauf eine schwere Grippe; er war einige Male dem Tod nah, was seinen Charakter prägte. Nach einem Jahr Arbeit bei einem Landschaftsgärtner absolvierte er eine Gärtnereilehre bei der Blumengärtnerei Schweizer in Glarus. Nach deren Abschluss 1922 begab er sich ins Tessin, wo er zunächst in der Gärtnerei Stierlin in Crocefisso/Massagno arbeitete. Schon nach zwei Jahren konnte er sich mit der finanziellen Hilfe eines deutschen Kunden namens Treutel selbständig machen. Im Herbst 1924 eröffnete er seine eigene Gärtnerei in Massagno. Ein Jahr später, am 15.9.1925, heiratete er Rosa Bochsler, Tochter von Josef Alois Bochsler, einem Baumwollweber in der Weberei Grüneck. Ein Cousin, der in Afrika für die Firma Amboni Estate Limited des Schweizers Walter Schoeller arbeitete, ermunterte ihn, nach Afrika auszuwandern. Freunde und Verwandte waren entsetzt, als sich August Künzler tatsächlich bei der Amboni Estate Limited um eine Stelle als Vorarbeiter auf einer Plantage in Tanganjika bewarb, gerade jetzt, wo die Anfangsschwierigkeiten der eigenen Gärtnerei überwunden waren und das Geschäft gut lief. August Künzler liess sich von seinem Vorhaben nicht abbringen, 1929 trat er seine Stelle in Tanganjika an. 1933 kaufte er sich zusammen mit dem deutschen Associé Weill seine eigene Farm Nalendo, 750 ha gross, auf 1500 m am Fuss des Vulkans Meru bei Arusha gelegen, und mit Beteiligung von Jules Frei und dem Fabrikanten Gutzwiller gründete er die Kaffeeplantagen-Aktiengesellschaft. Ein Jahr später stieg Weill wieder aus, ihm war die schwere landwirtschaftliche Arbeit zu viel. Der Kaffeepreis fiel, und so stellte Künzler um auf Maisanbau. Er entdeckte zudem, dass Tanganjika seinen Weizen aus Kenia importierte, anstatt ihn selbst anzupflanzen. Künzler kaufte eine Steinmühle (von Bühler, Uzwil) und startete die Weizenproduktion zunächst im kleinen Rahmen. Die Ergebnisse waren so viel versprechend, dass der Weizenanbau in Tanganjika auch von der englischen Mandatsregierung gefördert wurde. Künzler gründete die Northern Province Wheat Grovers¿ Association, bei der sich 30 Farmer zu einer Genossenschaft zusammenschlossen. |
| Später ging sie in der Tanganjika Farmers Association auf, eine von der Kenya Farmers¿ Association unabhängige Genossenschaft, deren erster Präsident Künzler war und zu der auch afrikanische Farmer gleichberechtigt zugelassen waren. Künzler einigte sich mit der Kenya Farmers Association auf eine Zusammenarbeit, er wurde zum Generalvertreter für den Ankauf von Weizen in der Nordprovinz. Die Weizenproduktion entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für Tanganjika, nicht nur zur Selbstversorgung, sondern auch für den Export. Während des 2. Weltkrieges wurde die Landwirtschaft weiter ausgebaut. Künzler erschloss mit Unterstützung der Mandatsregierung neues Land in Oljioro, wo in grossem Stil Mais angebaut wurde. Ausserdem begann er Saatbohnen anzupflanzen, denn mit Ausbruch des Krieges fielen die traditionellen Erzeuger von Saatbohnen, Bulgarien und Rumänien, aus, der Bedarf stieg sprunghaft an. Daneben produzierte Künzler auch weisse Perlbohnen, die er an Migros Zürich,die Konsumgenossenschaft Kloten und an die Canning Bean Company nach Kanada verkaufte. Zum Vertrieb gründete er seine eigene Transportgesellschaft, die Northern Province Road Ways Limited, sowie die Farm Vehicles Limited, die Garagen und Autoreparaturwerkstätten betrieb. Sie übernahm die Vertretung der VW-, Merzedes- und der International-Werke für ganz Tanganjika. Ausserdem engagierte sich Künzler in der Milchproduktion; Überproduktionsprobleme löste er, indem er die sterilisierte Milch an Schulen und Betriebe verteilte. 1957 wurde mit Hilfe der FAO die Rahm- und Butterproduktion aufgebaut. Kaum etwas geschah im Landwirtschaftssektor in Tanganjika ohne den Einfluss von August Künzler. Nach Kriegsende 1945 kam es zur endgültigen Trennung Künzlers von seiner Frau, die die Kriegsjahre mit Töchterchen Erika in der Schweiz verbracht hatte. 1947 heiratete August Künzler Emma Susanna Schwyter aus Frauenfeld, Tochter des Hoteliers Otto Alfred Schwyter. Mit ihr baute er den Tierfang für Zoos auf der ganzen Welt auf. Er hatte nach dem Krieg als einziger die Lizenz zur Grosswildjagd erhalten und ging nicht nur auf die Jagd, sondern betrieb auch den Tierfang. Er hatte selbst einen kleinen Zoo, der im Oktober 1956 von Prinzessin Margaret aus England besucht wurde. 1959 wurde Künzler zum Stammesältesten des Stammes der Waarusha ernannt, was er selbst als seine grösste Auszeichnung empfand. Am 9.12.1962 rief Nyerere die unabhängige Republik Tanganjika aus und wurde erster Staatspräsident. 1964 erfolgte die Vereinigung mit Sansibar, aus Tanganjika wurde Tansania. Nyerere verfolgte ein sozialistisches Programm, es gab eine Einheitspartei TANU, Gewerkschaften und Arbeiterkomitees entstanden. Künzler beriet Nyerere in Sachen Landwirtschaft, bekleidete aber kein Regierungsamt. Mitte der 1960er Jahre setzte die Verstaatlichung von Banken und Unternehmen ein. Auch Farmen und Plantagen sollten sukzessive in staatliche Genossenschaften verwandelt werden. Diese politische Entwicklung und die mit dem Alter nachlassende Gesundheit |
| veranlassten Künzler, seine Farm Nalendo 1966 zu verkaufen. Bis 1977 hatte er alle seine Unternehmen verkauft, 1979 kehrte er in die Schweiz nach Frauenfeld zurück. Hier setzte er sich weiterhin bis zu seinem Tod für Entwicklungshilfeprojekte für Tansania ein, die aber nur teilweise realisiert werden konnten. Der Nachlass wurde 2003 von Hedi Bruggisser erschlossen. |
Bestandsgeschichte: | Der Nachlass von August Künzler wurde am 24. Dezember 2001 von Erika Blöchlinger, Bern, der Tochter August Künzlers, dem StATG geschenkt. |
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Neben Dubletten und redundanten Informationen wurden keine Kassationen vorgenommen. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 8'681, */*
Quellenverzeichnis: StATG 8'681 Künzler August (1901-1983), Weizenkönig von Tanganjika 1912-1983
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Sachverwandte Unterlagen: |
Veröffentlichungen: | Literatur
Häsler, Alfred A.: Der Weizenkönig von Tanganjika. Abenteuer eines Lebens, Frauenfeld/Stuttgart 1980.
Reminiszenz an August Künzler, in: Harass, 4. Jahrgang, Heft 9, S. 163-172, Sulgen, 04.2000.
Hartmann, Stefan: Der Weizenkönig von Tanganjika, in: TZ, 22.11.2001.
August Künzler, in: TJb 1984, S. 144f. |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2003 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=100837 |
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