9'66 Kantonsbibliothek 1994-2016, 1994-2016 (Abteilung)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:9'66
Title:Kantonsbibliothek 1994-2016
Creation date(s):1994 - 2016
Entstehungszeitraum, Streudaten:1957 - 2020
Level:Abteilung

Umfang

Running meters:7.80
Number:94

Kontext

Name der Provenienzstelle:Kantonsbibliothek.
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:1993 übernahm Heinz Bothien das Amt des Kantonsbibliothekars von seinem Vorgänger Walter Schmid, der pensioniert wurde. Die damals gültige Rechtsgrundlage für die Tätigkeit der Kantonsbibliothek war die Verordnung des Regierungsrates über die Bibliotheken (RRV Bibliotheken) aus dem Jahr 1982, in der die Aufgaben der Kantonsbibliothek eher vage definiert waren: "Die Kantonsbibliothek dient der Förderung der wissenschaftlichen Arbeit sowie der allgemeinen Bildung, Belehrung und Unterhaltung für Erwachsene und Jugendliche. Sie strebt eine vollständige Sammlung der Literatur über den Thurgau und der Schriften an, die von Thurgauern verfasst wurden und im Thurgau erschienen sind (Thurgoviana)" (§ 1 RRV Bibliotheken 1982).

Mit dieser Verordnung wurden zwei gewichtige Weichenstellungen vorgenommen. Erstens richtete die Kantonsbibliothek 1983 eine öffentliche Freihandbibliothek zur Ergänzung der wissenschaftlich ausgerichteten Studienbibliothek ein. Dies prägte die Organisationsstruktur, weil die beiden Bibliotheken bis 2004 organisatorisch, personell und räumlich voneinander getrennte Einheiten bildeten. Die Freihandbibliothek diente ausserdem als öffentliche Stadtbibliothek für Frauenfeld. Diese Doppelrolle als Kantons- und Stadtbibliothek bestand im Grunde bereits seit 1864, war für die Kantonsbibliothek bezüglich der Finanzierung aber lange nicht befriedigend geregelt. Abhilfe schuf erst die 2015 vorgenommene Anpassung an das 1994 in Kraft getretene Gesetz über die Kulturförderung und die Kulturpflege (KulturG): Nun waren diejenigen Politischen Gemeinden, deren Wohnbevölkerung die Kantonsbibliothek benutzten, gemäss dem Verbraucherprinzip zur finanziellen Beteiligung verpflichtet (§ 10 Abs. 3 KulturG).

Zweitens wurde 1983 die Kommission für Schul- und Gemeindebibliotheken eingesetzt. Die Kantonsbibliothekarin oder der Kantonsbibliothekar präsidierte die Kommission, deren Auftrag es war, die Schul- und Gemeindebibliotheken des Kantons Thurgau mit Beratungen, finanziellen Beiträgen und Kursen für Bibliothekarinnen und Bibliothekare zu fördern. Die Kommission hatte Bestand: Sie tagte 2016 noch immer mit dem gleichen Auftrag, währenddessen die Kantonsbibliothek selber organisatorisch einige Veränderungen durchlebte.

Die Auflösung der 1858 eingesetzten Bibliothekskommission per Anfang 1996 stellte die nächste zentrale Weichenstellung dar. Der Bibliothekskommission, in der der Staatsschreiber jeweils Präsident und der Kantonsbibliothekar "nur" Aktuar war, oblag bis 1995 die Beaufsichtigung und, in wichtigen Bereichen, sogar die eigentliche Leitung der Kantonsbibliothek. So beschloss sie beispielsweise Bücheranschaffungen für die Studienbibliothek – der Kantonsbibliothekar war nur befugt, einzelne Bücher "zur Ergänzung von Lücken" anzuschaffen (§ 5 Abs. 1 RRV Bibliotheken 1982) – und beriet das zuständige Departement in Fragen der Kantonsbibliothek. Dieses Arrangement war nicht mehr zeitgemäss, weshalb die Bibliothekskommission mit Inkraftsetzung der überarbeiteten Verordnung des Regierungsrates über die Bibliotheken (RRV Bibliotheken 1995) per 1996 aufgelöst wurde.

1994 hielt, mit der Anschaffung eines ersten Computers und der Einführung der Software BIBLIO/3000 der Schweizer Softwarefirma SWS Soft-Ware Systems AG, Niederwangen, die EDV Einzug in die Kantonsbibliothek. BIBLIO/3000 wurde in der Freihandbibliothek eingesetzt und bedeutete eine deutliche Erleichterung für die Verwaltung der Ausleih-, Rückgabe-, Mahnungs- und Reservationsvorgänge, auch wenn zunächst der gesamte Bestand der Freihandbibliothek elektronisch katalogisiert und mit einem Strichcode versehen werden musste (zu dem Zeitpunkt knapp 15'000 Medien).
1996 führte die Kantonsbibliothek dann das VTLS Virginian Technical Library System der Firma VTLS Inc., USA, in der Studienbibliothek ein. 2001 ersetzte sie VTLS durch NetBiblio der Firma AlCoda GmbH, Bern, und veröffentlichte den Katalog der Studienbibliothek im Internet (wobei damals noch längstens nicht alle der über 220'000 Bücher der Studienbibliothek elektronisch katalogisiert waren). Ein Jahr später wurden die Katalogdatenbanken der Freihand- und der Studienbibliothek zusammengelegt, womit NetBiblio zur alleinigen Bibliotheksverwaltungssoftware avancierte. 2010 trat die Kantonsbibliothek dem Verbund "Digitale Bibliothek Ostschweiz" bei.

Ab 1994, mit der Einführung der IT, lässt sich ein Bedeutungswandel in der Beziehung zwischen der Freihand- und der Studienbibliothek feststellen. Die Benutzung der Freihandbibliothek nahm stetig zu, während die Benutzungszahlen der Studienbibliothek, die als Kernbestand der Kantonsbibliothek bis 1995 den besonderen Schutz der Bibliothekskommission genoss, zunächst stagnierten und 1999 zu sinken begannen: 1994 wurden für die Studienbibliothek 21'554 und für die Freihandbibliothek 68'028 Ausleihen registriert. 2003 verzeichnete die Freihandbibliothek schon 94'386 und die Studienbibliothek noch 18'651 Ausleihen. Da die beiden Bibliotheken 2004 organisatorisch – und letztlich auch physisch – zusammengelegt wurden, sind die Ausleihzahlen im Geschäftsbericht danach nicht mehr separat ausgewiesen.

Das geschwundene Publikumsinteresse an der Studienbibliothek mag damit zusammenhängen, dass sie aufgrund eines Rückstaus in der Erschliessung vergleichsweise schwer zugänglich war: Noch bis 2013 waren knapp 100'000 ihrer Bücher nur im Zettelkatalog verzeichnet (vor allem die Werke vor 1960). Dies wurde, unter anderem, von aussen als Vernachlässigung der Studienbibliothek kritisiert (vgl. Spalinger: Die Kantonsbibliothek, 2009), und auch darum beauftragte der Regierungsrat die Kantonsbibliothek 2012 damit, ein "Konzept zur strategischen Ausrichtung und Entwicklung der Kantonsbibliothek" zu erarbeiten. Das am 17. Dezember 2013 vom Regierungsrat verabschiedete Konzept basiert auf vier Leitsätzen und 35 Entwicklungszielen, die, auf der Grundlage der Bibliotheksverordnung, die Tätigkeit der kommenden Jahre lenken sollten.

Das Konzept adressierte die Defizite in der Erschliessung, indem der erste Leitsatz den Fokus auf die Erschliessung und Vermittlung der Thurgoviana und der historischen Bestände legte. Ein Vorbild dafür war die Erschliessung der knapp 800 Inkunabeln im Bestand der Kantonsbibliothek. Dieses Projekt, 1994 zum ersten Mal in Angriff genommen, wurde 2009 definitiv lanciert und 2011 mit der Veröffentlichung des Thurgauer Inkunabelkatalogs abgeschlossen. Zur Berücksichtigung dieses Leitsatzes benannte die Kantonsbibliothek 2014 die 2009 für die Inkunabel-Erschliessung eingerichtete Abteilung "Wissenschaft und Forschung" in "Historische Bestände und Sammlungen" um und stockte sie personell auf.

Weiterhin legte das Konzept fest, dass die Kantonsbibliothek allgemein zum Lesen animieren, mit der Durchführung von Veranstaltungen und einer breiten Sammlung an Grundlagenliteratur die persönliche Aus- und Weiterbildung fördern sowie wissenschaftliche Arbeit in ihren Kerngebieten unterstützen sollte. Der Benutzungsdienst sollte bei der Informationssuche Unterstützung leisten und Medienkompetenz vermitteln. Die Rolle der Kommission für Schul- und Gemeindebibliotheken wurde gefestigt, indem die Kantonsbibliothek als bibliothekarisches Kompetenzzentrum für den Kanton Thurgau mit der Unterstützung der anderen Bibliotheken im Kanton beauftragt wurde.


Amtsleitung

1993-2009 Heinz Bothien
2009-2011 Monika Mosberger
2012- Bernhard Bertelmann


Departementszugehörigkeit

1991- Departement für Erziehung und Kultur
Bestandsgeschichte:Mit der 2006 erfolgten Einführung des Dokumentenmanagementsystems Fabasoft erhielt die Kantonsbibliothek einen Registraturplan, der auch über die per Anfang 2017 vollzogene Umstellung auf digitale Aktenführung und Archivierung hinaus in Kraft blieb.

Die Ablieferung 2022-001, die die archivwürdigen Akten von 1994 bis 2016 enthielt und die alleinige Grundlage für diesen Bestand bildete, kam am 4. Januar 2022 in das Staatsarchiv. Die Akten bis 1993 sind bereits im Bestand 9'8 Kantonsbibliothek 1805-1993 erschlossen, weshalb es sich bei diesem Bestand um den abschliessenden Papierbestand handelt. Die Ablieferung 2022-001 enthielt Streudaten, die aufgrund mangelnder Signaturen nicht in den Vorgängerbestand 9'8 nachintegriert werden konnten.

Zur Vorbereitung der Ablieferung hat die Kantonsbibliothek einerseits die Akten 1994-2005 in die Struktur des Registraturplans eingefügt und andererseits einige teilweise umfangreiche Dossiers, die nur elektronisch vorlagen, ausgedruckt. Diese nachträglich ausgedruckten Dossiers sind umständlich zu benutzen, da ihnen die Strukturierung der genuin analogen Dossiers fehlt.

Als provisorisches Findmittel hat das Amt für Informatik die Metadaten der Fabasoft-Dossiers als Excel-Liste zur Verfügung gestellt. Da die Akten vor 2006 aber nicht nachträglich in Fabasoft registriert wurden und auch nach 2006 nicht immer eine eins-zu-eins-Beziehung zwischen der Papierablage und den Fabasoft-Akten bestand, waren die Metadaten unvollständig und wenig aussagekräftig. Aus diesen Gründen stellten die Metadaten nur begrenzt eine Erschliessungshilfe dar.

Joel Walder hat die Metadaten in ca. 3 Arbeitsstunden für den Import in Scope aufbereitet und den Bestand von Anfang August bis Ende November 2022 in ca. 110 Arbeitsstunden erschlossen.
Direktübernahme von Provenienzstelle:Ja.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Die Ablieferung 2022-001 wurde gemäss der Bewertung im Registraturplan 2006 zusammengestellt. Es wurden keine nachträglichen Bewertungsanpassungen und Kassationen vorgenommen.
Ordnung und Klassifikation:Der Bestand wurde gemäss Registraturplan 2006 geordnet und bis auf Stufe Dossier erschlossen.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 9'66, */*

Quellenverzeichnis: StATG 9'66 Kantonsbibliothek 1994-2016
Sprachen:Deutsch.

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:StATG 9'8 Kantonsbibliothek 1805-1993.
Veröffentlichungen:Bothien, Heinz; Spirig, Thomas: Kantonsbibliothek – ein Haus des Wissens. "Bilder-Buch" zum 200jährigen Bestehen der Kantonsbibliothek Thurgau im Jahre 2005 und zur grundlegenden Erneuerung der baulichen Hülle, Frauenfeld 2007.

Keller, Joana: Vermittlung historischer Buchbestände an Jugendliche. Grundlagen zur Erarbeitung eines Vermittlungskonzepts für die Kantonsbibliothek Thurgau, Masterarbeit an der Hochschule für Technik und Wissenschaft HTW Chur, Chur 2016.

Luginbühl, Marianne; Bothien, Heinz: Auch Bücher haben ihr Schicksal. Die Geschichte der thurgauischen Klosterbibliotheken seit dem 19. Jahrhundert, Frauenfeld 1999.

Luginbühl, Marianne: Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld, in: Zentralbibliothek Zürich (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in der Schweiz, Band 2, Zürich 2011, S. 589-504.

Luginbühl, Marianne; Bothien, Heinz: Die Inkunabeln der Kantonsbibliothek Thurgau, in: Librarium 54/2 (2011), S. 70-94.

Luginbühl, Marianne u.a.: Meisterwerke des frühen Buchdrucks. Die Inkunabel-Schätze der Kantonsbibliothek Thurgau aus den Klöstern von Ittingen, Fischingen und Kreuzlingen, Frauenfeld 2011.

Spalinger, Manfred: Die Kantonsbibliothek Thurgau, in: Rothenbüler, Verena; Salathé, André (Hrsg.): Clio küsst den Thurgau. Der Historische Verein und die Geschichtsforschung im Thurgau 1859-2009, Frauenfeld 2009 (Thurgauer Beiträge zur Geschichte 145), S. 151-174.

Weissen, Emanuel: Untersuchungen und Konzept zur Einführung einer Aufstellungssystematik für die zukünftige Freihandabteilung der Thurgauischen Kantonsbibliothek, Diplomarbeit an der Hochschule für Technik und Wissenschaft HTW Chur, Chur 2002.
 

Usage

End of term of protection:12/31/2036
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=869298
 

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