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F 0'77 Brack Hanna (1873-1955), Frauenfeld, 1890-2008 (Fonds)
Ref. code: | F 0'77 |
Title: | Brack Hanna (1873-1955), Frauenfeld |
Kommentar des Staatsarchivs: | Julia Hanna Brack, *14.09.1873 Zofingen AG, +19.01.1955 Frauenfeld, ref., von Oberneunforn. Tochter des Brack Johann Ulrich (1838-1910), Leiter der Taubstummenanstalt Zofingen, und der Brack Susanna geborene Gysi (1838-1921). Ledig. "Hanni" wuchs mit sechs Geschwistern und den Kindern der Anstalt auf. Primar- und Bezirksschule in Zofingen (1886-1890), zwei Jahre Primarlehrerseminar in Aarau (1890-1892), dann Ausbildung zur Sekundarlehrerin in Genf und Zürich, Seklehrerinnenprüfung an der Universität Zürich 1896. Erste Stelle am Mädcheninstitut "Jalta" in Zürich, wo sie neun Jahre blieb. 1903 wurde sie von Elias Haffter (1851-1909) angefragt, ob sie sich getrauen würde, als erste Sekundarlehrerin im Thurgau zu unterrichten. Die 1862 gegründete Mädchensekundarschule war im Promenadenschulhaus beheimatet und erreichte nun eine Schülerinnenzahl von gegen 100, so dass eine dritte Lehrkraft eingestellt werden musste. Obwohl es in der Schulvorsteherschaft "lebhafte Opposition" gegen die Wahl einer Lehrerin gab, wurde Hanna Brack 1903 provisorisch, 1905 definitiv eingestellt für Deutsch, Geschichte und Französisch. Im Oktober 1904 hatte sie sich zusätzlich das Patent als Turnlehrerin erworben. Für die Schülerinnen dauerte die Sekundarschule vier Jahre, die wöchentliche Lektionenzahl betrug im 1. Jahr 34: je 4 Lektionen Deutsch, Französisch, Arithmetik, je 2 Lektionen Religion, Geografie, Geschichte, Naturkunde, Zeichnen, Schönschreiben, Turnen und Gesang, zudem 6 Lektionen Handarbeitsschule. Englisch und Italienisch konnten ab der 3. Klasse als Freifächer gewählt werden. Ihre männlichen Kollegen waren bei Stellenantritt Gedeon Schweizer (ab 1907 Herr Jakob Ronner) und Adolf Thalmann. Ziemlich sicher verdiente Hanna Brack weniger als ihre gleichgestellten männlichen Kollegen, denn während im Jahr 1911 die Kollegen einen Jahreslohn von Fr. 4000 erhielten, bekam sie offenbar nur Fr. 3500. Im April 1908 unternahm sie eine Reise nach Verona und Venedig. Unterricht erteilte sie bis 1933, wohnte im Haus von Fräulein Fanny Kitt, mit der sie eine enge Freundschaft verband. Sie war ausserdem befreundet mit anderen ledigen Frauen der gehobenen Kreise in Frauenfeld, so mit der vielseitig tätigen Olga Mötteli, mit Elsa Tanner, die das Bezirkssekretariat der Pro Juventute führte, mit Anna Häberlin und später mit Anna Walder. Sie nahm zudem regen Anteil am Leben der Familie ihres Bruders. Von 1933-1950 (bis ins 78. Lebensjahr!) unterrichtete sie weiterhin Klassen der Hauswirtschaft des freiwilligen 9. Schuljahres. Hier bot sie das Fach "Lebenskunde", als "aus tiefer Verantwortung getragenem Bestreben, den guten Willen des jungen Menschen zu fördern, seinen Charakter zu formen". Sie entdeckte ein Wissen um Wahrheiten und Weisheiten in den Märchen, das sie in Vorträgen und Kursen sowie in einer kleinen Publikation weitergab. Nebenamtlich war sie langjährige Präsidentin des Thurgauischen Lehrerinnenvereins, 1926-1950 dessen Vertreterin im Vorstand des Bundes thurgauischer Frauenvereine, zudem Präsidentin der Kommission für die Thurgauische Zentralstelle für weibliche Berufsberatung und Mitglied des redaktionellen Ausschusses der Schweizerischen Lehrerinnenzeitung, in deren Verlag sie drei Schriften herausgab, je eine zu Märchen, Berufswahl und staatsbürgerlicher Bildung. Lange Jahre wohnte sie an der Walzmühlestrasse 13, 1955 starb sie nach wenigen Wochen der Krankheit. In Erinnerung blieb sie Vielen als begabte, kluge und grosszügige Frau in unscheinbarer, zerbrechlicher Gestalt, als "Frau mit reichen Gaben des Verstandes und des Herzens". |
| Der Bestand stammt aus verschiedenen Provenienzen. Die Fotos und die Publikationen wurden dem TFA am 29.4.2008 von Cordula Ertini, Kilchberg ZH, geschenkt (ohne Vertrag). Die verschiedenen Zeugnisse wurden dem TFA im Juli 2015 von André Salathé übergeben, der sie in einem Couvert im Fundus des StATG entdeckt hatte (Herkunft unbekannt). Ein weiteres Foto (J. Weber) sowie ein Danksagungskärtchen wurden dem Dossier in der Slg. 8 entnommen und dem Bestand zugefügt. Eine Nachlieferung von Grossnichte Cordula Ertini erfolgte am 09.06.2017 (Eingangsprotokoll TFA 2017-07). |
Creation date(s): | 1890 - 2008 |
Verweise: | F 1'7, 1/11 Nachlass Olga Mötteli: "De Gmüesmarkt", Abschied für Hanna Brack F 1'11, 4/7 Nachlass Elisabeth Sommer-Wüest: Nachruf Hanna Brack, TZ, Januar 1955; Brief von Hanna Brack an Elisabeth Wüest vom 08.11.1953 F 1'17, 9/2 (S) Fotografierte ?Lithografien F 1'17, 9/922 (S) Porträtfotografie von Hanna Brack (1934) (Negative) 8'903'41, 7/10: Brack, [Hanna]: Der hauswirtschaftliche Unterricht und die Sekundarschule, Referat, Weinfelden: Thurgauer Tagblatt, 1928 8'906'5, 6/20: Brack, [Hanna]: 10 Jahre Bund Thurgauischer Frauenvereine, 1936 8'906'5, 6/21: Brack, [Hanna]: 25 Jahre Bund Thurgauischer Frauenvereine, 1951 |
Level: | Fonds |
Quickaccess: | Quickaccess04 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2028 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=587647 |
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