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8'912 Offiziersgesellschaft des Kantons Thurgau, 1825-1992 (Hauptfonds)
Identifikation |
Ref. code: | 8'912 |
Title: | Offiziersgesellschaft des Kantons Thurgau |
Creation date(s): | 1825 - 1992 |
Level: | Hauptfonds |
Umfang |
Running meters: | 1.00 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Offiziersgesellschaft des Kantons Thurgau.
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Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Im Jahr 1834 veranstaltete der thurgauische Militair-Verein erstmals ein Schweizerisches Offiziersfest im Thurgau (Zirkular des Central-Comites der Schweizerischen Offiziersgesellschaft an die Tit. Kantonal-Sektionen, Frauenfeld, 20. Juni 1875; 1875 fand das zweite Schweizerische Offiziersfest in Frauenfeld statt). Er war 1833 durch Zürcher und Thurgauer Offiziere gegründet worden und existierte unter dem Namen "Militair-Verein" bis ca. 1860 weiter. Später taucht der Name "Offiziers-Verein" auf; mindestens ab 1894 nannte sich die Organisation "Offiziersgesellschaft des Kantons Thurgau".
Zunächst war die OG Thurgau eine Sektion des Offiziersvereins der VII. Division, der seinerseits Mitglied der SOG war und sich mit Beschluss vom 29. Dezember 1901 auflöste (vgl. 8'912, 10/5; im Moment der Auflösung gehörten dem Offiziersverein der VII. Division sieben Sektionen mit insgesamt 580 Einzelmitgliedern an; die OG Thurgau war mit 241 Einzelmitgliedern die grösste, der Offiziersverein der Stadt St. Gallen mit 214 Mitgliedern die zweitgrösste davon). Damit wurde die OG Thurgau per 1. August 1902 direkt Mitglied der Schweizerischen Offiziersgesellschaft SOG.
Was die Leitung des inzwischen über 160-jährigen Vereins (insb. 8'912, 0-3) betrifft, sind leider beträchtliche Überlieferungslücken zu beklagen: Nicht nur fehlen die Unterlagen zu den ersten Jahrzehnten praktisch vollständig, sondern auch im 20. Jahrhundert schwanken Dichte und Qualität der Akten stark; für die 1920er Jahre und für die Zeit seit den 1960er Jahren fehlen sie fast vollständig (vgl. auch Abschnitt "Bestandesgeschichte").
Als Besonderheit in mehrfachem Sinn ist 8'912, 4, Vorstand als Vorort der SOG, anzusprechen: Als Nachfolgerin der Offiziersgesellschaft des Kantons Waadt wurde die OG Thurgau 1942 zum Vorort der SOG für die Zeit von 1943 bis 1946 gewählt; damit wurde ihr mit 174 zu 106 Stimmen der Vorzug vor der umstrittenen OG Zürich gegeben - und so kommt dem vorliegenden Bestand für diesen Zeitraum nationale Bedeutung zu. Die Provenienz der Unterlagen ist für schweizerische Verhältnisse typisch: Sie stammen im Wesentlichen aus dem Nachlass des damaligen Vizepräsidenten des Zentralvorstandes, Oberst Hans Kobelt, Ermatingen (Nachlass: StATG 8'668), und wurden umplatziert, weil sie organisch in den vorliegenden Bestand gehören. - 8'912, 4, enthält neben den praktisch vollständigen Protokollreihen der Zentralvorstandssitzungen und Präsidentenkonferenzen sowie den Rundschreiben des Zentralvorstands an die Sektionen insbesondere Unterlagen der verschiedenen Studienkommissionen der SOG. Diese Kommissionen befassten sich zum Beispiel mit Themen wie der Armeereform oder den Problemen im Instruktionskorps bzw. der Schaffung einer Militärakademie. Sie hatten den Charakter von internen Think Tanks, und verschiedene Fragen, die dort erörtert wurden, standen in der Schweiz der Nachkriegszeit während Jahrzehnten immer wieder (und bis heute) zur Debatte. Leider gilt für 8'912, 5, Mitglieder, dasselbe wie für 8'912, 0-3: Zu den jüngsten vier Jahrzehnten finden sich im vorliegenden Bestand keinerlei Unterlagen. Anhand der Mitgliederlisten lässt sich der staatstragende Charakter der OG Thurgau deshalb nur für die ersten 120 Jahre nachweisen.
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| 8'912, 7, Bibliothek, ist ein - historisch gesehen - wichtiger Teil des vorliegenden Bestandes. Sie umfasst einerseits dessen ältestes Dokument, nämlich das Protokollbuch 1825-1840 des Thurgauischen Militair-Lese-Vereins (8'912, 7/0), der schliesslich in der OG Thurgau aufging, und sie dokumentiert eines der "Kerngeschäfte" der Offiziersgesellschaft, das bis 1910 in der ursprünglichen Form gepflegt wurde: die Weiterbildung der Offiziere auf dem Korrespondenzweg. Gleich wie bei anderen Lesegesellschaften wurden Bücher, hatten sie ihren Laufweg durch die verschiedenen parallelen Lesezirkel einmal absolviert, in einer Bibliothek geäufnet. Diese befand sich an wechselnden Standorten, unter anderem im Zeughaus, ist aber seit mindestens 120 Jahren in der Thurgauischen Kantonsbibliothek deponiert und umfasst - neben gewissen unsignierten Teilen - die Signaturen TM 1-1111. Spätere, von der KBTG selbstständig beschaffte Militaria sind unter den Signaturen TM 2000 ff. und z. T. in der T-Reihe greifbar.
Im Rahmen der Bearbeitung des vorliegenden Bestandes konnten die Anfänge der thurgauischen Winkelriedstiftung (8'912, 8) nicht abschliessend geklärt werden. Trotzdem seien die Versatzstücke der entsprechenden Recherche hier präsentiert:
Aus StATG 4'477'0, 5. Januar 1857, geht hervor, dass im Zusammenhang mit dem Neuenburger Handel ein "Hülfsverein für die thurgauischen Wehrmänner" gegründet worden sei; eine Multiplette der entsprechenden Statuten wurde in 8'912, 8/0 umplatziert. Der Grosse Rat sprach für dieses Vorhaben am 1. Dezember 1857 einen Beitrag für einen Zeitraum von 10 Jahren; beantragt waren 20 Jahre. Am 9. Oktober 1867 wurde der Staatsbeitrag von Fr. 1000.- pro Jahr für weitere 10 Jahre bewilligt (vgl. StATG 3'00'167, Regierungsrats-Protokoll 1867, § 2002).
Auf der Jahresrechnung 1870 der OG Thurgau ist mit Datum vom 28. Oktober 1871 vermerkt, dass das Vermögen der Winkelriedstiftung, weil nicht Eigentum des Vereins, aus der Rechnung gestrichen worden sei und nunmehr separat aufgeführt werde (8'912, 6/5, 1870). Nach meinem Erkenntnisstand erstmals erwähnt findet sich die Winkelriedstiftung in der Jahresrechnung 1869 der OG. Dort heisst es, eine Epauletten-Sammlung der Zeugverwaltung zu Gunsten der Winkelriedstiftung habe rund 640 Franken ergeben. - Laut einem Schreiben der bernischen Winkelriedstiftung von 1886 wurde die dortige kantonale Winkelriedstiftung 1867 gegründet mit dem Zweck der Errichtung einer eidgenössischen Stiftung unter dem Namen "Union Winkelried" (vgl. 8'912, 8/2). - Diese zeitliche Koinzidenz stützt die Vermutung, dass die Gründung einer thurgauischen Stiftung in die zweite Hälfte der 1860er Jahre fällt.
Für eine gewisse Zeit scheint die Stiftung wenig aktiv gewesen zu sein; jedenfalls versuchte die OG Thurgau, diese per Neujahr 1886 neu zu lancieren: In für heutige Ohren etwas fremd anmutendem, für das späte 19. Jahrhundert allerdings typischem Pathos rief sie Ende 1885 die "Mitbürger" auf, im Gedenken an die Schlacht von Sempach von 1386 bzw. an die Heldentat von Winkelried den "Opfern des Krieges, den Invaliden und Hinterbliebenen von Gefallenen durch Verabreichung von Pensionen ihr Loos erträglicher zu machen" und sich per Neujahr 1886 "gegen Entrichtung einer kleinen Gabe (1, 2 Fr. etc.)" auf Gratulationslisten, die in 28 Thurgauer Gemeinden aufliegen würden, eintragen zu lassen (Zitate nach TZ, 27. Dez. 1885, S. 3).
Im gleichen Jahr wurde eine schweizerische Winkelriedstiftung ins Leben gerufen; dem Bundesrat wurde ein Stiftungskapital von rund Fr. 540 000.- zur Verwaltung übergeben. In den Statuten der OG Thurgau wird die Winkelriedstiftung erstmals 1894 explizit erwähnt, die ersten stiftungseigenen Statuten traten 1913 in Kraft (8'912, 8/0; zur erstmaligen Erwähnung der Stiftung in den Statuten der OG Thurgau vgl. 8'912, 0/3, § 5).
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| Da sich - entsprechend dem Stiftungszweck - in praktisch allen Unterlagen der Winkelriedstiftung sensible Personendaten finden, unterliegt 8'912, 8, mehr oder weniger integral - d. h. inklusive Jahresberichte und -rechnungen - den entsprechenden verschärften Schutzbestimmungen.
Was die Sektionen der OG Thurgau betrifft (8'912, 9), haben sich im vorliegenden Bestand nur wenige Unterlagen angesammelt; es handelt sich dabei im Wesentlichen um Jahresberichte. Im Fall der Sektionen Frauenfeld und Kreuzlingen wurden die Akten integral aus dem vorliegenden Bestand entfernt und in die Bestände 8'936 (OG Frauenfeld) bzw. 8'937 (OG Kreuzlingen) integriert. Der pertinente Verstoss gegen geltende archivische Grundregeln wurde dabei als wesentlich weniger gravierend erachtet als der Gewinn auf der Seite der Benutzungsfreundlichkeit. Die wenigen Unterlagen zu den Sektionen Weinfelden (und Umgebung), Oberthurgau und Romanshorn wurden hier belassen; das Staatsarchiv behält sich vor, die entsprechenden Dossiers aufzulösen, sollte eines Tages ein bedeutendes Konvolut einer dieser Sektionen auftauchen.
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Bestandsgeschichte: | In vier Ordnern gelangten im Januar 1971 Unterlagen aus den Jahren 1936-1946 und 1951-1964 ins Staatsarchiv. Weitere vier Ordner folgten am 7. November 1979, sie betrafen den Zeitraum 1970-1976.
Rund zwei Laufmeter Unterlagen aus der Zeit von 1825 bis 1930, die sich während Jahrzehnten in der Kantonsbibliothek angesammelt hatten, wurden von den dort befindlichen Bibliotheksbeständen der OG getrennt und am 16. März 1999 ins Staatsarchiv transferiert (vgl. Ablieferungsprotokoll 1999-18).
Aus der Hand von Niklaus Stähli schliesslich gelangte am 17. März 1999 rund ein Laufmeter Unterlagen aus dem Zeitraum 1894-1990 ins Staatsarchiv; sie betrafen zur Hauptsache die Winkelriedstiftung, aber auch die Offiziersgesellschaft selbst.
Das ursprüngliche Findmittel wurde im Oktober und November 1999 von Beat Gnädinger, Dr. phil., erarbeitet; die Bearbeitungszeit betrug rund 120 Stunden.
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Direktübernahme von Provenienzstelle: | Ja.
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Kassierte oder anderweitig platzierte Unterlagen
Kassierte Unterlagen - 8'912, 7: Laufzettel zu den zirkulierenden Bücherpaketen 1855-1863, 1870-1873, 1907-1910; Empfangsscheine für ausgeliehene Bücher 1890-1911; Rücklauf auf das Zirkular vom Dezember 1881 zur Reaktivierung des Lesezirkels. Vgl. überdies den Kommentar zu 8'912, 7/21.
Anderweitig platzierte Unterlagen - 8'912, 3: Skizze eines Denkmals für General Johannes Weber von Otto Meyer, Nov. 1887: StATG, Karten und Pläne Nr. 01272.
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 8'912'*, */*
Quellenverzeichnis: StATG 8'912 Offiziersgesellschaft des Kantons Thurgau 1825-1992
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | 4'470, Militär, Ausserdienstliche Tätigkeit (Aus 4'470'0 wurden am 25. Okt. 1999 sechs Protokollbände entfernt und zur Integration in 8'936, OG Frauenfeld, vorgesehen.) 8'629, Hans Max Heitz, Evakuationskommissär 8'668, Hans Kobelt, Oberst 8'913, Kantonalverband der Thurgauischen Unteroffiziersvereine 8'914, Kantonalverband der Thurgauischen Unteroffiziersvereine 8'919, Vereinigung ehemaliger Guiden 7 8'932, Veteranenvereinigung Mot Drag Schw 43 8'935, Thurgauischer Kantonal-Schützenverein 8'936, Offiziersgesellschaft Frauenfeld 8'937, Offiziersgesellschaft Kreuzlingen
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Veröffentlichungen: | 1833-1933. Zum hundertjährigen Bestand der Schweizerischen Offiziersgesellschaft. Überreicht vom Herausgeber der Schweizerischen Monatschrift für Offiziere aller Waffen. = Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen und Organ für Kriegswissenschaft 45 (1933), hrsg. von M[arkus] Feldmann et al., [Bern] 1933.
Das Grenztor Kreuzlingen in Geschichte und Gegenwart. 100 Jahre Offiziersgesellschaft Kreuzlingen 1887-1987. Mit Beiträgen von Bruno Meyer, Hermann Lei jun., Max Steiner, Martin Bänziger, René Imesch und Ernst Mühlemann sowie einem Nachwort von Arnold Koller. Redaktion: Peter Forster, Martin Bänziger, [Frauenfeld 1987].
Die Schweizerische Offiziersgesellschaft 1833-1933, im Auftrage der Schweizerischen Offiziersgesellschaft verfasst von Dr. Ernst Zschokke, Major z. D., Zofingen 1933.
150 Jahre Schweizerische Offiziersgesellschaft - 150 ans Société Suisse des Officiers - 150 anni Società svizzera degli ufficali - 150 onns Societad svizra dals uffiziers 1833-1983. ASMZ, Frauenfeld 1983.
Jaun, Rudolf: Der Schweizerische Generalstab VIII: Das Schweizerische Generalstabskorps 1875-1945. Eine kollektiv-biographische Studie, Basel/Frankfurt a. M. 1991.
Vgl. i. S. Literatur auch 8'912, 12.
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End of term of protection: | 12/31/2012 |
Permission required: | Keine |
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Accessibility: | Oeffentlich |
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