8'945 Bund für Volk und Heimat, Sektion Thurgau (1933-1936) \ Gotthard-Bund, Sektion Thurgau (1940-1969), 1933-1946 (Hauptfonds)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:8'945
Title:Bund für Volk und Heimat, Sektion Thurgau (1933-1936)
Gotthard-Bund, Sektion Thurgau (1940-1969)
Creation date(s):1933 - 1946
Entstehungszeitraum, Streudaten:1948
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:0.40
Number:3

Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Bund für Volk und Heimat
Der Bund für Volk und Heimat (BVH) wurde im März 1933 in Langenthal gegründet. Obwohl er sich stets deutlich von ausländischen Vorbildern distanzierte, bestanden inhaltliche wie personelle Verbindungen zu anderen schweizerischen Erneuerungsbewegungen der 1930er Jahre. So organisierte der BVH im Sommer 1933 in Vindonissa und in Forch bei Zürich zusammen mit anderen Frontenbewegungen zwei grosse Volkskundgebungen. Mit intensiver Propaganda durch die Wochenzeitung "Eidgenössische Zeitung für Volk und Heimat" und Flugschriften zu politischen Sachthemen suchte der BVH zum Sammelbecken patriotisch-national orientierter Bürger zu werden. Interne Differenzen, vorab eine Abspaltung von Sympathisanten des Nationalsozialismus Ende 1933, trugen jedoch schon früh ebenso zur Schwächung der Bewegung bei wie die Wahrnehmung von aussen als kapitalgebundene Interessensgruppierung, was zur Verballhornung des BVH-Kürzels als „Bund vornehmer Herren“ führte. Im Juni 1936 entschloss man sich daher zur Auflösung. Den verbliebenen Mitgliedern wurde empfohlen, dem Schweizerischen Vaterländischen Verband, einem weiteren rechtsbürgerlichen, antikommunistischen Verein, beizutreten. Im Thurgau, so Schoop, blieb der BVH "ohne Bedeutung" (Schoop, Albert: Geschichte des Kantons Thurgau Bd. 1. Chronologischer Bericht, Frauenfeld: Huber 1987, S. 311.). Es muss jedoch festgehalten werden, dass eine adäquate historische Beurteilung der Bedeutung des BVH auf nationaler wie auf kantonaler Ebene ein Postulat für die Zukunft bleibt, denn auch hier ist der Mangel an fundierter Forschungsliteratur frappant.

Gotthardbund
Besorgt um die geistig-seelische Verfassung des Schweizer Volkes nach der Einkreisung durch die Achsenmächte gründete eine Gruppe von Männern verschiedener politischer Richtungen und geistiger Strömungen, mehrheitlich aus dem grossbürgerlichen Milieu stammend, am 30. Juni 1940 den Gotthardbund. Juden und Freimaurer waren ausgeschlossen, weil sich der Gotthardbund gemäss Satzung auf die christliche Tradition der Eidgenossenschaft berief. Ziel des Bundes war die Stärkung des Willens zur Landesverteidigung und die Überwindung der Interessengegensätze. An Pressekonferenzen und Heimatabenden, in Versammlungen und Kursen sowie durch Inserate, Plakate und Broschüren warben die rund 8'000 in Kantons- und Ortsgruppen organisierten Mitglieder für die gemeinsame Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben wie Anbauschlacht, Familienschutz, Altersvorsorge und Arbeitsbeschaffung. Weitere Programmpunkte der Erneuerungsbewegung waren die Forderung nach einer autoritären Demokratie, einer korporativen Wirtschaftsordnung und einer Neuordnung des politischen Systems. 1951 erfolgte eine Konzentration der Tätigkeiten auf nationaler Ebene. In über 300 Briefen wurden die wichtigsten Probleme der Nachkriegszeit erörtert, um Antworten auf die neuen Herausforderungen zu finden. Der Bund wurde 1969 aufgelöst (aus: Senn, Hans: Gotthardbund, in: Historisches Lexikon der Schweiz, online-Ausgabe, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17417.php, Version vom 31.08.2015).
Konstatiert werden muss hierbei, dass eine historische Beurteilung zusätzlicher Forschungsanstrengungen bedarf. Während beispielsweise für die Nationale Front eine befriedigende Anzahl Forschungsarbeiten vorliegt, sind für den Gotthardbund nur wenige Darstellungen vorhanden. Auch Christian Gassers Eigendarstellung des Bundes mag hierfür notwendig sein, hinreichend für eine Beurteilung ist sie jedoch nicht.
Biografie Jakob Walter Keller
*4.12.1890 in Alterswilen, † 5.12.1946 in Frauenfeld, reformierter Konfession, von Dotnacht, Sohn des Jacob, Schneidermeister, und der Anna Susanna Forster, Geschäftsfrau (StATG F 1‘5), sieben Geschwister, darunter Maria Martha, Handarbeitslehrerin (StATG F 1'3) und Anna Susanna Forster Keller, Hausfrau (StATG F 1‘4). oo1927 Ida Hoerni, Tochter des Walter und der Lucia von Allmen. 1907-1911 Besuch des Lehrerseminars Kreuzlingen. 1911-1915 Lehrer an der Deutschschweizer Schule in Genf. 1915-1916 Studium phil. I an der Universität Zürich. 1917-1920 Lehrer an der Deutschschweizer Schule in Lugano. 1920-1925 Aufenthalt in den USA als Lehrer an verschiedenen Schulen; weitere Studien in Anglistik. Seit dieser Zeit bis zum Lebensende Beschäftigung mit Pestalozzi. 1926 Rückkehr in die Schweiz und verschiedene Anstellungen als Lehrer im Thurgau. 1930 Wahl zum Konviktführer und Lehrer an der Kantonsschule Frauenfeld. Im selben Jahr Geburt des Sohnes Konrad. 1932 Geburt der Tochter Beatrice. Ab 1933 bis 1936 Engagement im Bund für Volk und Heimat, ab 1940 bis zu seinem Lebensende im Gotthardbund.

Veröffentlichungen von Jakob W. Keller
Keller, Jakob Walter: Der Thurgau von morgen. Gesunde Gemeinden. Zur Revision des thurgauischen Gemeinde-Organisationsgesetzes, in: Gotthard-Brief der Kantonsgruppe Thurgau, 27.01.1945, S. 1-7.
Keller, Jakob Walter: Ein Vorläufer der Pestalozzibewegung in den Vereinigten Staaten, in: Mitteilungen des Instituts zur Förderung des Schul- und Bildungswesens und der Pestalozziforschung Bd. 2, Berlin 1932, S. 129-142.
Pestalozzi, Johann Heinrich: An die Mütter Grossbritanniens. Briefe Pestalozzis an seinen Freund James Pierrepont Greaves über die Entwicklung des kindlichen Geisteslebens, aus dem Englischen zurückübersetzt von Keller, Jakob Walter, Beilage zum Bericht der thurgauischen Kantonsschule, Schuljahr 1935/36, Frauenfeld 1936.
Bestandsgeschichte:Beim vorhandenen Material zum Gotthardbund und zum Bund für Volk und Heimat handelt es sich um einen Teil des Nachlasses von Jakob Walter Keller. Dieser wurde am 14.08.2015 von der Kantonsbibliothek Thurgau dem Staatsarchiv übergeben. Zuvor war er im Besitz von Barbara Fatzer, die den gesamten Nachlass von Elisabeth Keller-Graf, der Schwiegertochter von Jakob Walter Keller, übernommen hatte, als sie aus dem Elternhaus ihres verstobenen Ehemannes an der Unteren Weinackerstrasse 18 in Frauenfeld auszog. Fatzer separierte die vorliegenden Akten zu BVH und Gotthardbund vom Nachlass Kellers und übergab sie 2013 oder 2014 der Kantonsbibliothek, wo sie ohne Findmittel oder Grobordnung in einer Schachtel gelagert wurden.

Da der Bestand einem Nachlass entnommen wurde, spiegelt er sowohl Kellers persönliches Wirken in BVH und Gotthardbund wie er Informationen zur Arbeit der Bünde im Thurgau im Allgemeinen bietet. Abgesehen von Exemplaren des „Gotthard Briefs“, die durch Barbara Fatzer vor der Übergabe an die Kantonsbibliothek teilweise kassiert wurden, kann davon ausgegangen werden, dass der Bestand sämtliche Archivalien Kellers zum BVH und zum Gotthardbund enthält. Bemerkenswert ist hierbei, dass Dokumente über die Finanzen der Organisationen gänzlich fehlen. Weshalb das so ist, konnte auch nach Rücksprache mit Barbara Fatzer nicht eruiert werden.

Der Bestand wurde von Samuel Bosshart im September 2015 bearbeitet. Die Bearbeitungszeit betrug rund 25 Stunden.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Kassiert wurden Doubletten, umkopierte Dokumente, leere Couverts, das „Neue Handbuch für den Kompabilitäts- und Verpflegungsdienst“ von Fourieren, eine „Einladung der Offiziersgesellschaft“ und sieben Namensetiketten, die keiner Tagung zuortbar waren.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 8‘945, */*

Quellenverzeichnis: StATG 8'945 Bund für Volk und Heimat, Sektion Thurgau 1933-1936; Gotthard-Bund, Sektion Thurgau 1940-1969
Sprachen:Deutsch und Französisch

Sachverwandte Unterlagen:

Veröffentlichungen:Bütler, Heinz: „Wach auf Schweizervolk!“. Die Schweiz zwischen Frontismus, Verrat und Selbstbehauptung, 1914-1940, Gümlingen 1980.

Gasser, Christian: Der Gotthard-Bund. Eine schweizerische Widerstandsbewegung. Aus den Archiven 1940 bis 1948, Bern und Stuttgart 1984.

Perdrisat, Michel: Le directoire de la Ligue du Gothard, 1940-1945. Entre résistance et rénovation, Neuchâtel 2011.

Wolf, Walter: Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegungen in der deutschen Schweiz 1930-1945, Schaffhausen 1969.
 

Usage

End of term of protection:12/31/1966
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=546690
 

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