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9'36 Dr. Albert Knoepfli-Stiftung (Kartensammlung), 1176-2013 (Abteilung)
Identifikation |
Ref. code: | 9'36 |
Title: | Dr. Albert Knoepfli-Stiftung (Kartensammlung) |
Creation date(s): | 1176 - 2013 |
Level: | Abteilung |
Umfang |
Running meters: | 48.00 |
Datenvolumen (MB): | 218000 |
Anzahl Dateien: | 4114 |
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Kontext |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Knoepfli, Albert, *9.12.1909 Bischofszell, +14.12.2002 Aadorf, reformiert, von Illighausen (Gem. Lengwil), ab 1982 Ehrenbürger von Bischofszell, ab 1989 Ehrenbürger von Aadorf. Sohn des Heinrich Albert, Bankbeamten, und der Ernestine, geb. Müller. ∞1939 Eva Schaufelberger. Lehrerseminar Kreuzlingen. Studium der Kunst- und Musikwissenschaften, Geschichte, Germanistik und Romanistik in Basel, Grenoble und Perugia. 1935-45 Sekundarlehrer in Aadorf. 1945-74 Inventarisator der thurg. Kunstdenkmäler und erster thurgauischer Denkmalpfleger. Ab 1964 Dozent (1972 Titularprof.) für Denkmalpflege an der ETH Zürich, 1972-79 Leiter des von ihm gegründeten ETH-Instituts für Denkmalpflege. Zahlreiche Ehrungen, u.a. 1962 Dr. h. c. der Universität Zürich, 1982 Schinkelring des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz. HLS (Verena Rothenbühler)
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Bestandsgeschichte: | Schon als junger Sekundarlehrer sammelte Albert Knoepfli Landkarten. Später, als thurgauischer Denkmalpfleger sowie als Gründer und Leiter des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich, nutzte er die freien Stunden - nebst der Pflege der Musik - zur wissenschaftlichen Bearbeitung seiner kartografischen Sammlung. Im Lauf der Jahrzehnte wuchs der Sammlungsbestand auf über 8500 Einheiten an, die von Albert Knoepfli mit Inventarnummern versehen und in einem mehr als 10'000 Karteikarten umfassenden, chronologisch geordneten Zettelkatalog verzeichnet wurden. Die Sammlung befand sich zunächst an Knoepflis Wohnort im Sulzerhof Aadorf. 1975 wurde sie in die neu gegründete Dr. Albert Knoepfli-Stiftung eingebracht, die den Bestand dem Historischen Museum Bischofszell zwecks Bereicherung des Ausstellungsgutes unentgeltlich zur Verfügung stellte. Damals und in den beiden folgenden Jahrzehnten liessen sich drei bemerkenswerte Ausstellungen realisieren: "Marksteine kartographischer Kunst" (1975), "Die Alpen im Bilde und im Kartenbild" (1982) und "Amerika - Sieger und Besiegte der Kolumbuszeit" (1992). In Bischofszell wurde die Sammlung jahrzehntelang von Alex und Beatrice Thalmann betreut.
Während die Verzeichniseinheiten Nrn. 1-6539 zu Lebzeiten von Albert Knoepfli zusammengetragen wurden, bilden die Nrn. 6540-6999 nachträgliche Schenkungen von Adrian und Hedi Knoepfli-Bruderer, Zürich, der Bibliothek Bischofszell, Gianni Christen, Bischofszell, Alex Thalmann, Bischofszell, den Erben des Papierfabrikanten Gustav Laager (1867-1931), Bischofszell, Hans Vonbank, Bischofszell, Otto Stemmler, Siblingen, und Jürg Ganz, Frauenfeld. Die Sammlung wird nicht ergänzt. Als Findmittel diente bisher stets die Kartei, die Albert Knoepfli im Lauf der Zeit angelegt hatte. Allerdings wies diese da und dort Inkonsistenzen auf. Dies und die in konservatorischer und sicherheitstechnischer Hinsicht eher prekäre Unterbringung in einem viel zu kleinen und nur schwer zugänglichen Raum im zweiten Obergeschoss des Historischen Museums Bischofszell bewogen den Stiftungsrat, die Neuinventarisierung der Sammlung durch Cornelia Stäheli (2007-2011) und die anschliessende Verlegung ins neu erbaute Staatsarchiv des Kantons Thurgau in Frauenfeld (2013) zu beschliessen.
Der Bestand wurde bei der Neuerschliessung wie folgt gegliedert:
0 Findmittel 1 Dokumentationen 2 Fachbibliothek 3 Sammlung
Nachfolgend zu den einzelnen Fonds je ein paar Bemerkungen:
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| Fonds 0 Findmittel
Albert Knoepflis Kartei, das Findmittel zu Fonds 3, ist durch die Neuerschliessung zwar grundsätzlich obsolet geworden, wird aber weiterhin aufbewahrt, weil sie bei gewissen Detailfragen aufschlussreich sein kann, namentlich wenn es um Fragen der Provenienz geht.
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| Fonds 1 Dokumentationen
Fonds 1 wurde von Cornelia Stäheli im Sommer 2015 erschlossen.
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| Fonds 2 Fachbibliothek
Fonds 2 wurde im Jahr 2016 von André Viard erschlossen.
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| Fonds 3 Sammlung
Fonds 3 wurde von Cornelia Stäheli 2007-2011 (Nrn. 1-6539) bzw. im Sommer 2015 (Nrn. 6540-6999) erschlossen. Die folgenden Ausführungen zu Form und Inhalt der Sammlung beziehen sich nur auf die Erschliessungsetappe der Jahre 2007-2011.
1. Formale Aspekte
Sämtliche Sammlungseinheiten wurden anhand von rund zwei Dutzend Kriterien (u. a. Signatur, Standort, Titel, Kurzbeschreibung, Masse, Material, Technik und konservatorischer Zustand sowie Angaben zu Entstehungszeit, Autorschaft, Druckerei, Verlag, Provenienz und Sekundärliteratur) überprüft und katalogisiert. Die Erschliessungsarbeiten erfolgten am Sammlungsstandort im Historischen Museum Bischofszell mit der vom Staatsarchiv des Kantons Thurgau zur Verfügung gestellten Software scopeArchiv.
Formal gliedern sich die 8373 erschlossenen Einheiten der Sammlung in 2588 plan gelegte, gerollte oder gerahmte Einzelblätter, 5227 gefaltete Karten, Zeitschriften und Prospekte, 483 Bücher, Atlanten und Tafelwerke sowie 75 dreidimensionale Objekte. Diese liessen sich - aufsteigend nach Signaturen - folgenden neu geschaffenen Standortgruppen zuordnen:
A/1-A/3 Plan gelegte Blätter in drei Formatgruppen (in Mappen) A/4-A/6 Gerollte Blätter in drei Formatgruppen (auf Planschränken) A/7-A/9 Gerahmte oder auf Hartträger aufgezogene Blätter in drei Formatgruppen (Planschränke)
B/1 Grossformatig gefaltete Blätter, Zeitschriften und Prospekte (in Archivschachteln) B/2 Kleinformatig gefaltete Blätter, Zeitschriften und Prospekte (in Archivboxen)
C/1-C/4 Bücher, Atlanten, Tafelwerke und Mappen in vier Formatgruppen (offen in Regalen)
D Dreidimensionale Objekte (in Regalen)
Mit wenigen Ausnahmen wurden Einzelblätter von schädlichen Materialien (säurehaltige Kartons, Passepartouts, Klebbandreste und Kunststoffteile) befreit und in säurefreie Mappen und Archivschachteln umgepackt, Bücher und Atlanten von ihren bisherigen uneinheitlichen Standorten in benutzerfreundlichere offene Regale überführt. Gesondert zusammengestellt wurden die ebenfalls zur Dr. Albert Knoepfli-Stiftung gehörenden, aber erst nachträglich erschlossenen Bestände (Fachbibliothek, Neueingänge und Dokumentationsmaterial).
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| 2. Inhaltliche Aspekte
Die Sammlung der Dr. Albert Knoepfli-Stiftung umfasst gegen 8400 topografische und thematische Karten und Pläne, Panoramen, Ansichten, Atlanten, Bücher zur Vermessungskunde, Zeitungsausschnitte, Zeitschriften und Prospekte mit kartografischen Bestandteilen sowie dreidimensionale Objekte des 12. und des 15. bis 20. Jahrhunderts. Mit rund 430 Einheiten stammt nur knapp 5% des Sammlungsvolumens aus der Zeit vor 1800, während der gesamte übrige Bestand ins 19. (rund 1900 Einheiten) und ins 20. Jahrhundert (rund 6000 Einheiten) zu datieren ist.
Während bei den vor 1800 entstandenen Sammlungseinheiten keine ausgeprägte inhaltliche oder formale Ausrichtung feststellbar ist (man erwarb, was interessant erschien, erschwinglich war und im Handel gerade auftauchte), zeichnet sich bei den Belegen des 19. und 20. Jahrhunderts ein gewisses Streben nach Systematik und Vollständigkeit ab. So bilden zum Beispiel die Blätter der drei schweizerischen Standardwerke des 19. bzw. des 20. Jahrhunderts - Dufour-Karte, Siegfried-Atlas und Landeskarte der Schweiz - einen bezüglich Menge und Dichte deutlichen Schwerpunkt. Von ersterer besitzt die Dr. Albert Knoepfli-Stiftung 346 Blätter, vom Siegfried-Atlas 1715 Blätter (darunter eine nahezu geschlossene Folge der Erstausgabe) und von der Landeskarte der Schweiz 984 Blätter.
73 Einheiten (knapp 1%) des Sammlungsbestandes liessen sich als Manuskriptkarten (Unikate) identifizieren. Bei allen übrigen Belegen handelt es sich um druckgrafische Erzeugnisse: Buchdrucke, Holzschnitte, Kupferstiche, verschiedene Ätzverfahren, Stahlstiche sowie Lithografien nebst einer breiten Palette moderner Drucktechniken.
Die Sammlung der Dr. Albert Knoepfli-Stiftung verfügt über kartografisches Material aus der ganzen Welt, die geografischen Akzente liegen jedoch im schweizerischen Raum und hier namentlich im Thurgau bzw. in der Bodenseegegend, was aufgrund der Wohn- und Wirkungsstätten des Stifters gegeben zu sein scheint.
Unter den thematischen Karten bildet eine rund 350 Einheiten umfassende Gruppe von Schulatlanten sowie Schulhand- und Schulwand-Karten der Schweiz und der einzelnen Kantone den Hauptakzent - ein Umstand, der in der ursprünglichen Berufstätigkeit des Stifters als Lehrer gründen mag. Zudem nahm Albert Knoepfli wohl zu Recht an, dass kaum jemand diesen Kartentypus, weil in Massenauflagen hergestellt, je sammeln würde. Des Weiteren sind zahlreiche aussagekräftige Belege zur Verkehrs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte nennenswert.
Besonderes Augenmerk richtete Albert Knoepfli auf kartografische Illustrationen, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend für werbespezifische Zwecke und in den Medien eingesetzt wurden. Die Sammlung enthält rund 650 Belege dieser Art - Werbeprospekte und -geschenke, Verpackungsmaterial, Tischsets, Bekleidungsstücke sowie Gebrauchsartikel verschiedenster Ausrichtung. Mit dem Aufbewahren dieser gegenwärtig noch als «wertlos» zu deklarierenden Abteilung erhält die Sammlung eine ebenso originelle wie eigenwillige Richtung, die der einstigen Aussage des Stifters, ein Museum sei «der Ort, wo gesammelt wird, wenn von allem nichts mehr da ist», vehement die Stirn bietet.
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| 3. Findmittel, Signaturen
Eine sammlungsspezifische Knacknuss bot hauptsächlich der von Albert Knoepfli ab den 1970er Jahren (?) angelegte Zettelkatalog mit über 10’000 Karteikarten, deren Einträge in die elektronische Bestandesaufnahme einfliessen mussten. Dabei ergaben sich teilweise unüberwindbare Schwierigkeiten bezüglich Lesbarkeit und Interpretation der oftmals in Kürzeln oder Stichworten festgehaltenen Notizen, und nicht immer ging klar hervor, ob ein bereits mit einer Signatur gekennzeichneter Eintrag als physische Einheit tatsächlich in der Sammlung vorhanden war. Ein weiteres Problem stellten die Textinhalte der Karteikarten dar, die vorwiegend den Forschungsstand der 1960er, 1970er und 1980er Jahre repräsentieren und daher oft einer zumeist die Signaturen, Autorschaften und Datierungen betreffenden Korrektur oder Präzisierung bedurften.
Hin und wieder führte die unscharfe Trennung zwischen Eigentum des Historischen Museums Bischofszell und der Dr. Albert Knoepfli-Stiftung zu Unsicherheiten, da ein Teil des kartografischen Materials sowohl in der (unvollständigen) museumseigenen Kartei als auch in jener der Dr. Albert Knoepfli-Stiftung aufgeführt ist, ohne präzisen oder mit widersprüchlichem Besitzesnachweis. In Zweifelsfällen wurde unter dem Erfassungskriterium "Provenienz" ein entsprechender Vermerk angebracht.
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| Ausgewählte Karten und Pläne wurden 2012 durch einen privaten Dienstleister gescannt. Die Digitalisate wurden 2022 von Martin Polt nachbearbeitet und ins digitale Staatsarchiv importiert. Der Arbeitsaufwand von Martin Polt betrug 75 Stunden. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 9'36, */*
Quellenverzeichnis: StATG 9'36 Dr. Albert Knoepfli-Stiftung (Kartensammlung) 1176-2013
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Sachverwandte Unterlagen: |
Veröffentlichungen: | Blumer 1957: Blumer, Walter: Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802. Mit einem Überlick über die Geschichte der Karten und Atlanten, kurzen Beschreibungen, historischen und biographischen Anmerkungen und Abbildungen, hrsg. von der Schweizerischen Landesbibliothek, Bern: Kommissionsverlag Kümmerly & Frey: Geographischer Verlag, 1957 (Bibliographia Helvetica; 2).
Dürst, Arthur: Die Dr. Albert Knoepfli-Stiftung/Kartographie, in: Die Erweiterung des Museums Bischofszell. Mitteilungen aus dem Thurgauischen Museum 32 (1999), S. 55-60.
Klöti, Thomas: Erschliessung der Kartensammlung von Albert Knoepfli in Bischofszell, in: Cartographica Helvetica 37 (2008), S. 46.
Knoepfli, Albert: Marksteine kartographischer Kunst [269 Exponate], Bischofszell 1975 [hektographiert].
Knoepfli, Albert: Die Alpen im Bilde und im Kartenbild [268 Exponate], Bischofszell 1982 [hektographiert].
Knoepfli, Albert: Amerika - Sieger und Besiegte der Kolumbuszeit [92 Exponate], Bischofszell 1992 [hektographiert].
Marti, Thomas; Stäheli, Cornelia: Bibliothek der Dr. Albert Kneopfli-Stiftung, Bischofszell, in: Handbuch der Historischen Buchbestände in der Schweiz, Bd. 2, Hildesheim/Zürich/New York 2011, S. 478–481.
Stäheli, Cornelia: Der Umzug der Knoepfli-Sammlung nach Frauenfeld. Ein neues Zuhause für das Weltbild des heiligen Brendan und eine Sprüngli-Verpackung, in: Forum KGS 22, 2014 (Kartografie und Kulturgüterschutz), S. 45–50.
Von den Brincken, Anna-Dorothee: Das Weltbild des irischen Seefahrer-Heiligen Brendan in der Sicht der 12. Jahrhunderts, in: Cartographica Helvetica 21 (2000), S. 17-21. |
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