9'43 Rachmanowa Alja (1898-1991), Schriftstellerin, 1774 (ca.)-2015 (Abteilung)

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Identifikation

Ref. code:9'43
Title:Rachmanowa Alja (1898-1991), Schriftstellerin
Creation date(s):approx. 1774 - 2015
Level:Abteilung

Umfang

Running meters:21.00

Kontext

Name der Provenienzstelle:Nachlass Alja Rachmanowa via Kantonsbibliothek Thurgau; Notariat Aadorf; Dritte
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Rachmanowa Alja, *27.6.1898 (Galina Djurjagina) Kasli (Ural, Russland), 11.2.1991 Ettenhausen (heute Gem. Aadorf), russisch-orthodox, ab ca. 1931 katholisch, Russin bzw. Österreicherin (durch Heirat). Tochter des Nikolai, Eisenbahnbeamten, und der Serafina Michailowna Timofejewa. ∞ 1921 Arnulf von Hoyer, Lehrer (Dr. phil.), Kriegsgefangener in Sibirien. 1926 aus der UdSSR ausgewiesen. Kurzzeitig Führung eines Milchgeschäfts im Wiener Bezirk Währing, 1927 Übersiedlung nach Salzburg. 1931 erschien Rachmanowas erstes, mehrmals aufgelegtes Buch über ihre Erlebnisse während der Revolution und im russischen Bürgerkrieg ("Studenten, Liebe, Tscheka und Tod"), das ihr zu Berühmtheit verhalf. Eine erste Lesereise führte sie 1934 in die Schweiz. Im Frühling 1945 fiel das einzige Kind des Ehepaars im Krieg. Kurz danach flüchteten sie in die Schweiz (zuerst Winterthur, ab 1949 Ettenhausen). Hier verfasste Rachmanowa neben autobiographischen Werken v. a. Roman-Biografien über Persönlichkeiten der russisschen Kultur (Übersetzung ins Deutsche von ihrem Mann).

HLS (Heinrich Riggenbach)
Bestandsgeschichte:Alja Rachmanowa vermachte ihren schriftstellerischen Nachlass, die Bibliothek, Kunstgegenstände und "alles was zur Einrichtung eines 'Rachmanowazimmers' gebraucht wird", testamentarisch dem Kanton Thurgau unter der Auflage, diesen Nachlass "soweit möglich der Oeffentlichkeit in geeigneter Form zugänglich zu machen" (vgl. Testament von Alja Rachmanowa vom 13.1.1984).

Die Übernahme des Nachlasses erfolgte offensichtlich unter zum Teil chaotischen Umständen. Nach Aussage von Heinz Reinhart, der gemeinsam mit Marianne Luginbühl von der Kantonsbibliothek für die Übernahme des Nachlasses zuständig war, hatte die Nachbarin und langjährige Pflegerin von Alja Rachmanowa, Maria Sprenger, vorgängig zur Übernahme durch den Kanton schon eine "Vorordnung" des Nachlasses vorgenommen und dabei auch Unterlagen (z. B. intime Fotos von Alja Rachmanowa) vernichtet. Nach einer Kurzaufzeichnung der Kantonsbibliothek zur Übernahme vom 27.6.1991 war der Zustand des Nachlasses ausserdem "nicht sehr gut", weswegen Teile des Nachlasses "beseitigt" wurden (vgl. Riggenbach, Heinrich: Der Nachlass von Alja Rachmanowa, S. 5). Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes zahlreicher Bücher wurde auch nicht die gesamte Bibliothek des Ehepaars von Hoyer-Rachmanowa (ursprünglich wohl etwa 5'000 Bände) übernommen. Die russischsprachigen Titel wurden an die Zentralbibliothek in Zürich gegeben (vgl. das Verzeichnis im Bestandsdossier). (Kunst-)Gegenstände aus dem Nachlass wurden dem Historischen Museum des Kantons Thurgau übergeben; ein Teppich ging nach Aussage von Heinz Reinhart aber auch an den Greuterhof. Der aktuelle Aufbewahrungsort lässt sich daher nicht in jedem Einzelfall eruieren, zumal die Inventarisierung im Historischen Museum bis 2017 nicht systematisch erfolgte. Einige Fotos in Rahmen wurden am 14.8.2015 vom Historischen Museum dem Staatsarchiv überlassen und dem Bestand bei der Neubearbeitung eingegliedert.

Ein Teilnachlass der Schriftstellerin wird von Ilse Stahr, A-Salzburg, aufbewahrt, die nach eigener Aussage während der Aufräumarbeiten im Haus der verstorbenen Schriftstellerin Kontakt mit Maria Sprenger knüpfte. Diese legte in der Folge Material für sie bei Seite (vgl. Stahr, Ilse: Das Geheimnis der Milchfrau in Ottakring, Wien 2012, S. 10 f.). Dabei handelt es sich nach persönlicher Information von Ilse Stahr um Briefe aus der Schweizer Zeit v. a. von Salzburger Adressaten (insbesondere Dankesbriefe für Pakete der von Hoyers nach Österreich), Fotos, Dias, Zeitungsausschnitte (mit Rezensionen zu Werken von Rachmanowa) und "Tagebücher" (Taschenkalender bzw. Notizhefte) aus der Schweizer Zeit. Ob der "offizielle" Nachlass zu diesem Zeitpunkt schon in die Kantonsbibliothek des Kantons Thurgau gebracht worden war oder ob die Aktionen parallel erfolgten, konnte nachträglich nicht mehr geklärt werden. Ilse Stahr vermutet, dass es sich bei dem von ihr aufbewahrten Material zum grossen Teil um Doppel handelt, die auch im Nachlass im StATG vorhanden seien.

Der schriftstellerische Nachlass wurde zunächst in der Kantonsbibliothek des Kantons Thurgau aufbewahrt, wo er 1997 von Heinrich Riggenbach mit Mitteln des Lotteriefonds inventarisiert wurde. 1998 wurde ein erstes Inventar veröffentlicht, das 2010 in ergänzter Form vorgelegt wurde (Riggenbach, Heinrich: Der Nachlass von Alja Rachmanowa (Galina von Hoyer) in der Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld 2010).

Am 2. Dezember 2013 wurde der Bestand ins Staatsarchiv des Kantons Thurgau übernommen (vgl. Ablieferungsprotokoll 2013-075). Im Zeitraum von September 2015 bis April 2017 (560 Stunden) wurde der gesamte Bestand von Annkristin Schlichte neu verzeichnet und verpackt, wobei Teile des Bestandes auch neu geordnet wurden (insbesondere das Bildmaterial).
Der Zustand des Nachlasses war bei der Übernahme durch die Kantonsbibliothek schlecht. Bei der Neubearbeitung im Staatsarchiv wurden nochmals umfangreiche restauratorische Arbeiten (insbesondere an den Tagebüchern) vorgenommen. Zum Teil musste Material entschimmelt oder es mussten Frassspuren ausgebessert werden.

Im Zusammenhang mit der Neubearbeitung des Nachlasses im StATG und der Pensionierung des Notars Markus Oswald, der als Nachfolger seines Vaters die Aufgabe des Testamentsvollstreckers übernommen und in dieser Rolle die Rechte an den Werken von Rachmanowa verwaltet hatte, wurden die Urheber- und Verwertungsrechte an das Staatsarchiv übertragen.

Gleichzeitig wurden am 23.4.2015 Ausgaben der Werke von Rachmanowa und weiteres Material (darunter zwei Originalmanuskripte, Verlagskorrespondenz und -verträge sowie Unterlagen zur Vormundschaft für Alja Rachmanowa) vom Notariat Aadorf übernommen. Diese Unterlagen wurden in den Bestand eingeordnet (insbesondere in Fonds 0, aber auch in die Dossiers 9'43,2.0/13 und 2.0/14; Originalmanuskripte in die Dossiers 9'43, 3.1.0/8.1-8.3 sowie 9'43, 3.1.1/7.1 und 7.2). Auch Material aus dem Bestandsdossier der Kantonsbibliothek wurde im Zuge der Neubearbeitung dem Bestand eingegliedert.

Bei der Neubearbeitung im Staatsarchiv wurden die von Heinrich Riggenbach gebildeten Hauptfonds analog zur Ordnung der anderen literarischen Nachlässe im Staatsarchiv umgestellt. Innerhalb der Hauptfonds wurde jedoch die von Riggenbach gebildete Ordnung im Grossen und Ganzen beibehalten. Lediglich einzelne Dossiers wurden umplatziert, wo dies der Stringenz geschuldet schien. Die Signaturen wurden gemäss dem Signatursystem des Staatsarchivs neu vergeben; die von Riggenbach vergebenen Signaturen wurden im Feld "alte Signaturen" erfasst. Die beiden Inventare von Heinrich Riggenbach sind durch die Neubearbeitung im Staatsarchiv überholt.

Fotos, Filmnegative und -positive wurden im Zuge der Neubearbeitung thematisch und chronologisch neu geordnet und tiefer erschlossen. Durchgehend wurde, wo im Inventar von Riggenbach nicht vorhanden, eine Datierung vorgenommen. Die Datierung der Typoskripte (insbesondere bei den unveröffentlichten Werken und den kleinen Prosawerken und Fragmenten in den Fonds 9'43, 3.1 und 9'43, 3.2) und des Bildmaterials konnte in vielen Fällen nur annäherungsweise vorgenommen werden, da häufig jeglicher Hinweis auf den Entstehungszeitpunkt fehlt.

Bei dem Nachlass von Alja Rachmanowa handelt es sich eigentlich um einen Familiennachlass, denn neben den Dokumenten aus dem Besitz der Schriftstellerin selbst finden sich im Bestand auch persönliche Dokumente ihres Mannes Arnulf von Hoyer (und aus dessen Familie) sowie des gemeinsamen Sohnes Alexander. Ausserdem ist der Nachlass ein sogenannter "angereicherter" Nachlass: Neben Unterlagen, die bei der Nachlasserin selbst geäufnet wurden, wurden dem Nachlass immer wieder (auch im Zuge der Neubearbeitung im Staatsarchiv) Dokumente anderer Provenienz hinzugefügt (z. B. Briefe, Post- und Widmungskarten von Alja Rachmanowa an Dritte, ausserdem einzelne Dossiers in den Fonds 9'43, 4.2, 4.3 und 4.6 sowie der Fonds 9'43, 5.5). Überdies wurden die Bücher Alja Rachmanowas vom Staatsarchiv systematisch erworben.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Bewertung und Kassation waren im Rahmen der Neubarbeitung nicht vorgesehen, da der Bestand schon einmal inventarisiert worden war. Dennoch wurde bei der Bearbeitung entschieden, circa 1.300 Farbdias in 8 Holz- und zwei Kartonschachteln mit Aufnahmen von verschiedenen Kunstwerken, die Heinrich Riggenbach unter der Signatur Rach G-5-b summarisch erfasst hatte, sowie die Aufnahmen eines zwischen 1855 und 1875 erschienenen Sanskrit-Wörterbuchs (aufbewahrt in einem Holzkasten, mit Nachträgen in einer Schachtel, von Heinrich Riggenbach unter der Signatur Rach G-4-l erfasst) zu kassieren. In beiden Fällen handelt es sich um Sammlungen Arnulf von Hoyers und nicht der Nachlasserin selbst. Ebenfalls kassiert wurde eine Schachtel mit 19 leeren Filmkapseln (alte Signatur Rach G-4-h).

Bei den von Heinrich Riggenbach unter der Signatur Rach G-4-k summarisch erfassten Reproduktionen aus sprachwissenschaftlichen Werken sowie von Quellen und Sekundärliteratur, die Alja Rachmanowa für ihre Arbeit benutzte, wurde auf eine detallierte Erschliessung verzichtet.

Wie oben erwähnt, wurde die Bibliothek des Ehepaars von Hoyer-Rachmanowa schon bei der Übernahme des Bestandes aufgrund des schlechten Zustands zahlreicher Bücher nur in Teilen übernommen. Während der Bearbeitung des Nachlasses durch Heinrich Riggenbach verschwanden dann weitere Buchtitel (vgl. Mail von Heinrich Riggenbach vom 17.3.2016 im Bestandsdossier). Aufgrund der Lückenhaftigkeit der Bibliothek wurde entschieden, die restlichen Bücher (mit Ausnahme der Widmungsexemplare) zu kassieren. Ebenso wurden die Musikalien mit Ausnahme der Widmungsexemplare kassiert. Eine Liste der ursprünglich übernommenen Buchtitel und Musikalien ist als Anhang des Inventars von Heinrich Riggenbach vorhanden.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 9‘43, */*

Quellenverzeichnis: StATG 9'43 Rachmanowa Alja (1898-1991), Schriftstellerin 1774-2015
Reproduktionsbestimmungen, Copyright:Urheber- und Verwertungsrechte liegen beim Staatsarchiv Thurgau.
Sprachen:Deutsch, Russisch.

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:StATG 8'405 Verlag Huber, Frauenfeld

StATG 9'46 Larese Dino, (1914-2001), Kulturvermittler

StATG Slg. 15, 8'6/92-97

Historisches Museum des Kantons Thurgau: Gegenstände aus dem Nachlass Alja Rachmanowa (Galina von Hoyer-Djuragin) (1898-1991). Zu einem grossen Teil nicht inventarisiert.

Zentralbibliothek Zürich: Bücher in slawischen Sprachen aus dem Nachlass der Schriftstellerin Alja Rachmanowa (1898-1991). Systematisches Verzeichnis 1997.

Literaturarchiv A-Salzburg (ohne Detailerschliessung) / Sammlung Ilse Stahr (A-Salzburg).
Veröffentlichungen:Grieser, Dietmar: Alja Rachmanowa. Im Westen viel Neues, in: ders.: Alle meine Frauen. Eine Porträtgalerie, St. Pölten/Salzburg 2006, S. 61-73.

Ders.: Milchfrau in Ottakring. Alja Rachmanowa, in: ders.: Wien. Wahlheimat des Genies, München 1996, S. 60-66.

Ders.: Alja Rachmanowa. XVIII., Hildebrandgasse 16. Milchfrau in Währing, in: ders.: Wiener Adressen. Ein kulturhistorischer Wegweiser, Frankfurt am Main 1989, S. 184-188.

Haslinger, Adolph: Künstler begegnen Österreich. Auf den Spuren berühmter Österreicher, Wien 2011, S. 159-170.

Hausbacher, Eva: Alja Rachmanowa 1898.1991, in: Hausbacher, Eva; Veits-Falk, Sabine (Hrsg.): Das Russische Salzburg in ausgewählten Porräts, Salzburg 2021 (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg; Beiheft 3), S. 28-31.

Kuschtewskaja, Tatjana: Russinnen ohne Russland. Berühmte russische Frauen in 18 Porträts, Düsseldorf 2012, S. 155-164.

Luginbühl, Marianne: Russische Literatur im Thurgau: Alja Rachmanowa, in: Verein Thurgauerinnen gestern - heute - morgen (Hrsg.): Bodenständig und grenzenlos. 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld/Stuttgart/Wien 1998, S. 153-155.

Ott, August: Alja Rachmanowa (1898-1991), Schriftstellerin, in: Louis Hürlimann: Ettenhausen. Ein Gang durch seine Geschichte, Frauenfeld 1999, S. 147-149.

Popiolek, Ursula; Faust, Siegmar (Hrsg.): Utopie und Terror. Alja Rachmanowa und Alexander Solschenizyn. Zwei russische Schriftsteller-Phänomene, Ausstellungsführer, Berlin 2010.

Rachmanowa, Alja: [Kurzbiographie], in: Arbeitsgemeinschaft Mittelstufe des Thurgauischen Vereins für Handarbeit und Schulreform (Hrsg.): Thurgauer Heimatkunde, 1955, Band 4, S. 146-147.

Stahr, Ilse: Das Geheimnis der Milchfrau in Ottakring. Alja Rachmanowa. Ein Leben, Wien 2012.

Teildruck: Riggenbach, Heinrich: Inventar des Nachlasses von Alja Rachmanowa (Galina von Hoyer). Werke, Briefe, Tagebücher, Frauenfeld 1998.
Quickaccess:Quickaccess01;Quickaccess04
 

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End of term of protection:12/31/2035
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