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8'943 Verein und Kinderheim St. Iddazell Fischingen (1879-1978), 1879-1978 (Hauptfonds)
Identifikation |
Ref. code: | 8'943 |
Title: | Verein und Kinderheim St. Iddazell Fischingen (1879-1978) |
Creation date(s): | 1879 - 1978 |
Entstehungszeitraum, Streudaten: | 1857 - approx. 2014 |
Level: | Hauptfonds |
Umfang |
Running meters: | 32.00 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Verein und Kinderheim St. Iddazell Fischingen |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | 1. Verein, Kinderheim und Schulen
Im Jahre 1879 errichtete Dekan Jakob Bonifaz Klaus (1823-1892), der Gründer der kleinen Waisenanstalt St. Iddaheim bei Lütisburg/SG, in den Gebäuden des 1848 aufgehobenen Benediktinerklosters Fischingen eine Erziehungsanstalt für arme Kinder und Waisen. Zu diesem Zweck gründete er eine Aktiengesellschaft, welche das Kloster mit den dazugehörigen Liegenschaften sowie der Fahrnis für Fr. 220'000.- kaufte. Die erste Generalversammlung der Aktiengesellschaft fand am 27. Oktober 1879 statt, und bereits am 3. November 1879, dem Gedenktag der heiligen Idda, wurde die Waisenanstalt St. Iddazell-Fischingen mit sechs Kindern und zwei Ordensschwestern aus Menzingen/ZG eröffnet. Ab dem 1. Januar 1880 kam die Führung einer internen Primarschule hinzu. Die zweite Generalversammlung der Aktiengesellschaft am 7. Juni 1880 kann als eigentliche Eröffnungsfeier der Waisenanstalt mit Gästen und Festgottesdienst bezeichnet werden.
Am 28. November 1887 erfolgte eine erste Statutenrevision: Die Bezeichnung „Aktiengesellschaft“ fiel weg, neu nannte man sich Verein für die Waisenanstalt St. Iddazell, „um ungehinderter und doch conform dem neuen Obligationenrecht agieren zu können“ (aus dem Protokoll, Schildknecht, S. 14).
1894 wurde der Kindergarten und die Primarschule (1. bis 9. Klasse) durch eine besondere Abteilung für kleinere Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren ergänzt.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten zwei Revisionen der Vereinsstatuten, welche sich auch auf den Namen der Institution auswirkten: ab der Generalversammlung vom 28. Juni 1926 nannte sich der Verein Waisenanstalt und Kinderheim, am 13. Februar 1933 wählte die Versammlung den Namen Erziehungsheim St. Iddazell.
In den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts plante man einen Ausbau des pädagogischen Angebots der Anstalt: Für Kinder mit schwachen schulischen Leistungen wurde 1934 eine Förderklasse eingerichtet. Aufgrund der Nachfrage konnte diese bereits zwei Jahre später mit einer zweiten Abteilung der sog. Spezialschule erweitert werden.
Ein einschneidendes Ereignis für das Kinderheim im Kloster Fischingen bildete der Grossbrand von 1941: In der Nacht vom 4. auf den 5. Januar zerstörte ein Brand das 150 Meter lange Ökonomiegebäude des Klosters, in welchem ein Schulzimmer, die Wäscherei, Werkstätten, Personalwohnungen sowie eine grosse Menge an Brennholz untergebracht waren. Noch im Herbst desselben Jahres konnte der Rohbau wieder errichtet werden, für den Innenausbau jedoch fehlte das Geld. Sieben Jahre später, am 30. April 1948, zerstörte erneut ein Brand das noch nicht ausgebaute Ökonomiegebäude. Der Wiederauf- und -ausbau fand diesmal schrittweise statt. Auf die Einrichtung einer Hausschreinerei 1950 folgten neue Klassenzimmer und schliesslich 1957 im Dachstock neue Schlafzimmer à drei Betten für ältere Heimkinder, was gegenüber den Schlafsälen ein Fortschritt bedeutete (Schildknecht, S. 28, 35).
1955 wurde das schulische Angebot erneut erweitert. Zur Primarschule, die sog. Normalschule mit Unter-, Mittel- und Oberstufe, und Spezialschule kam eine interne Sekundarschule hinzu. Ab Schuljahresbeginn im Frühjahr 1955 führte man auf dieser Stufe zwei Klassenzüge. In diesem Zusammenhang entschied man sich für die Auflösung der Kleinkinderabteilung samt Kindergarten, so dass St. Iddazell fortan nur noch schulpflichtige Kinder aufnahm.
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| Mit der Einführung der Invalidenversicherung (IV) auf Anfang 1960 nahm die Nachfrage nach Heimplätzen für Sonderschüler zu, und weitere Klassen der Spezial- oder Sonderschule wurden in Fischingen gebildet. Um 1963 besuchten von 150 Kindern 78 die Normalschule, 72, also bereits rund die Hälfte aller Kinder, die Sonderschule. Das Bundesamt für Sozialversicherungen leistete durch die IV grosse Betriebsbeiträge, stellte jedoch bald auch Forderungen an den Heimbetrieb. So wurde eine spezielle Ausbildung von Lehrern und Betreuungspersonal von Kindern, die durch die IV unterstützt wurden, verlangt und ein separater Lehrplan vorgeschrieben. Des Weiteren mussten die Klassengrössen der Sonderschule verkleinert und die Kinder, getrennt von den Normalschülern, in kleinen Wohngruppen untergebracht werden. Mit der Umsetzung dieser Massnahmen wurde die weitere Entwicklung der Anstalt wesentlich beeinflusst: der Bereich Sonderschule wurde ausgebaut, der Heimbetrieb umstrukturiert und den Vorgaben angepasst (Schildknecht, S. 36).
Aufgrund dieser Entwicklung löste man 1967 zuerst die Unterstufe und 1970 die Mittelstufe der Normalschule auf. Ab Frühjahr 1970 wurden nur noch Sonderschüler, Sekundarschüler sowie Schüler der Abschlussklassen (7. bis 9. Klasse) aufgenommen und unterrichtet.
Mit der Neuorientierung und Veränderung der Tätigkeitsfelder passte man anlässlich der Revision der Vereinsstatuten vom 10. November 1969 auch den Namen an: Die Benennung Verein für das Erziehungsheim St. Iddazell wurde zur Formulierung Verein St. Iddazell verkürzt.
Direktor wie Vereinsvorstand erkannten Ende der 1960er Jahre, dass eine zeitgemässe Bildung und Erziehung der Sonderschüler nach den Richtlinien der IV sich nur schwer im kunsthistorisch wertvollen Klosterbau umsetzen liessen. So plante man für sie einen Neubau ausserhalb der Klosteranlage. Nach mehreren Jahren der Planung und Vorbereitung, in engem Kontakt mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen, beschloss der Verein an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 12. Februar 1974 den Bau des Sonderschulheims Chilberg. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit zogen die Kinder mit ihren Betreuern am 10. Mai 1976 in die neue Heimstätte ein, welche am 1. Oktober desselben Jahres mit einer Feier offiziell eröffnet wurde. Im Zusammenhang mit dem neuen Sonderschulheim liess der Verein am Dorfrand von Fischingen, an der Buhwilerstrasse, ein Personalhaus bauen, das im Frühjahr 1975 bezugsbereit war.
Als in den 1970er Jahren das Vorhaben, in Fischingen die 1848 durch den Staat aufgelöste Benediktinergemeinschaft wieder zu beleben, konkretisiert wurde, entschied das Direktorium, die Sekundarschule stufenweise aufzulösen. Schildknecht nennt dafür sowohl finanzielle und betriebliche als auch personelle Gründe (Schildknecht, S. 43). Ab Frühjahr 1976 wurden keine neuen Schüler in die erste Sekundarschulklasse mehr aufgenommen und 1978 lief der letzte Klassenzug aus. Die Abschlussklasse, mit den Reformen des kantonalen Gesetzes über das Unterrichtswesen 1979 in Realschule umbenannt, wurde jedoch beibehalten und als Kleinklassenschule für normal begabte Knaben mit Lernbehinderungen geführt (Schildknecht, S. 53).
Durch den Auszug der Sonderschüler ins Heim Chilberg wurde der Ostflügel der Klosteranlage frei. In ihm plante man ein Bildungshaus einzurichten, in welchem Laien für ihre kirchlichen Aufgaben vorbereitet, Katecheten und Katechetinnen für den Religionsunterricht geschult und Seminarien durchführt werden konnten. Nach einer Renovations- und Umbauphase öffnete das neue Bildungshaus 1982 seine Tore.
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| 2. Heimkinder
Nachdem die Waisenanstalt 1879 mit nur sechs Kindern eröffnet wurde, erfuhr sie raschen Zuwachs. Zu den Waisenkindern kamen Schüler hinzu, die „zufolge schwacher Geistesgaben dem Unterricht in den Gemeindeschulen nicht zu folgen vermochten und keine Gelegenheit hatten, einer Abteilung für Schwachbegabte beizutreten“ (Düssli, S. 158). Aufgrund der verhältnismässig geringen Verpflegungskosten übergab man besonders Kinder aus ärmeren Verhältnissen in die Obhut der Anstalt. Auch wurden Kinder aufgenommen, die nur für einen kürzeren Aufenthalt zu Erholungszwecken oder für einen Ferienkurs nach Fischingen kamen. Als Gründe für die Einweisung ins Heim nennt Düssli 1948 folgende Gründe: Erschwerte Erziehungsfähigkeit, teilweise oder gänzliche Verwaisung, behördliche Massnahmen aufgrund schwieriger Familienverhältnisse, Strafverfolgung, uneheliche Geburt usw. (Düssli, S. 158).
Ende 1880 sorgte das Heim für 107 Kinder, 1884 waren es bereits 247. Die Zahl der Kinder war jedoch einem starken Wechsel unterworfen: Innerhalb der Bestandsperiode schwankte diese zwischen 100 und 260 Kindern. Nachdem um die Jahrhundertwende und Anfang des 20. Jahrhunderts die Gesamtzahl der Kinder über 200 lag, zeichnete sich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ein Anmelderückgang bei den Heimkindern ab. Waren es 1919 noch 210, so lebten 1930 nur noch 130 Kinder im Heim. Der Verein sah die Ursachen für diesen Rückgang unter anderem in der Eröffnung neuer, ähnlicher Anstalten mit gleichem Zweck und der zunehmenden privaten Unterbringung der Fürsorgekinder (Familienplätze) (Protokoll 30.06.1927, Schildknecht S. 20). Die Kinderzahlen erholten sich wieder und Mitte des 20. Jahrhunderts lebten um die 150 Kinder im Heim. Erst mit der Zunahme der Schüler, die durch die IV unterstützt wurden, und den damit verbundenen Reorganisationen nahm die Zahl der Kinder nochmals merklich ab, so dass das Heim 1976 noch 110 Kinder betreute.
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| 3. Direktoren, Geistliche als Betreuer und Lehrer
Von 1879 bis 1957 wurde der Heimbetrieb von 16 bis 18 Menzinger Schwestern geführt. Aufgrund Personalknappheit sah sich das Mutterhaus in Menzingen 1957 gezwungen, sämtliche in St. Iddazell tätigen Schwestern zurückzuziehen. Ihre Arbeit übernahmen acht, später zwölf Schwestern des Benediktinnerinnenklosters in Melchtal/OW. Mit der Zunahme weltlicher Pädagogen reduzierte sich die Zahl Ende der 1970er Jahre auf sechs Schwestern (Schildknecht, S. 38).
1928 sandte das Kloster Engelberg erstmals seit der Klosteraufhebung wieder einen Benediktiner als Katechet und Pfarrhelfer nach Fischingen. Doch nach nur zweijähriger Tätigkeit verstarb dieser und Engelberg sandte keinen Nachfolger. Über ein Jahrzehnt später, 1943, ging die Heimleitung mit Direktor Pater Paul Haag in die Hände der Benediktiner aus Engelberg über.
Nach einigen Jahren der vorgängigen Planung und Verhandlungen mit dem Kloster Engelberg wurde 1977 das Kloster Fischingen als selbständiges Priorat mit sechs Konventualen aus Engelberg wiedererrichtet. Mit einem Klosterfest am 28. August feierte man diese Wiedereröffnung. Pater Florin Cavelti (1916-2003), Direktor der Anstalt, gab die Heimleitung ab und übernahm das Amt des Priors. Mit diesem Wechsel des Direktoriums änderten sich auch dessen Aufgaben: Bisher lag die Heimleitung beim Direktor der Anstalt. Neu führte ein Heimleiter das Sonderschulheim Chilberg und auch die praktische Leitung der Realschule wurde einer weiteren Person anvertraut. Der neue Direktor stand der zentralen Verwaltung der einzelnen Betriebe vor und war Bindeglied zum Verein und dessen Vorstand.
Direktoren der Anstalt und Präsidenten des Vereins St. Iddazell in Personalunion
1879-1892 Dekan Jakob Bonifaz Klaus (-1893) 1892-1893 (ohne Direktor) 1893-1919 Dr. Josef Schmid (1844-1919) 1919-1933 Pfarrer Johann Baptist Dutli (1870 -1936)
Direktoren der Anstalt
1933-1943 Pfarrer Albin Frei (1890-1943 ) 1943-1966 Pater Paul Haag 1966-1977 Pater Florin Cavelti 1977-1992 Pater Stephan Manser
Präsidenten des Vereins St. Iddazell
1933-1935 Dr. Fridolin Suter (1863-1937) 1935-1935 Pfarrer Hugo Haag (1888-1935) 1935-1980 Johann Konrad Weibel (1901-1992)
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Bestandsgeschichte: | Der Bestand 8’943 besteht aus der Ablieferung 2012-063, welche am 20. November 2012 (Akten Kinderheim) und 4. März 2013 (Akten Verein) vom Staatsarchiv Thurgau übernommen wurde. Bereits seit einigen Jahren war das Staatsarchiv mit dem Verein betreffend Übernahme der Kinderheimakten in Verbindung gewesen. Auslöser für die Überführung des Kinderheimarchivs ins Staatsarchiv waren schliesslich Vorwürfe ehemaliger Absolventinnen und Absolventen der Schulen des Vereins St. Iddazell im Sommer 2012. In der Folge entschied der Verein, vertreten durch den Direktor des Klosters Fischingen Werner Ibig, die Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe von neutraler Stelle untersuchen zu lassen. Um diese Arbeiten zu beschleunigen und die Unterlagen an unabhängiger Stelle dauerhaft zu erhalten, wurde das Archiv dem Staatsarchiv des Kantons Thurgau zu Eigentum übergeben. Zwei Nachlieferungen erfolgten am 09. September und 12. September 2013, eine weitere folgte am 10. Dezember 2013; diese Nachlieferungen konnten noch in die Bestandsstruktur eingefügt werden. Als im März 2014 weitere Akten eintrafen, wurde beschlossen, neu den Fonds 11 zu eröffnen, in welchem auch allfällige künftige Nachlieferungen verzeichnet werden können.
Einen bedeutenden Bestandteil des Kinderheimarchivs bilden die Kinderdossiers. Diese lagerten in Schubladen des ehemaligen Klosterarchivs. Die Unterlagen des Direktoriums, des Rechnungswesens sowie der vom Verein geführten Schulen befanden sich in Schränken in den Zivilschutzräumen im Untergeschoss der Klosteranlage. Für das Vereinsarchiv, sowohl für den abgelieferten älteren wie auch für den noch im Kloster vorhandenen jüngeren Teil, ist ein Aktenverzeichnis aus dem Jahre 2009 vorhanden, welches die Archivalientitel, deren Entstehungszeitraum sowie den Standort festhält (geordnet nach Schränken).
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| Der Bestand 8'943 umfasst die Akten der Vereinsorgane, des Kinderheims samt der internen Primar- und Sekundarschulen sowie weiterer vom Verein geführter Abteilungen (Kleinkinderabteilung, Kindergarten, Sonderklasse). Die Bestandsperiode beginnt mit den Dokumenten der Vorbereitungsarbeiten zur Gründung der Waisenanstalt St. Iddazell 1879 und endet mit der Aufhebung der Sekundarschule 1978 (Die Primarschule wurde bereits 1970 aufgegeben). Eine Ausnahme bildet das Bauwesen: Um den Unterhalt der Klostergebäulichkeiten und damit verbundene Bautätigkeiten nicht zu beeinträchtigen bzw. zu verzögern, wurden Akten und Pläne zu Renovationsarbeiten, Um- und Neubauten aus der Zeit nach 1960 in den Archivräumen in Fischingen belassen. Ebenfalls nicht Teil des Archivbestands sind die Akten des Schulbetriebs des 1976 eröffneten Sonderschulheims Chilberg.
In Bezug auf Vollständigkeit der abgelieferten Unterlagen ergibt sich mit Blick auf die zentralen Aktenreihen folgendes Bild:
Verein: Sowohl die Protokolle der Generalversammlungen als auch jene der Verwaltungsrats- bzw. Vorstandssitzungen sind vollständig im Bestand vorhanden. Die Jahresberichte des Präsidenten oder des Direktors aus den Jahren 1940 bis 1978 haben sich erhalten, aus den ersten Jahrzehnten existieren nur noch wenige Jahresberichte.
Kinderdossiers: Die rund 8.5 Laufmeter Dossiers der Heimkindern erstrecken sich über den gesamten Zeitraum von 1879 bis 1978. Diese Personenakten scheinen sich erhalten zu haben. Ob und wie viele Dossiers fehlen, ist nicht abschätzbar.
Zöglingsverzeichnisse: Die Kinderdossiers sind in Verzeichnissen erfasst. Die fünf Bände decken die Jahre 1879 bis 1985 ab. Karteikarten mit den Personalien der Zöglinge in den jeweiligen Kinderdossiers lassen vermuten, dass ab 1959 zusätzlich ein Karteiregister geführt wurde.
Tagebücher/Notentabellen Schulen: Die Schultagebücher der Primar- und Sekundarschule erstrecken sich über den gesamten Bestandszeitraum, offensichtliche Überlieferungslücken zeigen sich keine. Die Bände mit den Notentabellen von Unter- und Mittelschule (Primarschule) sowie Sekundarschule decken lückenlos die Jahre von 1927 bis zur Auflösung der entsprechenden Klassen ab. Aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert haben sich einzelne Bündel mit Notenblättern erhalten.
Rechnungswesen: Der Bestand enthält die Jahresrechnungen des Kinderheims bzw. des Vereins St. Iddazell von 1879 bis 1978. Es fehlen einzelne Jahrgänge im 19. Jahrhundert (1884-1885, 1894-1898). Weitere Aktenreihen der Buchhaltung haben sich nur unvollständig, teilweise nur in Einzeldokumenten erhalten und sind als Zufallsüberlieferung in den Bestand integriert.
Aus der Eigenart des Bestands ergibt sich zur Begrifflichkeit und zur Abgrenzung des Bestands Definitionsbedarf:
Der Titel „Kinderheim St. Iddazell Fischingen“ bezeichnet den Bestand nur unvollständig. Bei der Gründung hiess die Institution „Waisenanstalt“, ab 1926 „Waisenanstalt und Kinderheim“ und ab 1933 „Erziehungsheim“. Sowohl in der Literatur (Jubiläumsschriften) als auch in den gegenwärtigen Medienberichten (2012) ist jedoch die Bezeichnung „Kinderheim“ gebräuchlich und allgemein verständlich. Sie wurde darum für den Bestand als Ganzes gewählt.
Die Bestandsperiode endet mit der Auflösung der letzten internen Regelklasse der Sekundarschule 1978. Dieses Datum wurde nicht absolut gesetzt, sondern eine sachliche Ein- bzw. Abgrenzung vorgenommen. Die Unterlagenreihen der 1976 aufgelösten Sekundarschule, deren letzter Klassenzug 1978 auslief, sind Teil des Bestands, diejenigen des Baus des Sonderschulheims Chilberg von 1974 bis 1976 und der Führung dieser Sonderschule jedoch wurden nicht berücksichtigt. |
| Der Bestand wurde zwischen Dezember 2012 und Juni 2014 von Philipp Sauter (Fonds 0-5; 240 Stunden), Beat Oswald (Fonds 6.2.0; 330 Stunden), Kim De Solda (Fonds 6.2.1, S-Z; 200 Stunden) und Susan Keller-Trummer (Fonds 6-11; 920 Stunden) erschlossen; die konservatorischen Arbeiten wurden von Martina Rohrbach erledigt (290 Stunden); die Aufbereitung und den Import eines provisorischen Findmittels sowie die Schlusskontrolle der Verzeichnungseinheiten in scopeArchiv wurde durch Hedi Bruggisser vorgenommen (150 Stunden).
Gegen Ende der Bearbeitungszeit entstand der Unterfonds Denkmal unter 8'943, 10.3. Susan Keller verarbeitete darin neben den eigentlich zu kassierenden Etiketten der ursprünglichen Kinderdossiers auch ihre Empfindungen, die sich während der Bearbeitungszeit dieses Teilbestands ergaben. |
Direktübernahme von Provenienzstelle: | Ja. |
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Kassationen: - leere, unbenutzte Bücher der Buchhaltung - Dubletten, Mehrfachkopien - wegen Essig-Syndron: eine Filmrolle mit 16 mm-Film s/w über das St. Iddazeller Heimleben (digitalisiert)
Umplatzierungen nach StATG Bb 4, 4/24: - Rechnungsbuch des Stipendienfonds der kath. Geistlichkeit des Kantons Thurgau (1877-1897) - Belege zur Rechnung des Stipendienfonds (1904-1906) - Zeugnisse der Universität Innsbruck A für Student Haas Eduard (1899-1900)
Rückgabe: - Ordner "Subventionen Konventgebäude, 1964-1981" - Ordner "Schule, 1979-1981" - Ordner "Wohltäter, Testate, Stiftungen, 1979-1980" - Ordner "Generalversammlungen, Protokolle, 1979-1984" - Ordner "Verein, Sitzungen, 1979-1986" - Ordner "Jahresrechnungen, 1979-1987" - Rechnungsjournal mit Bilanzen, 1982-1984 - Jahresberichte 1979-1989 - Zusammenstellung der Erneuerungsarbeiten 1992 am Turnhallentrakt durch die Firma Gebert, Münchwilen |
Ordnung und Klassifikation: | Die Kinderdossiers im Bestand sind in zwei Aktenreihen unterteilt. Die jüngeren Dossiers sind alphabetisch nach Nachname des Kindes geordnet und erstrecken sich über einen Zeitraum von ca. 1919 bis 1985. Die mit Etiketten versehenen Couverts im Format C4 enthielten Anmeldeunterlagen, Heim- und Schulakten, medizinische und psychiatrische Gutachten und Korrespondenz zum entsprechenden Kind. Bei der Erschliessung im Fonds 8'943, 6.2.1 wurde die alphabetische Ordnung beibehalten und die Dossiers mit folgenden Daten erfasst:
Titel: Name Vorname, m/f, Geburtsdatum, Konfession, von Bürgerort, eingewiesen/angemeldet von Behörde/Person wegen Einweisungsgrund Darin: Erwähnung der vorhandenen disziplinarischen (Strafvollzug) und medizinischen Unterlagen sowie Fotos Kommentar: Vermerk der Namen der Eltern evtl. mit Berufsbezeichnungen, Zeitraumangaben bei mehreren Aufenthaltszeiten oder in Mehrfachdossiers bei unterschiedlichen Aufenthaltszeiten, weitere Kommentare Verweis: ggf. Hinweis auf weitere Geschwister im Heim mit der entsprechenden Dossiersignatur, ebenso Hinweise auf Akten in anderen Dossiers Entstehungszeitraum: Eintrittsdatum – Austrittsdatum
In den 2270 Kinderdossiers der jüngeren Serie befinden sich Unterlagen von insgesamt 2609 Kindern, da teilweise die Akten von ein bis mehreren Geschwistern zusammen abgelegt waren.
Eine weitere Aktenreihe bilden die Kinderdossiers aus der Zeit von 1879 bis 1919, die inhaltlich in etwa den jüngeren Dossiers entsprechen. Sie waren bei der Übernahme in kleineren Umschlägen, meistens einem Korrespondenzumschlag abgelegt. Alle Umschläge sind mit einer sogenannten Kleidernummer (später auch als Zöglingsnummer bezeichnet), Vor- und Nachname sowie dem Eintrittsdatum des Kindes versehen. Geordnet sind die Dossiers nach der Kleidernummer, welche nach einem Austritt des Kindes wieder neu vergeben wurde. Diese Kleidernummern sind an den Schränken der Klosterbibliothek, der seinerzeit als Schlafsaal diente, noch heute sichtbar.
Um ein Kinderdossier in dieser Ordnung zu finden, musste in den Verzeichnissen mit Hilfe des Eintritts- oder des Austrittsdatums die Kleidernummer nachgeschlagen und anschliessend unter der sich wiederholenden Nummer das Dossier gesucht werden. Diese ungewöhnliche numerische Ordnung wurde beibehalten. Durch die elektronische Erschliessung ist es mit Hilfe der Suchfunktion problemlos möglich, ein Dossier auch anhand des Namens zu finden. Die Angaben im Titelfeld wurden mit der Kleidernummer ergänzt, die Originalcouverts dem Dossier beigelegt. Bei der Erschliessung wurden weniger Daten als bei den jüngeren Dossiers erfasst, da nur gelegentlich entsprechende Formulare vorhanden waren und die Informationen aus der vorhandenen Korrespondenz hätten herausgesucht werden müssen.
Die zeitliche Abgrenzung dieser beiden Ablagesysteme konnte nicht genau definiert werden. Vermutlich fiel der Wechsel des Ablagesystem mit dem Übergang des Direktoriums von Josef Schmid auf Johann Baptist Dutli im Jahre 1919 zusammen. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 8’943, */*
Quellenverzeichnis: StATG 8'943 Verein und Kinderheim St. Iddazell Fischingen 1879-1978
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Sprachen: | Deutsch |
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | StATG Ba 6’40’0, 0 Katholische Kirche, Katholische Landeskirche des Kantons Thurgau: Synode und Kirchenrat, Gemeinnütziges und Soziales, Heime, Kinderheim St. Iddazell 1884-1993.
StATG Bf 2 Seraphisches Liebeswerk Thurgau 1928-1997.
StATG 8'949 Armenerziehungsverein des Kantons Thurgau 1882-1996.
Objekte des Kinderheims St. Iddazell befinden sich im Historischen Museum Thurgau. |
Veröffentlichungen: | Dikemann, Ulrich: Die Praxis des Thurgauischen Armenwesens. Aus Auftrag des Thurgauischen Armendepartementes auf die Schweizerische Landesausstellung von 1914, Frauenfeld: Huber & Co., 1914.
Düssli, Hans: Das Armenwesen des Kantons Thurgau seit 1803, Frauenfeld: Huber & Co., 1948.
Lüchinger, Karin: Kinderinsel – Inselkinder. 125 Jahre Verein St. Iddazell, Fischingen: Verein St. Iddazell – Kloster Fischingen, 2005.
Meier, Thomas u. a.: Kinderheim und Sekundarschule St. Iddazell. Historsische Untersuchung. Bericht der BLG Beratungsstelle für Landesgeschichte, Zürich, zuhanden des Vereins Kloster Fischingen, Zürich 2014.
Schildknecht, Benno: 100 Jahre St. Iddazell. Der Verein St. Iddazell, sein Werden und Wirken im Benediktinerkloster Fischingen, Fischingen: Verein St. Iddazell, 1980.
Schoop, Albert: Freiwillige Fürsorge für Jugendliche und Erwachsene, in: Albert Schoop u. a. (Hg.): Geschichte des Kantons Thurgau Band III, Frauenfeld: Huber, 1994, S. 258-259. |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/1998 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=438794 |
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