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BG 152, A 4.05.02/0 Rechnungsbuch der Gemeinde Rheinklingen, 1579-1703 (Dossier)
Ref. code: | BG 152, A 4.05.02/0 |
Title: | Rechnungsbuch der Gemeinde Rheinklingen |
Buchgattung: | Rechnungsführung |
Erstellungsort: | Rheinklingen |
Creation date(s): | 1579 - 1703 |
Schreiber: | diverse Hände |
Sprachen: | Deutsch (Einband: Latein) |
Format B x H in cm: | 16 x 20 |
Seitenumfang: | 174 Bll. (348 S.), die ersten 43 Bll. sind foliiert |
Beschreibstoff: | Papier |
Einband: | Pergamentfragment: Frühmittelalterliche Bibelhandschrift in Zweitverwertung; Erstes Doppelblatt einer ursprünglichen Quaternio-Lage, deren (ursprünglich die Aussenseiten der Lage bildenden) Rückseite für den Bucheinband fast vollständig mit Papier abgeklebt wurde. Der auf dem Pergamentumschlag sichtbare Text entspricht Joh. 2.15–3.3 und Joh. 6.39–54 in der Version der Vulgata. Die Schrift zeigt eine aussergewohnlich vertikal aufgerichtete, sorgfältig geschriebene Carolina mit leicht vorgerückten (teilweise rubrizierten) Initialen. Der spärliche Einsatz von Kürzungen und der ausschliessliche Gebrauch von ae anstelle von e caudata, die Keulenschäfte ohne Serifenansätze bei den Oberlängen, die noch nicht zur Schattierung neigende Federkielhaltung und die Art der marginal angefügten Querverweise auf Parallelstellen in den Evangelien nach der alten Verszählung weisen die Handschrift noch ins 9. Jh., spätestens aber in die ersten Jahrzehnte des 10. Jhs. Der Schrifttyp lässt ein Scriptorium in der Bodenseeregion (St. Gallen, Reichenau) als Entstehungsort als eher unwahrscheinlich erscheinen. Dem späteren Beschnitt für den Rechnungsbuch-Umschlag fielen zwei untere Zeilen der Hs. zum Opfer. Auf Grund der erhaltenen Seitenbreite lassen sich die Ausmasse der hochformatigen Handschrift aber abschätzen. Sie dürfte aufgrund der regelmässigen Seitenverhältnisse im unbeschnittenenen Zustand etwa das Format 22 x 27 cm aufgewiesen haben. Damit lässt sich auch mutmassen, dass die Hs. wahrscheinlich einem Evangeliar im handlichen Umfang von ca. 324 Seiten entstammen dürfte. Aber auch ein eher dicker Band mit allen Texten des neuen Testaments ist als ursprüngliche Buchform nicht auszuschliessen. |
Kommentar des Staatsarchivs: | Anlage und Beschrieb des Rechnungsbuches: Das zwischen 1579 und 1703, also über mehr als hundert Jahre kontinuierlich von verschienenen Schreibern geführte Abrechungsbuch der Gemeinde [gmand, gmeind] Rheinklingen verzeichnet sowohl Gläubiger als auch Schuldner, die gegenüber dieser Gemeinde regelmässig abrechnen. Das Rechnungsbuch ist im Prinzip fortlaufend von vorne nach hinten mit Einträgen gefüllt worden, doch hat man immer wieder Platz ausgespart, welcher dann später mit Nachträgen (oft anknüpfend an einen zuvor genannten Namen) gefüllt wurde. Die hintersten 11 Blätter scheinen schon bei der Anlage des Buches für Aussergewöhnliches reserviert Über den Namen der einzelnen Abrechner auf dem ersten Registerblatt steht auf der gleichen Höhe wie der Rubriktitel Blatt das Wort "Reggeryster" für Register. Dann folgen die Namen der ersten Abrechner in den Jahren 1579–1583: Jacob Bachmann, Wolfgang Rüss, Melcher Glesting, Hans Müller, Grosshans Weydelich, Hans Vetterly, Jung Hans Vetterly, Thoma Vetterly, Bernhart Bürgy, Hans Bachmann, Jacob Glesting, Grosshans Weydelich, Jacobly Vetterly, Bernhart Harder und (als Nachtrag) Thoma Vetterly und Jacob Vetterly. Als einzige Institution ist (mit Verweis auf Bl. 34) das "Closter gen Stain", also St. Georgen in Stein am Rhein, eingetragen. Die Einzeleinträge sind ziemlich uniform formuliert, beginnen meist mit "item", in der Buchmitte auch gelegentlich mi "uf den ...tag" und lauten z.B.: "Item Jacob Bachman hätt grechnott am Samstag nach sant Gläryß tag im 80 jar und blibt man im schuldig 12 gl und 9 bz und 5 den und ist alle ding verzeichnott biß uff den tag." (Bl. 1r, Gläubigerrechnung: 18.01.1580 – Samstag nach St. Hilarius). Die meisten Rechnungseinträge sind zum Zeichen der inzwischen beglichenen Schuld gestrichen. Verzeichnet sind sowohl Aktiven wie Passiven, d. h. Schuldner und Gläubiger der Gemeinde. Diese Rechnungseinträge machen den überwiegenden Teil der Einträge des Rechnungsbuches aus, ab und zu unterbrochen durch Mitteilungen über die Wahl der beiden Gemeindeknechte auf ein Jahr hin. Auf den letzten 11 Blättern folgen zuerst nur Einträge über die Wahl von Gemeindsknechten zwischen dem Jahr 1611 und dem Jahr 1621, dann folgen Gemeindsschulden für die Lieferung von Ziegeln. Der erste dieser drei Einträge nennt ausnahmsweise den Namen der Gemeinde "Item ich Petter Hanhartt, ziegler zu Schupfen, hain mit der gmaind zu Richlingen gerechnett am 29 thag Jener im 604 jar, und pliptt ain gmaind mier schuldyg XXXXIII gl und 21 bz, die sol mier zinßen aly ja ruf sant Martty" (Gläubigerrechnung 29.01.1604). Darauf folgt eine Mitteilung über den Verleih (Verdingung) eines Weingartens der Gemeinde an Jacob Glesty und über den Kauf eines Hofes auf einer Gant durch Hans Weideli am 16.10.1603 mit Abgeltung des Weidrechts an die Gemeinde. Auf den folgenden zwei Seiten liest man nochmals Schuldner- und Gläubigereinträge von 1670 bis 1703. Darauf folgt eine Seite mit drei Einträgen zur Wahl von Gemeindsknechten 1608, 1609, 1610; darauf 3 Seiten mit den Schulden der Gemeindeleute [gmeindslütt] gegenüber der Gemeinde 1595–1616, gefolgt von der Vergabe von Gemeindsgütern an diverse Bauern 1665–1667. Nun folgen wieder 2 Seiten mit den jährlichen Wahlen der Gemeindsknechte 1594–1601. Auf den letzten 6 Seiten stehen wieder diverse Verleihungen von Gemeindsgütern an Bauern aus dem späten 16. und dem frühen 17. Jh. Zitiert sei hier der drittletzte Eintrag auf der letzten Seite, der noch aus der Zeit stammt, in der das Buch angelegt wurde: "Item uff denn 10 tag Hornung im 79 jar hätt ein gmand zu Richlingen den erberen namlich Hanßen Müller, Jacoben Glesting, Wolffgangen Rüßen und irren erben glich den acker im Boden umb drey guldin und fünff batzen, und sönd alle jar acht fertt (= Fuder) mist dauff dan, und ist inen acht jar lang gelichen, und gefelt der erst zinß uff sant Marttys tag im 79 jar. Thůt ain jeden I gl und VIII den." |
| Gebrauchszusammenhang: Ohne einer Auswertung dieses Rechnungsbuches vorzugreifen, kann gesagt werden, dass die Gemeinde Rheinklingen hier einerseits gegenüber dem (auch nach der Reformation als Rechtsperson weiter existierenden) Kloster St. Georgen in Stein am Rhein sowie dem Gerichtsherrn und Obervogt von Stein als Gläubiger und (Zins- oder Zehnt-) Schuldner gegenübertritt und andererseits selbst den Gemeindegliedern Güter verleiht und davon Zinsen eintreibt. Die Gemeinde verrechnet Leistungen und Pflichten der Gemeindeglieder. Sie wählt alle Jahre zwei Gemeindsknechte und entlöhnt sie (vermutlich über den Einzug einer Steuer). Die Gemeinde ist gegenüber ihren Gemeindsgliedern mehrheitlich Gläubiger, aber auch Schuldner. Wem die Führung dieses Rechnungsbuches anvertraut war, wird nicht gesagt. Manchmal treten Gläubiger und Schuldner in der 1. Person Singular auf, wie wenn sie selbst den geschuldeten oder ausstehenden Betrag quittieren würden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass immer über mehrere Jahre dieselbe Person, vielleicht der örtliche Amtmann von St. Georgen bzw. der Stadt Stein, Rechnung geführt hat.
Währung und Höhe der Geldbeträge: Die abgerechneten Beträge werden in Gulden (gl) zu 15 Batzen (bz), der Batzen zu 16 Schilling (den), seltener auch in Naturalien (Fesen) angegeben, und sie übersteigen eher selten den Betrag von 10 Gulden. Es sind aber auch Schuldner mit grösseren Beträgen genannt: So die Witwe von Jacob Bürgi, die mit über 63 Gulden in der Kreide steht, das ist etwa die Hälfte des Wertes einer durchschnittlichen Hofstatt jener Zeit. |
Verweise: | Vgl. den ausführlichen paläographischen, kodikologischen und inhaltlichen Beschrieb von Umschlag und Buchblock in der Bestandesdokumentation des Staatsarchivs. |
Level: | Dossier |
Ausprägung bei Ablieferung ans Staatsarchiv: | analog |
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Containers |
Number: | 1 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/1723 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=367658 |
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