KKG 33 Münsterlingen (1854-31.12.2017, dann KKG 105 Altnau-Güttingen-Münsterlingen) \ Standort: Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld, 1854-2017 (Abteilung)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:KKG 33
Title:Münsterlingen (1854-31.12.2017, dann KKG 105 Altnau-Güttingen-Münsterlingen)
Standort: Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld
Creation date(s):1854 - 2017
Entstehungszeitraum, Streudaten:1800 - 2018
Level:Abteilung

Umfang

Running meters:10.80
Number:92

Kontext

Name der Provenienzstelle:Katholische Kirchgemeinde Altnau-Güttingen-Münsterlingen (seit 01.01.2018), entstanden aus der Fusion der Katholischen Kirchgemeinden Altnau, Güttingen und Münsterlingen.
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Politische Gemeinde Thurgau, Bezirk Kreuzlingen und ehemaliges Kloster. Die politische Gemeinde Münsterlingen liegt südöstlich von Kreuzlingen, sie wurde 1994 aus den ehemaligen Ortsgemeinden Scherzingen und Landschlacht der früheren Munizipalgemeinde Scherzingen (1803-1993) gebildet. 1125 Munsterlin. 2000 2'599 Einwohner.

Die Tradition berichtet von einer sagenhaften Klostergründung durch eine Schwester des Abts Gregor von Einsiedeln (964-996), die das Haus der heiligen Walburga weihte. 1125 gestattete Kaiser Heinrich V. dem Konstanzer Bischof Ulrich von Dillingen die Restauration des Klosters und verlieh dazu verschiedene Gefälle. Papst Innozenz IV. bestätigte 1254 die Augustinerregel, Papst Alexander VI. 1497 in einer Bulle deren Beachtung bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Die Chorfrauen wurden im Spätmittelalter auch als Dominikanerinnen betrachtet, doch gehörten sie diesem Orden nicht an, nur ihre Seelsorger aus dem Predigerkloster St. Niklaus in Konstanz, die ab dem 1. Viertel des 14. Jahrhunderts für sie zuständig waren. Schirmvögte waren die Herren von Klingen, von deren Vogtei sich die Frauen 1288 loskauften. Das Kloster baute die Immunität für den Klosterbezirk aus und begann, eine Gerichtsherrschaft über ihre Höfe zu errichten. Im 14. Jahrhundert nahm die Stadt Konstanz das Kloster in sein Burgerrecht auf. 1460 geriet Münsterlingen unter die Kastvogtei der sieben eidgössischen Orte und unterstand fortan deren hoher Gerichtsbarkeit. 1486 erwarb Münsterlingen vom Kloster Petershausen die Hälfte der Gerichtsherrschaft von Landschlacht. Die andere Hälfte kaufte das Kloster 1621 von elf Inhaberfamilien in Landschlacht. Durch die Gerichtsherrschaft erhielt Münsterlingen im 1509 vertraglich statuierten thurgauischen Gerichtsherrenstand Einsitz. Das Kloster behielt die niedere Gerichtsbarkeit unter anderem in Münsterlingen, Landschlacht, Uttwil, einem Teil von Schönenbaumgarten und Belzstadel bis 1798. Ab 1524 fand die Reformation im Kloster starken Anklang. Die Frauen besuchten Predigten in Konstanz und verheirateten sich; bald stand das Kloster leer, doch fanden in der Kirche noch reformierte Gottesdienste statt. Die im Thurgau regierenden fünf katholischen Orte stellten 1549 das Klosterleben mit Benediktinerinnen von Engelberg wieder her; Visitator war ab 1553 der Abt von Einsiedeln. Die Wahl der Äbtissin und des Beichtigers nahm der päpstliche Nuntius vor. In der Folge des Streits über die gemeinsame Benutzung der Klosterkirche zwischen der Äbtissin Magdalena Peter (gestorben 1613) und den reformierten Bewohnern Scherzingens wurde in Scherzingen 1617-1618 die erste reformierte Kirche im Kanton Thurgau erbaut. 1709-1713 liess das Kloster nach Plänen von Franz Beer etwas westlich vom alten Standort und weiter landeinwärts ein neues Konventsgebäude errichten, die alten Gebäude wurden teilweise abgebrochen. Die Klosterkirche, 1711-1716 erbaut, folgte dem Vorarlberger Bauschema. Mit den Einquartierungen 1798-1803, der Säkularisation des Besitzes jenseits des Bodensees sowie etlichen Missernten von 1805-1817 geriet die klösterliche Ökonomie in Schwierigkeiten; die Schulden betrugen zeitweise 60'000 Gulden.

Diese finanzielle Last konnte das Kloster bis zur Unterstellung unter staatliche Verwaltung 1836 nur zum Teil abtragen. 1839 übernahm der Kanton Thurgau einen Gebäudeflügel und eröffnete darin 1840 das Kantonsspital; 1848 hob er das Kloster auf. 1849 betraute er den Arzt Ludwig Binswanger mit der Behandlung der psychisch Kranken. 1893-1894 erhielt diese Abteilung eigene Gebäude am See. 1972 war der rund 70 Millionen Franken teure Neubau des Kantonsspitals Münsterlingen nach langen Auseinandersetzungen bezugsbereit. 1999 wurden das Kantonsspital und die Psychiatrische Klinik Münsterlingen in die Spital Thurgau AG integriert. 2005 stellte der 3. Sektor 97% der Arbeitsplätze, die Klinik und das Spital beschäftigten allein 877 Personen.
Archive
– StATG, Klosterarchiv
Literatur
– Helvetia Sacra III/1, S. 1873-1881; IV/2, S. 353-373.
– Burkhard, Wolf-Dieter: Aus der Geschichte des Klosters Münsterlingen, in: 150 Jahre Münsterlingen, Münsterlingen 1990, S. 11-25.
– Maurer, Helmut: Eine angelsächsische "Königin" als Klostergründerin am Bodensee?, in: Scripturus vitam, hg. von D. Walz, 2002, S. 443-452.


HLS 2008 (Erich Trösch)
Bestandsgeschichte:Der freischaffende Archivar Charles Stäheli hat im Jahr 2014 Eheakten, Jahrzeiten und Verträge ab 1994 nach dem Registraturplan für katholische Pfarr- und Kirchgemeinden geordnet und in einem Archivverzeichnis erschlossen.

Zwischen Januar und Oktober 2018 wurde das Archiv durch den Archivdienst für Gemeinden des Staatsarchivs des Kantons Thurgau in allen Teilen mit dem Registraturplan in Übereinstimmung gebracht, umverpackt und in scopeArchiv erschlossen. Im Zuge dieser Tätigkeit wurden auch die Akten der letzten Jahre bis zur Fusion der Kirchgemeinde Münsterlingen mit den Kirchgemeinden Altnau und Güttingen zur Kirchgemeinde Altnau-Güttingen-Münsterlingen vom 31.12.2017 erschlossen. Der Bestand wurde durch Vincent Pick in 315 Arbeitsstunden bearbeitet.

Der Bestand umfasste urprünglich neben den Archivalien der Kirchgemeinde Münsterlingen solche aus dem Besitz des ehemaligen Klosters Münsterlingen. Bis zwei Jahre nach der Klosteraufhebung von 1848 wurden die katholischen Gläubigen durch den Pfarrer und Beichtiger des Klosters Münsterlingen betreut, der aufgrund des jeweiligen Visitationsrechtes entweder vom Kloster Einsiedeln, vom Nuntius oder vom Kloster Fischingen gestellt wurde. Ebenfalls im Bestand befanden sich Unterlagen, die im Zusammenhang mit dem Amt des katholischen Spitalpfarrers des Kantonsspitales Münsterlingen stehen. Grund dafür ist, dass nach der Gründung des Kantonsspitals 1838 erst der Beichtiger und nach 1850 die jeweiligen Vikare und Pfarrer diese Funktion bis zirka Ende der 1960er Jahre wahrnahmen. Beide Teilbestände wurden im Zuge der Bearbeitung durch den Archivdienst umplatziert und den Beständen des Klosters Münsterlingen bzw. denjenigen des Kantospitals zugewiesen.

Die meisten Archivalien der Kirchgemeinde Münsterlingen, wie sie bis zur Fusion von 2017 bestanden hatte, sind nach 1854 datiert. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass erst mit dem Dotationsvertrag zwischen dem Thurgauischen Regierungsrat und den Münsterlinger Katholiken von 1854, der gleichzeitig erfolgten Abtretung der Klosterkirche samt Hofraum und der ersten Wahl eines Pfarrers durch die Gemeinde im selben Jahr gesichert von einer Kirchgemeinde gesprochen werden kann. Ob für den Zeitraum zwischen der Klosteraufhebung und dem Vertragsabschluss von 1854 bereits eine Kirchgemeinde bestanden hatte und wie und wann sich diese mit ihren verschiedenen Organe definitiv konstituierte, bleibt unklar.
Direktübernahme von Provenienzstelle:Ja.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Kassationen von Akten (Vernichtung) wurde gemäss Registraturplan für Katholische Pfarr- und Gemeindearchive vorgenommen.

Insbesondere wurden folgende Aktentypen kassiert:

Amtsdruckschriften eidgenössischer und kantonaler Stellen,
Stimmzettel,
Belege zu Jahresrechnung, Fonds und dem Pachtwesen,
Kassabücher,
Kapitalbücher,
Kontenblätter,
Dubletten,
Brevarien,
Gesangsbücher.
Ordnung und Klassifikation:Gemäss Registraturplan für Katholische Pfarr- und Kirchgemeinden.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Hinterlegung. Eigentum der Katholischen Kirchgemeinde Altnau-Güttingen-Münsterlingen.
Sprachen:Deutsch, Latein, Italienisch, Englisch.

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:Vor 1854 wurde die katholische Bevölkerung vom Kloster Münsterlingen aus betreut. Das Klosterarchiv befindet sich unter der Signatur STATG 7'45.
Veröffentlichungen:Kuhn, Konrad: Thurgovia Sacra I. Geschichte der katholischen Pfarrgemeinden des Kantons Thurgau. Zweite Lieferung: Kapitel Arbon, Frauenfeld 1869.
Kuhn, Konrad: Thurgovia Sacra III. Geschichte der thurgauischen Klöster. Dritte Lieferung: Die thurgauischen Frauenklöster, Frauenfeld 1883.
Meyer, Bruno: Kirchgemeinden und Pfarrbücher im Thurgau, Frauenfeld 1991 (Quellen zur Thurgauer Geschichte; Band 4).
Meyer-Marthaler, Elisabeth: Die Benediktinerinnen in der Schweiz. Münsterlingen, Bern 1986 (Helvetia Sacra III; Band 1), S. 1873-1881.
 

Usage

End of term of protection:12/31/2037
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

URL for this unit of description

URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=293621
 

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