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8'941 Thurgauer Heimatschutz (1907-), 1907-2003 (Hauptfonds)
Identifikation |
Ref. code: | 8'941 |
Title: | Thurgauer Heimatschutz (1907-) |
Creation date(s): | 1907 - 2003 |
Entstehungszeitraum, Streudaten: | 1907 - 2005 |
Level: | Hauptfonds |
Umfang |
Running meters: | 7.20 |
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Kontext |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Der Thurgauer Heimatschutz (THS) wurde am 9. Oktober 1907 als Sektion des 1905 gegründeten Schweizer Heimatschutzes (SHS) in Romanshorn ins Leben gerufen. Der Gründungssitzung waren zwei beratende Versammlungen in Steckborn und in Kreuzlingen vorausgegangen. Erster Präsident des THS wurde der Seminardirektor Dr. Paul Häberlin. Ende 1908 hatte der THS 159 Mitglieder, darunter 2 Kollektivmitglieder.
In seinen Zielen und Satzungen orientierte der THS sich stets eng am SHS und dessen Statuten.
Ziele des THS waren von Beginn an der Schutz des Landschaftsbildes, der Erhalt wertvoller Baukultur, die Förderung zeitgemässer, guter Architektur bei Neubauten und die Information der Öffentlichkeit mit Publikationen. In der Gründungsversammlung führte der erste Präsident ausserdem aus: „Aufgabe des Heimatschutzes ist es nun im Grunde, der Menschheit die Freude an der schönen Welt wieder zurückzugeben; sie sollen wieder sehen lernen, wie viel Erfreuliches und Wertvolles die nächste Umgebung enthält.“ In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens widmete sich der THS ausserdem der „Erhaltung der heimischen Gebräuche, Trachten, Mundarten, Volkslieder und des Volkstheaters“ sowie der „Belebung der einheimischen Kunstgewerbetätigkeit“. 1926 resultierte aus den Bemühungen des THS um die Wiederbelebung der thurgauischen Frauentracht die Gründung einer eigenen Trachtenvereinigung.
Aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse musste sich der THS anfangs vor allem auf Beratungen, Stellungnahmen und die ideelle Unterstützung von Bauherren durch die Verleihung von „Anerkennungsurkunden“ beschränken. 1912 erhielt der Verein erstmals einen staatlichen Beitrag von 100 Franken, der zehn Jahre später auf 300 Franken erhöht wurde. 1946 wurden die Bestrebungen des THS durch die Aussetzung eines Beitrags von 40'000 Franken für die Erneuerung von Riegelhäusern aus dem Lotteriefonds substantiell unterstützt. In der Folge führte der THS zahlreiche Begutachtungen zu Handen des kantonalen Strassen- und Baudepartements über die Beitragswürdigkeit von Riegelhaus-Renovationen durch. Seit der Einführung der „Schoggi-Taler“-Aktionen durch den SHS im Jahr 1946, deren Ertrag zum Teil an die Sektionen in den Kantonen fliesst, standen dem THS vermehrt eigene finanzielle Mittel für seine Tätigkeit zur Verfügung.
Unmittelbar nach seiner Gründung nahm der THS auf Aufforderung des Zentralvorstandes des SHS die Aufgabe in Angriff, ein Inventar aller schutzwürdigen Bauten und Landschaften im Kanton zu erstellen, das jedoch nie praktischen Nutzen entfaltete. Weitere Inventarisierungsprojekte folgten 1942 („Inventaraufnahme von guten bäuerlichen und bürgerlichen Bauten“) sowie in der ersten Hälfte der 1970er Jahre (Inventar der Ortsbilder).
Weitere grössere Projekte der ersten Jahre waren ein Wettbewerb über Bedürfnisanstalten (1917), eine Publikation über die Gestaltung von Friedhöfen (die auch in anderen Kantonen verteilt wurde) sowie eine Broschüre über Gartengestaltung.
In den 1930er Jahren widmete sich der THS dann unter anderem dem Problem der Gewässerverschmutzung.
Einen Schwerpunkt der Arbeit nach 1945 bildete die Inventarisation und der Schutz des Seeufers. Die Mitgliedschaft des THS im Vorstand des Nord-Ostschweizerischen Schifffahrtsverbandes Rhein-Bodensee sollte dem Verein ein Mitspracherecht bei der Schiffbarmachung des Rheins sichern. Ebenfalls suchte der THS sich Einfluss in Landes- und Raumplanungsfragen zu verschaffen durch seinen Beitritt zur „Organisation für Landes- und Regionalplanung“ im Jahre 1944.
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| Im Jahre 1969 konstatierte der THS Imageprobleme, denen er durch die Konzeption einer Wanderausstellung und die Herausgabe eines Prospekts gegenzusteuern suchte. 1978 wurde eine „Arbeitsgruppe Pressedienst“ gegründet mit dem Ziel, die Öffentlichkeitsarbeit des THS zu verstärken. Zum 75jährigen Bestehen des Vereins wurden eine Kartenserie herausgegeben und ein Fotowettbewerb durchgeführt. Eine zweite Postkartenserie folgte 1989; 1997 produzierte der THS einen Videofilm. Seit 2002 hat der THS ausserdem einen eigenen Internet-Auftritt. Neben dem vom SHS verliehenen Wakkerpreis vergibt der THS seit 1992 einen kantonalen Heimatschutzpreis.
Über die Jahre hinweg veränderte sich die Arbeitsweise des THS allmählich: In den Statuten von 1973 wird erstmals das „Einlegen von Rechtsmitteln entsprechend der gesetzlichen Möglichkeiten“ als Mittel zur Erreichung der Vereinsziele genannt. Schon seit den 1950er Jahren hatte der THS immer wieder auf das Fehlen einer Heimatschutzordnung bzw. eines kantonalen Natur- und Heimatschutzgesetzes hingewiesen. Die Gesetzgebung auf Bundesebene (Bundesgesetz über Natur- und Heimatschutz vom 1. Juli 1966) sowie verschiedene Bundesgerichtsentscheide zu Beginn der 1970er Jahre weckten dann die Hoffnung darauf, dass „die auf Bundesebene zur Einsprache legitimierten privaten Körperschaften mit ideellen Zielen“ auch auf kantonaler Ebene ein Mitspracherecht erhalten würden. Durch die Schaffung des thurgauischen Verwaltungsgerichts 1984 verlor der THS aber zunächst das Einspracherecht, das vom Regierungsrat seit Beginn der 1970er Jahre anerkannt worden war und das der Verein wiederholt genutzt hatte. Erst 1994 trat das kantonale „Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Natur und Heimat“ in Kraft; in der „Verordnung des Regierungsrates zum Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Natur und der Heimat“ vom 29. April 1994 wird der THS unter den rechtsmittelberechtigten Thurgauer Organisationen genannt. Schon seit Ende der 1970er Jahre hatte der THS verschiedentlich schutzwürdige Gebäude erworben (Schloss Roggwil 1978; Seeburgscheune in Kreuzlingen 1988), die anschliessend jedoch in Stiftungen überführt worden waren. Mit dem Stellwerk Weinfelden übernahm der THS im Jahre 2002 erstmals in eigener Regie ein Gebäude, das in der Folge zum Sitz der neu begründeten Geschäftsstelle des Vereins umgebaut wurde.
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| Präsidenten des Thurgauischen Heimatschutzes:
Dr. Paul Häberlin, Seminardirektor (1907-1908 [?]) Dr. Ernst Leisi, Kantonsschulrektor (1908-1911) Otto Abrecht, Zeichenlehrer (1911-1915) Werner Kaufmann, Architekt (1915-1932) Hermann Gremminger, Lehrer (1932-1946) Heinz Schellenberg, Architekt (1946-1960) Rudolf Stuckert, Kantonsbaumeister (1961-1968) Dr. Jürg Ganz, Adjunkt des Denkmalpflegers (1969-1973) Dr. Hans-Ulrich Wepfer (1973-1994 [?]) Heinz Reinhart (1995-2002) Uwe Moor, Seminarlehrer (seit 2003)
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Bestandsgeschichte: | Über die Archivierungspraxis des THS vor 2000 ist nichts bekannt. Am 13.12.2000 gelangten Unterlagen des THS mit einer Laufzeit von 1907 bis ca. 1996 durch Heinz Reinhart, Präsident des THS, an das Staatsarchiv (Ablieferung 2000-074). Diese Ablieferung wurde im Jahr 2008 ergänzt. Gleichzeitig wurden weitere Unterlagen bis 2003 gemäss eines zwischenzeitlich von Hermann Blöchlinger (Assistent des Naturmuseums) erstellten Archiv- und Registraturplans von der Leiterin der Geschäftstelle, Renate Bieg, dem Staatsarchiv übergeben (Ablieferung 2008-002).
Im Zusammenhang mit der Bestandesbearbeitung wurde versucht, Lücken insbesondere bei den Jahres- und Tätigkeitsberichten sowie bei den Vorstandsprotokollen zu schliessen. Von der Geschäftsstelle des THS erfolgte daraufhin eine Nachlieferung von drei Archivschachteln mit Sachdossiers und Unterlagen zur Buchhaltung der Jahre 2001-2004. Um Lücken in der Überlieferung aus dem Aktuariat Bruno Wick zu schliessen (vgl. Ablieferungsprotokoll 2008-002), wurde Kontakt mit der Witwe von Bruno Wick aufgenommen. Nach telefonischer Auskunft von Frau Wick vom 12. Februar 2009 hat sich nach dem Tod von Bruno Wick vom Heimatschutz niemand bei ihr um Unterlagen bemüht; sie gebe mit grossem Bedauern zu, dass in der Folge dann wohl bei und von ihr Akten unbesehen entsorgt worden seien. Bruno Wick habe ihr gegenüber aber immer betont, die von ihm verfassten Protokolle müsse er zweifach dem Präsidium abgeben, sie seien also dort vorhanden (Notiz von André Salathé vom 12.2.2009).
Annkristin Schlichte ordnete und verzeichnete den insgesamt unstrukturierten, "wilden" Bestand von Dezember 2008 bis Juni 2010; der Arbeitsaufwand betrug ungefähr 580 Stunden. |
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Zahlreiche Doppel von Jahresberichten, Satzungen, Protokollen, Druckschriften und einzelnen Schreiben wurden kassiert.
Fotokopierte Zeitungsartikel wurden kassiert.
Von den Belegen wurde eine Auswahl übernommen und daher die Jahrgänge 1989, 1991-1994, 1996-1999 und 2001-2004 kassiert.
Jahresberichte und Rechnungen des SHS, die nicht Beilagen zu den Sitzungsprotokollen waren, sowie Jahresberichte von anderen Sektionen des Heimatschutzes wurden kassiert.
Von den Ausgaben der Zeitschrift "Heimatschutz" wurden nur die Exemplare übernommen, in denen Artikel mit explizitem Bezug zum Kanton Thurgau publiziert sind.
Druckschriften anderer Organisationen und Publikationen, die keinen expliziten Bezug zu einem Sachdossier aufwiesen, darunter auch Unterlagen zur kantonalen Raumplanung, wurden kassiert.
Elektronische Daten wurden (vorläufig) auf dem Server y:// abgelegt; die Speichermedien selbst (CDs) wurden kassiert. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 8'941, */*
Quellenverzeichnis: StATG 8'941 Thurgauer Heimatschutz 1907-2003
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Sprachen: | d |
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | 8'617 Leisi Ernst (1878-1970), Kantonsschulrektor
8'905 Thurgauischer Heimatverband (1941-1985) |
Veröffentlichungen: | 25 Jahre Heimatschutz im Thurgau, Amriswil [1932]
Nägeli, Ernst: Fünfundsechzig Jahre Thurgauer Heimatschutz, in: Thurgauer Jahrbuch 1972, S. 20-24.
Ganz, Jürg: Heimatschutz - Denkmalpflege - Denkmal Stiftung Thurgau. Drei Standbeine zum wohle des gebauten Erbes, in: Thurgauer Jahrbuch 2007, S. 137-142. |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2023 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=291275 |
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