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9'17 Militärverwaltung 1967-2003, 1967-2003 (Abteilung)
Identifikation |
Ref. code: | 9'17 |
Title: | Militärverwaltung 1967-2003 |
Creation date(s): | 1967 - 2003 |
Level: | Abteilung |
Umfang |
Running meters: | 5.70 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Amt für Bevölkerungsschutz und Armee |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Beim Aufbau eigener Regierungs- und Verwaltungsstrukturen im Thurgau, zunächst in Form von Kommissionen, wurde 1803 auch für das Militär eine eigene Kommission gebildet. Diese wurde ab 1812 durch einen Kriegsrat ergänzt, der schliesslich ab 1819 deren Geschäfte übernahm, während die Militärkommission aufgelöst wurde. 1840 wurde die Aufsicht über das Militärwesen dem Departement des Inneren, genauer dem Kirchen- und Erziehungswesen zugeteilt. Bei der nächsten Reform 1857 wurde ein eigenes Departement für das Militär gebildet, das 80 Jahre lang bestand, bis es 1937 zusammen mit dem Bauwesen zum Militär-, Strassen- und Baudepartement vereinigt wurde. Bereits 1944 erfolgte eine Neuzuordnung zum Finanz-, Forst- und Militärdepartement. Anlässlich der letzten Reform von 1991 verschwand das Militärwesen aus der Departementsbezeichnung und wurde dem Departement für Justiz und Sicherheit zugeordnet.
Die beiden Bereiche „Kreiskommando für den Rekrutierungskreis 31“ und „Zeughausverwaltung“ bildeten das Aufgabengebiet des Militärdepartementes seit der Wehrverfassung, die 1874 Gültigkeit erlangt hatte. Mit dieser Wehrverfassung waren die Kompetenzen zwischen Bund und Kantonen neu geregelt und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt worden.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewannen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Schutz der Zivilbevölkerung während Krisensituationen vermehrt an Bedeutung. Bereits vorhandene und neu geschaffene Organisationen deckten diese Aufgaben ab. So gab es beim Heer die Luftschutztruppen, in die die ältesten Soldaten eingeteilt waren. In den Gemeinden existierten Ortswehren und Kriegsfeuerwehren. Im Jahr 1940 wurde die Kantonale Luftschutzkommission eingesetzt. Sie bestand aus dem Präsidenten, Regierungsrat Robert Freyenmuth, dem Sekretär Ausderau aus dem Militärdepartement und aus den vier Mitgliedern Polizeikommandant Ernst Haudenschild, Feuerwehrexperte Seeger, Spital- und Kantonsarzt Otto Isler und Kantonschemiker Philippe. Es war die eigentliche Vorgängerorganisation des heutigen „Kantonalen Führungsstabes“. Das kantonale Militärdepartement bildete das Bindeglied zwischen den Luftschutztruppen des Heeres und den örtlichen Luftschutzorganisationen und besorgte die administrativen Arbeiten. Die Altergrenze für die Luftschutztruppen wurde im Jahr 1948 von 65 auf 60 Jahres gesenkt.
1951 und 1961 wurde die Truppenordnung erneuert. Die erste Anpassung legte die Sollbestandstabellen der militärischen Einheiten fest und sorgte für eine gleichmässige Verteilung der Jahrgänge bei Unteroffizieren und Spezialisten. Bei der zweiten Anpassung, unter dem Eindruck des „Kalten Krieges“ wurde die Einteilung in „Auszug – Landwehr – Landsturm“ angepasst, da die Wehrmänner neu mit 50 Jahren ihre Dienstpflicht beendeten. Viele Einheiten wurden neu organisiert, umbenannt oder gar aufgelöst. Die Änderungen zogen sich über mehrere Jahre hin und sollten bis 1967 abgeschlossen sein.
Ebenfalls 1951 wurde der Bundesbeschluss betreffend den baulichen Luftschutz in Kraft gesetzt. Ortschaften mit mehr als tausend Einwohnern waren grundsätzlich verpflichtet, in allen Neu- und grossen Umbauten geeignete Schutzräume mit Notausstiegen zu erstellen. Zudem wurden sie verpflichtet, sukzessive zivile Schutz- und Betreuungsorganisationen einzurichten. Ein Bundesratsbeschluss von 1953 regelte die Auflösung der örtlichen Luftschutzorganisationen. Daran anschliessend wurden die Zivilschutzorganisationen vorbereitet. Mit der Annahme des Verfassungsartikels betreffend den Zivilschutz am 24. Mai 1959 wurde der Zivilschutz als notwendiger Bestandteil der umfassenden Landesverteidigung anerkannt. Der massgeblich erweiterte Aufgabenkreis der kantonalen Zivilschutzstelle führte schliesslich 1967 zur Trennung von der Militärkanzlei, die für Dispensations- und Urlaubsgesuche sowie für Mobilmachungsvorbereitungen zuständig war. |
| Deshalb erschien es sinnvoll, das Jahr 1967 als Stichjahr zwischen den Altbeständen des Militärdepartementes und den neuen Akten aus der Militärkanzlei und dem Kreiskommando festzulegen.
1968 wurden Kreiskommando und Zeughausverwaltung in personeller Hinsicht zusammengeführt. Das Bundesgesetz über die Leitungsorganisation und den Rat der Gesamtverteidigung weitete 1969 die bislang ausschliesslich militärische Landesverteidigung in eine umfassende aus. Deshalb wurde im Kanton die Schaffung eines zivilen Stabes als Verbindungsstelle zwischen Kantonsregierung und Territorialkreiskommando in Aussicht genommen.
Die bisherige Abteilung für den militärischen Vorunterricht wurde auf den 1. Juli 1972 in das kantonale Amt für Turnen und Sport umgewandelt und ab 1973 dem Erziehungsdepartement unterstellt.
Das vom Kreiskommando 1980 erarbeitete, mit dem Personalamt und dem Departementssekretariat abgesprochene Reorganisationsprogramm zeichnete sich dadurch aus, dass alle mit militärischen Fragen direkt befassten Amtsstellen des Kantons in einem Amt mit der Bezeichnung „Militärverwaltung des Kantons Thurgau“ zusammengeführt wurden. Das Amt gliederte sich in die vier Abteilungen: Kreiskommando, Militärkanzlei, Militärpflichtersatz und Kantonales Zeughaus. Das „Armeeleitbild 80“ legte fest, dass die Betreuungsdetachemente aufgelöst wurden, die bis anhin für die Betreuung von Flüchtlingen eingesetzt worden waren. Das Eidgenössische Zeughaus Frauenfeld wurde vom Eidgenössischen Militärdepartement auf den 1. Januar 1981 mit den übrigen Bundesmilitärbetrieben in Frauenfeld (Waffenplatz, AMP-Depot) zusammengefasst und einer eidgenössischen Zeughaus- und Waffenplatzverwaltung Frauenfeld unterstellt. Für das Kantonale Zeughaus ergab sich dadurch eine Entlastung im Verwaltungsbereich.
Weitere Änderungen wurden in den 1990er-Jahren beschlossen, als die Armee infolge der veränderten weltpolitischen Lage redimensioniert wurde. Zuerst wurde 1990 der militärische Hilfsdienst abgeschafft. Die 400 Hilfsdienstpflichtigen wurden dem Zivilschutz zugeteilt. Ein Jahr später wurden die Landsturmkurse sistiert, und weitere zwei Jahre später wurde die Entlassung aus der Dienstpflicht vom 50. auf das 42. Lebensjahr gesenkt.
Verbunden mit der Übernahme des kantonalen Führungsstabes durch den Polizeikommandanten im Jahr 1997 wechselten auch die Kanzlei, die Verwaltung und die Wartung des geschützten Kommandopostens zur Polizei. Im gleichen Jahr erfolgte der Übergang vom Militärpflichtersatz zum Wehrpflichtersatz. Mit dem Inkrafttreten des Zivildienstgesetzes 1999 galt die Zivildienstleistung auch als Wehrpflichterfüllung.
Um die Jahrtausendwende führte die neue „Sicherheitsarchitektur Armee XXI“ zu grossen Veränderungen. Die Bestände des Heeres wurden erheblich herabgesetzt. Der kantonale und der eidgenössische Zeughausbetrieb wurden zusammengelegt. Die militärische Rekrutierung wurde zentralisiert. Sie findet seit 2003 für alle Ostschweizer Kantone in Rüti (ZH) statt. Vorbereitende Orientierungsabende für die 18-Jährigen führt der Kanton durch. Der Kanton übernahm im Bereich Personelles und Wehrpflichtersatzabgabe Aufgaben, für die bisher der Bund zuständig war. Die Bereiche Sektionschefkreise, Truppenkontakte und Entlassungen aus der Wehrpflicht mussten angepasst werden.
Am 1. Juni 2003 fand die Umstrukturierung einen Abschluss, indem das neu geschaffene Amt für Bevölkerungsschutz und Armee die Aufgaben der bisherigen Militärverwaltung und des bisherigen Amtes für Zivilschutz übernahm.
Die Sektionschefkreise wurden Ende 2007 aufgehoben. Die weitgehend nur noch administrativen Aufgaben wurden vom Amt für Bevölkerungsschutz übernommen. In diesem Bereich wurde der zeitliche Schnitt mit dieser Änderung in Übereinstimmung gebracht. |
Bestandsgeschichte: | Eine umfangreiche Ablieferung vom 28. Juni und 2. Juli 2002 (Ablieferung 2002–045) beinhaltete hauptsächlich Altbestände, die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreichten. Stammkontrollen (Karteien der Wehrpflichtigen, nach Gemeinden geordnet) und Abgangskontrollen bildeten einen wesentlichen Bestandteil dieser Ablieferung. Weitere Verzeichnisse und Register sowie Jahresrechnungen gehörten dazu. – Angefügt ans Ablieferungsprotokoll ist auch eine umfangreiche Kassationsliste, auf der hauptsächlich Belege, Kontenblätter, Journale sowie vom Bund erstellte Drucksachen aufgelistet sind.
Die Ablieferung 2008–073 vom 21. Oktober 2008 umfasste mehrheitlich Akten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, einige Altbestände reichten aber bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die Inhalte waren sehr vielfältig und zeigten eine grosse Bandbreite von Aufgaben der Militärverwaltung. Dazu gehörte die Nachlieferung 2009–002 vom 15. Januar 2009, die Akten der Amtsleitung zu Gesamtverteidigungsübungen beinhaltete, die sowohl das Militär, als auch den Zivilschutz betrafen.
Die Ablieferung 2009-053 vom 27.November 2009 enthielt Akten zur Vorbereitung des Zusammenschlusses der beiden Amtsstellen Militärverwaltung und Amt für Zivilschutz.
Im weiteren wurden 1997 zwei militärische Tagebücher aus den Jahren 1932/33 von Kantonsschullehrer Markus Bauer via Kantonsbibliothek ans Staatsarchiv abgeliefert. Sie betreffen einerseits die Feld-Artillerie-Rekrutenschule V und die Schwere Batterie II auf dem Waffenplatz Frauenfeld.
Die Ablieferung 2009–017 vom 23. April 2009 vom Sportamt enthielt Akten zum militärischen Vorunterricht, zurück bis in die 1940er-Jahre. Diese wurdfen der Position 4'473 Vorunterricht und Jungschützenkurse zugeordnet.
Zwei Ablieferungen des Historischen Museums (2005-032 und 2006-014) enthielten militärische Reglemente, Anleitungen und Formulare, dazu Akten des Kommandos des Spitalregiments 7.
Mit der Ablieferung 2010-030 vom 13. August 2010 übernahm das StATG vom Präsidenten und vom Aktuar des Sektionschefvereins Protokolle, Jahresberichte und Korrespondenz.
Vom Amt für Zivilschutz nahm das Staatsarchiv die folgenden Ablieferungen entgegen:
1. Eine Ablieferung vom 17. April 1990 mit Akten zur Kriegsbewirtschaftung, Kreisschreiben und Rationierungsausweisen aus dem Zweiten Weltkrieg. 2. Eine Ablieferung vom 10. Oktober 1997, aus der keine Akten in den Bestand „Militärverwaltung“ gehörten (1969–1995). Inhaltliche Schwerpunkte sind die Ausbildungsunterlagen für den Zivilschutz sowie Übungen. Im Anhang des Ablieferungsprotokolls sind Akten aufgeführt, die vorerst im Amt verbleiben sollten sowie solche, die vom Amt kassiert werden konnten. 3. Die Ablieferung 1998–73 (1939–1980) enthielt in erster Linie Akten zur Versorgung der Zivilbevölkerung in Notzeiten mit Nahrung.
Die vorhandenen Akten wurden bis zum Stichjahr 1967 an die bestehenden Aktenreihen von Abteilung 4'4 angeschlossen; damit wurde diese Abteilung geschlossen. Einzelnen Aktenreihen von Bestand 4'4 laufen allerdings über das Stichjahr hinaus, so z.B. der Vorunterricht bis 1972 (abgelöst von "Jugend und Sport"), Auszüge aus dem Zivilstandsregister bis 1976 (später nicht mehr erstellt), die Zeughausrechnungen bis 2000 (später nicht mehr in Buchform) sowie die Protokolle und Akten der Konferenz der kantonalen Militärdirektoren bis 2004 (bis 1983 im Bundesarchiv archiviert, anschliessend im Wohnkanton des jeweiligen Präsidenten SH, VS und AG).
Der Akzessionsbestand 9’17 enthält alle Akten der Militärverwaltung für den nachfolgenden Zeitraum (1967–2003). Ein weiterer Akzessionsbestand 9’** ist für die Akten des Amtes für Zivilschutz (1967–2003) vorgesehen.
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Kassationen:
Adressverzeichnisse von Offizieren aus der ganzen Schweiz (1973-1978) Mannschaftskontrolllisten von entlassenen Wehrmännern (2000-2003) Die Meldeformulare für die Anrechnung an den Wehrpflichtersatz (1998-2003) 3 Bände "Sachplan Militär" und Erläuterungen (2001) Verzeichnis der Militärbehörden (1974)
Kopien von Schiessberichten der örtlichen Schützenverein wurden exemplarisch vom Jahr 1974 aufbewahrt, die Jahrgänge 1975-1978 wurden kassiert. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 9'17, */*
Quellenverzeichnis: StATG 9'17 Militärverwaltung 1967-2003
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Sprachen: | deutsch |
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | 8’629 Heitz Hans Max (1878-1957), Evakuationskommissär 8’646 Thomann Hans (1899-1988), Korpskommandant 8’660 Raggenbass Otto (1905-1965), Bezirksstatthalter 8’668 Kobelt Hans (1890-1967), Oberst 8’685 Egloff Johann Konrad (1808-1886), Regierungsrat 8’912 Offiziersgesellschaft des Kantons Thurgau (1825-1992) 8’913 Schweiz. Feldweibelverband, Sektion Thurgau (1952-) 8’914 Kantonalverband der Thurgauischen Unteroffiziersvereine (1871-) 8’919 Vereinigung ehemaliger Guiden 7 (1942-1989) 8’932 Veteranenvereinigung Mot Drag Schw 43 (1939-1994) 8’935 Thurgauischer Kantonal-Schützenverein (1835-1998) 8’936 Offiziersgesellschaft Frauenfeld (1865-1990) 8’937 Offiziersgesellschaft Kreuzlingen (1888-1992) 8’939 Vereinigung Gz Füs Kp II/277 (1950-2006) |
Veröffentlichungen: | 125 Jahre Infanterie-Regiment 31, Frauenfeld 2000.
Die 7. Division. Von der 7. Armeedivision zur Felddivision 7. Beiträge zur Geschichte der Ostschweizer Truppen, hrsg. vom Kommando Felddivision 7, 3., ergänzte Aufl., Herisau 1988.
F Div 7. Die Felddivision 7 - Rückblick auf die letzten zwei Jahrzehnte, hrsg. vom Kommando Felddivision 7, Herisau 2003.
Herzog, Ruedi; Stricker, Hannes: Grenzschutz am Bodensee und die Geschichte der Grenzbrigade 7, Frauenfeld 1993.
Koch, Benjamin (Hrsg.): Das Thurgauer Füsilier Bataillon 74, Frauenfeld 2003.
Salathé, André: Geschichte des Füsilierbataillons 75, Frauenfeld 1991.
Schoop, Albert: Die Thurgauer Miliz, in: Albert Schoop u. a.: Geschichte des Kantons Thurgau, Bd. 3: Sachgebiete II, Frauenfeld 1994, S. 186-203.
Sprecher, Thomas; Zeller, René (Hrsg.): Ostschweizer Korpsgeist. Ereignisse und Erlebnisser im Feldarmeekorps 4 1891-2003, Zürich 2003. |
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End of term of protection: | 12/31/2023 |
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