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9'16 Landwirtschaftliche Schule Arenenberg 1906-1980, 1906-1980 (Abteilung)
Identifikation |
Ref. code: | 9'16 |
Title: | Landwirtschaftliche Schule Arenenberg 1906-1980 |
Creation date(s): | 1906 - 1980 |
Entstehungszeitraum, Streudaten: | 1901 - 2004 |
Level: | Abteilung |
Umfang |
Running meters: | 27.50 |
Number: | 536 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | LBBZ Arenenberg |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Die Kreuzlinger Ackerbauschule 1841-1870
Die erste kantonale landwirtschaftliche Schule wurde 1841 im Kloster Kreuzlingen eröffnet (vgl. StATG 4'794'0-20 Landwirtschaftliche Schule Kreuzlingen 1847-1882). "Neben der beruflichen Ausbildung in theoretischer und praktischer Hinsicht genossen die jungen Leute eine gediegene geistige Erziehung" (Mühlebach, August: Zur Geschichte des landwirtschaftlichen Bildungswesens im Kanton Thurgau, Arenenberg 1907, S. 55). Die von Seminardirektor Johann Jakob Wehrli (1790-1855) initiierte Institution wurde 1851 mit der Reorganisation des gesamten Unterrichtswesens und einem personellen Wechsel der Schulleitung dem deutschen Vorbild angelehnt: "Die Kreuzlinger Schule verlor aber dabei den Charakter einer einfach-ländlichen Erziehungsanstalt; sie wollte, wie viele der damaligen Ackerbauschulen, höher hinaus und passte sich wenig den landwirtschaftlichen Verhältnissen des Kantons an." (Mühlebach, August: Zur Geschichte des landwirtschaftlichen Bildungswesens im Kanton Thurgau, Arenenberg 1907, S. 55). Aufgrund der schwindenden Schülerzahlen und nachdem das Anstaltsgut dem Bahnbau Romanshorn-Konstanz weichen musste, schloss 1870 die Kreuzlinger Schule ihre Tore (Grossratsbeschluss vom 21.09.1870). Daraufhin mussten die Thurgauer Bauernsöhne ausserhalb der Kantonsgrenzen die Jahresschulen in Brugg AG, Muri AG, Strickhof ZH oder Rütti ZH besuchen.
1898 wurde der Verein "Ehemaliger thurgauischer Landwirtschaftsschüler" gegründet. Dieser gelangte 1903 mit einer Petition um Schaffung einer kantonalen Landwirtschaftsschule - nicht zuletzt auch als Reaktion auf die in Frauenfeld veranstaltete "VII. Schweizerische Landwirtschaftliche Ausstellung" und einen Vortrag über "Die landwirtschaftliche Berufsbildung" von Dr. Ernst Laur (1871-1964) - an den Grossen Rat (vgl. 25. Jahresbericht der Thurgauischen Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg 1904-1929, S. 6-7).
Die Landwirtschaftliche Winterschule in Frauenfeld 1904-1906
Der Regierungsrat erhielt mit dem Grossratsbeschluss vom 24. November 1903 den Auftrag, auf Herbst 1904 "versuchsweise" eine landwirtschaftliche Winterschule zu eröffnen. Sie fand provisorisch in der Kaserne Frauenfeld ihren Platz, Obstbaukurse wurden im Obstgarten "zum Algisser" durchgeführt (vgl. Bericht und Programm der Thurgauischen landwirtschaftlichen Schule und milchwirtschaftlichen Station Arenenberg, Berichtsperiode 1. Okt. 1904 - 31. März 1907, S. 3). Zur Organisation und Einführung der neugegründeten Institution wurde im August 1904 Direktor August Mühlebach (1872-1934) - damals Vorstand an der landwirtschaftlichen Winterschule Immenstadt (Bayern) - berufen. Die fünfköpfige Aufsichtskommission wurde durch die Kantonsregierung bestellt (vgl. Art. 1 des Reglements für die Thurgauische landwirtschaftliche Winterschule vom 31.10.1904). Ab dem 3. November 1904 fand der erste Winterkurs mit 44 Teilnehmern statt.
Durch die rege ausserschulische Tätigkeit der Hauptlehrer (Kurse und Vorträge in landwirtschaftlichen Vereinen und Genossenschaften) und nicht zuletzt durch die Übernahme der Redaktion der "Thurgauischen Blätter für Landwirtschaft" im Oktober 1905 eröffnete sich die Schule eine grössere öffentliche Plattform "und wurde dadurch gewissermassen zur landwirtschaftlichen Zentralstelle des Kantons" (50 Jahre Thurgauische Landwirtschaftliche Schule 1904/1950, S. 7). Das Provisorium wurde mit dem "Gesetz betreffend die Einrichtung einer landwirtschaftlichen Winterschule" am 21. Januar 1906 hinfällig, und es konnte nach einem permanenten Standort gesucht werden: "§ 1. Zur Förderung der landwirtschaftlichen Berufsbildung und zur Unterstützung der Landwirtschaft im Allgemeinen wird eine kantonale landwirtschaftliche Winterschule gegründet; derselben ist zum Zwecke besonderer Förderung der Milchwirtschaft eine milchwirtschaftliche Station anzugliedern."
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| Die Landwirtschaftliche Schule auf dem Arenenberg ab November 1906
Im Sommer 1905 bewarben sich neben Frauenfeld auch Weinfelden und Bischofszell um den Sitz der Schule. Durch die Schenkung des Schlosses Arenenberg mitsamt den Ökonomiegebäuden durch Ex-Kaiserin Eugénie an den Kanton Thurgau am 9. Mai 1906 kam die Suche nach einem geeigneten Standort zum Abschluss. Bereits am 23. Mai hiess der Grosse Rat den Antrag des Regierungsrates auf Nutzung der Ökonomiegebäude als Landwirtschaftsschule mit einem für den Umbau bestimmten Kredit gut. Am 20. November 1906 öffnete die Schule mitsamt Konvikt ihre Tore. Zur gleichen Zeit wurde auch die kantonale "milchwirtschaftliche Station" angegliedert (vgl. Bericht und Programm der Thurgauischen landwirtschaftlichen Schule und milchwirtschaftlichen Station Arenenberg, Berichtsperiode 1. Okt. 1904 - 31. März 1907, S. 3).
1941 stieg die Zahl von Schüleranmeldungen sprunghaft in die Höhe, so dass eine Filialklasse ausserhalb der Schule im Seminar Kreuzlingen abgehalten werden musste. Einige Winterkurse fanden sodann im Seminar statt, bis dieses Mitte der 1940er-Jahre die Räume für sich beanspruchen musste. Die stetig steigenden Anmeldungen gipfelten in der Diskussion um die Schaffung einer zweiten landwirtschaftlichen Schule in Bürglen. Die diesbezügliche Vorlage unterlag jedoch in der Volksabstimmung vom 20. April 1947. Danach besuchten die Schüler von 1950 bis 1952 weitere Filialklassen in Frauenfeld (vgl. 50 Jahre Thurgauische Landwirtschaftliche Schule 1904/1954, S. 10).
Die Berufsbildung für junge Bauern erfolgte in drei Stufen: beginnend mit der zweijährigen landwirtschaftlichen Lehre (Lehrabschluss, LAP 1) und dem parallelen Besuch der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule (Berufsschulbesuch); fortführend mit der Fachausbildung an der landwirtschaftlichen Schule Arenenberg und der anschliessenden praktischen Ausbildung auf dem elterlichen Betrieb oder in "der Fremde" (Abschluss bäuerliche Berufsprüfung/LAP 2/Fähigkeitsprüfung mit dem "Ausweis als Landwirt mit theoretischer und praktischer Ausbildung"); sodann konnte die Ausbildung zum Meister erfolgen (sog. Betriebsleiterkurse mit abschliessender Meisterprüfung). Die Oberaufsicht über die Lehr- wie auch die Berufsprüfung hatte der Schweizerische Landwirtschaftliche Verein, als ausführendes Organ wurde die Landwirtschaftliche Schule Arenenberg bezeichnet.
Neben dem Schulbetrieb für die männliche Jugend wurde mit Eröffnung der bäuerlichen Haushaltungsschule im Jahr 1921 ein Pendant für junge Frauen geschaffen. Dieses war seit 1908/09 ein Desiderat des damaligen Direktors Mühlebach gewesen. Erst 1921 setzte der Regierungsrat ein Programm für Haushaltungsschülerinnen (im Alter von 17 bis 25 Jahren) in Kraft. Am 1. Juni desselben Jahres begann der erste dreimonatige Kurs in den Räumen der Landwirtschaftlichen Schule. Die durchschnittlich 20 bis 25 Schülerinnen bezogen während der Ausbildung in den Sommermonaten Quartier in der Schule. Der vom Regierungsrat bestellten Aufsichtskommission wurde nun eine dreiköpfige weibliche Fachkommission angegliedert.
Daneben unterhielt die Landwirtschaftliche Schule Arenenberg zu Versuchs- und Lehrzwecken einen Schul-Gutsbetrieb (vormalige Domäne). Dieser wurde der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg zur unmittelbaren Bewirtschaftung und speziell für Versuchszwecke zur Verfügung gestellt. Analog zu Schloss und Park wurde die Domäne bis Ende 1910 durch das Finanzdepartement verwaltet. Durch regierungsrätlichen Beschluss vom 12. November 1910 unterstand sie ab 1. Januar 1911 dem Landwirtschaftsdepartement, und die Verwaltung wurde der Schuldirektion übertragen (vgl. 50 Jahre Thurgauische Landwirtschaftliche Schule 1904/1954, S. 40-41).
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| Daneben übernahm die Schule auch im Bereich der Beratung wichtige Aufgaben. Grundlage der Beratungstätigkeit beispielsweise der Zentralstelle für landwirtschaftliche Betriebsberatung bildeten das kantonale Reglement vom Mai 1957, ergänzt durch den Regierungsratsbeschluss Nr. 137 vom Januar 1958: "Der erzieherische und bildende Wert dieser Arbeit ist nicht von der Hand zu weisen. Es war nicht nur eine Hilfe der Fortschrittlicheren an ihre Berufskollegen; die Arbeit führte auch die Bauern mit guten Betriebsergebnissen einen Schritt weiter, sei es zu grösserer Sicherheit im Einsatz ihrer Betriebsmittel oder zur Verbesserung der Betriebsführung auf einzelnen Gebieten" (Jahresbericht der Land- und Hauswirtschaftlichen Schule Arenenberg 1958/59-1961/62, S. 33). Die Leistung der Kompetenzstelle erschöpfte sich nicht in allgemeinen Betrachtungen, sondern äusserte sich in hohem Masse durch Gruppen- und Einzelberatungen. 1962 wurde die Zusammenarbeit der landwirtschaftlichen Betriebsberatung mit der Thurgauischen Genossenschaft für Investitionskredite und Betriebshilfe (GLIB) aufgenommen: "Der Beratung fällt dabei eine gewisse Doppelaufgabe zu, indem sie sowohl den ratsuchenden Bauern in Hinsicht auf die möglichen Investitionskredite wie auch die Organe der Genossenschaft im einzelnen Fall zu beraten hat." (Jahresbericht der Land- und Hauswirtschaftlichen Schule Arenenberg 1962/63-1965/66, S. 37) Die Hauptarbeit der Berater lag vor allem darin, Bauvorhaben (bspw. bei Stallsanierungen, Gebäuderationalisierungen etc.) in betriebswirtschaftlicher Hinsicht zu begutachten. Der landwirtschaftlichen Betriebsberatung wurde später die Beratung für Bäuerinnen angegliedert.
Als Reaktion auf den Bundesratsbeschluss über "Massnahmen zur weitern Förderung des Ackerbaues (vom 12. Dezember 1938)" entstanden auf Arenenberg mehrere kantonale Zentralstellen (bspw. Ackerbau 1939, Obst- und Rebbau 1942, Gemüsebau 1942, etc.).
Somit gliederte sich die landwirtschaftliche Schule Arenenberg - ohne grössere strukturelle Anpassungen im Überlieferungszeitraum - in folgende Organisationseinheiten:
a) Die landwirtschaftliche Winterschule mit Konvikt zur Aufnahme und Ausbildung von jungen Männern b) Die Haushaltungsschule zur Ausbildung von jungen Frauen in der Führung eines bäuerlichen Haushaltes c) Das Versuchswesen, die Auskunftsstelle für Pflanzenschutz und die Stelle für Betriebsberatung d) Den Gutsbetrieb: umfassend zirka 16 ha Wiesen- und Ackerland, Obstanlagen, Gemüsegarten und Weinberg e) Die milchwirtschaftliche Station mit angegliederten Käserei- und Stallinspektionen: Untersuchungen von Milch und Molkereiprodukten, beratende Stelle auf milchwirtschaftlichen Gebiet f) Die Rebveredlungsstelle mit der Aufabe, die für die Rekonstruktion der thurgauischen Rebberge notwendigen Rebveredlungen zu besorgen g) Die Obstbauberatungsstelle mit der Aufgabe der qualitativen Förderung des Obstbaus im Kanton Thurgau und der Ausbildung von Berufsbaumwärtern h) Die kantonale Zentralstelle für Gemüsebau, deren Hauptaufgabe im Beratungsdienst auf dem Gebiete des Gemüsebaus über Anbaufragen, Schädlingsbekämpfung, Ernte und Verwertung besteht i) Die kantonale Zentralstelle für Ackerbau mit der Aufgabe der allgemeinen Förderung des Ackerbaus im Kanton Thurgau und im speziellen der Organisation der Schädlingsbekämpfung
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| Direktoren der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg:
1904-1920 August Mühlebach 1920-1957 Hans Lüdi 1957-1979 Eugen Ausderau 1980-2010 Otto Balsiger
Präsidenten der Aufsichtskommission (Regierungsräte):
1904-1906 Johann Konrad Egloff 1906-1907 August Wild 1907-1917 Alexander Otto Aepli 1917-1943 Anton Schmid 1943-1959 Hans Reutlinger 1959-1975 Walter Ballmoos 1975-1980 Hanspeter Fischer
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Bestandsgeschichte: | Bestand 9'16 beinhaltet einerseits die Ablieferung 2008-071 (September und Oktober 2008) des Schriftguts der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg, andererseits die Ablieferung 2008-070 (Oktober 2008) des dezentralen Führungsbereichs Betriebsberatung in Weinfelden. Nachgeliefert wurden die Anbau- und Pachtverträge des Obstbaubetriebs Uttwil (Ablieferung 2009-041 vom Oktober 2009).
In den Bestand wurden neben den oben genannten Ablieferungen Teile aus den bereits im Staatsarchiv gelagerten und noch nicht erschlossenen Unterlagen des Departements für Inneres und Volkswirtschaft (DIV) zum Arenenberg sowie im Falle der Aufsichtskommission Protokolle und Sitzungsunterlagen aus dem Landwirtschaftsamt (Teilablieferung 2009-025 vom Juni 2009) integriert. Im Fonds Rechnungswesen wurden die Betriebsrechnungen der Schule (vormals StATG 4'325'0-76) sowie der Separatbetriebe Rebveredlungsstelle (vormals StATG 4'321'0-27), Käserei- und Stallinspektorat (vormals StATG 4'322'0-30), Domäne (vormals StATG 4'323'0-75), Haushaltungsschule (vormals StATG 4'324'0-35) und Zentralstelle für Ackerbau (vormals StATG 4'326'0-17) integriert.
Die Schule verfügte weder über ein zentrales Archiv noch über einen Archivplan oder provisorische Findmittel. Das Schriftgut befand sich auf dem Arenenberg an vier, in Weinfelden an einem Standort und war ungeordnet:
- Arenenberg, Hauptgebäude: Büro des Direktors (Qualifikationslisten), Büro im 1. Stock (Fotobestände, Protokolle der Schülervortragsabende), Estrich (Meisterprüfungen, Stundenpläne, Personalakten, Jahresberichte, Mitarbeit in Gremien, etc.) - Arenenberg, Mehrzweckgebäude: Archivraum (Ehemaligenarchive, Druckschriften), Bibliothek (Fotos, Ablage der Zentralstelle für Ackerbau, Pläne und Karten) - Arenenberg, Fachstellengebäude: Keller (Unterlagen der verschiedenen Zentralstellen, Mitarbeit in Gremien, Zuchtbuch, etc.) - Arenenberg, Gästehaus: Estrich (Copie des lettres/Kopialbücher; Belegbände; Zuchtbuch; thematische Dossiers: Bau-Etappen, Versuchswesen, Programme; Journale; Kassabücher; etc.) - Weinfelden, Führungsbereich Betriebsberatung: Keller (Korrespondenz/Beratungsfälle, Zusammenarbeit mit der GLIB, Umfragen, etc.)
Über die Ablagepraxis vor Ort können nur Vermutungen geäussert werden: Die ältesten Unterlagen im Bestand, welche in die Zeit der Schule mit Sitz in Frauenfeld (1904-1906) fallen, wurden nach Salenstein transportiert. Dabei handelt es sich um Aktenserien, die aufgrund ihrer Physis nicht periodisiert/aufgeteilt werden konnten, wie die Schülervortragsprotokolle und die Protokolle der Lehrerkonferenz. Ansonsten fehlt die Überlieferung der Gründungszeit in Frauenfeld in der Ablieferung 2008-071. Diese Lücke wird ansatzweise durch die Unterlagen der Aufsichtskommission Arenenberg geschlossen.
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| Als ältester Archivraum auf Arenenberg ist der Estrich des Gästehauses zu nennen. Er enthielt die Buchhaltung (inkl. die komplette Sammlung der Belegbände bis 1971), Korrespondenz, Inventare sowie die ältesten Unterlagen zu den Zentralstellen bis in die 1970er-Jahre. Nachdem dieser Archivraum ausgelastet war, wurde im Estrich des Hauptgebäudes eine ähnliche Ablagepraxis geschaffen, jedoch gelangten die Unterlagen der Zentralstellen nun ins Fachstellengebäude. Das Mehrzweckgebäude mit "Archiv"- und Bibliotheksraum war in erster Linie für die Bibliothekssammlung bestimmt. Eher zufällig müssen die Kisten mit Fotos und das Ehemaligenarchiv in die Bibliothek integriert worden sein. Aufgrund der vermuteten fragmentarischen Überlieferung wurde die auf dem Arenenberg vorgefundene Aktenproduktion vor dem Hintergrund einer allfällig nachträglichen Kassation zunächst integral übernommen.
Der umfassende Bibliotheksbestand der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg wurde nicht übernommen. Die Kantonsbibliothek wurde über die bevorstehende Kassation der Bibliothek, welche den neuen Ausbildungsräumen für die Musikinstrumentenausbildung weichen musste, in Kenntnis gesetzt.
Überlieferungslücken traten insbesondere bei den Zentralstellen zu Tage (Korrespondenz, Jahresberichte), weswegen deren Tätigkeit sehr unterschiedlich belegt ist. Über die Form des Schulbetriebs können nur rudimentäre Aussagen via Stundenpläne, Prüfungesergebnisse und Jahresberichte gemacht werden, Vorarbeiten/Skripts von Dozenten zu Schulstunden fehlen in der Regel (wurden entweder in den Büros vernichtet oder entstanden in den Privathäusern der Lehrkräfte). Ferner treten Lücken beispielsweise bei den Copie de lettres (brechen 1931 ab), dem Personalwesen (Personaldossiers) sowie der Schülerinnenadministration (Kursanmeldungen) auf. Aussagen über den Schul-Gutsbetrieb sind fast nur noch aufgrund der Buchhaltung und der Tagesrapporte möglich.
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| Folgende Grundsatzentscheide wurden während des Erschliessungsprozesses gefällt:
- Einfügen von Unterlagen der Domäne Arenenberg aus dem Bestand der Finanzverwaltung - Integration der Überlieferung der Aufsichtskommission wie bei den Beständen 9'11 Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik Davos (1922-2005) und 9'12 Kindergärtnerinnenseminar Amriswil (1975-2005). Die Überlieferung der Aufsichtskommission präsentierte sich zunächst "wild". In der Ablieferung der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg waren deren Protokolle nur sehr lückenhaft vorhanden. Im noch nicht beaerbeiten Archiv des Departements für Inneres und Volkswirtschaft fanden sich die Protokolle der Jahre 1904-1925 vollständig vor, darüber hinaus weitere Sitzungsunterlagen sowie Schriftgut der Vorgängerinstitution in Frauenfeld 1904-1906. Vom Landwirtschaftsamt sind die Protokolle ab 1960 übernommen worden. - In der Ablieferung 2008-071 waren Unterlagen enthalten, welche die Zusammenarbeit von Mitarbelegen. Die
Der Bestand umfasst unter der Bezeichnung "9'16 Landwirtschaftliche Schule Arenenberg 1904-1980" auch die beiden Jahre der Vorgängerinstitution in Frauenfeld (1904-1906). Damit wird analog zu den beiden Jubiläumsschriften der Schule, welche sich auf das Gründungsjahr 1904 beziehen und den Organisationsnamen nicht differenzieren, verfahren. Chronologische Eckpunkte des Bestands sind somit 1904 (Gründung in Frauenfeld) sowie 1980 (Wechsel in der Direktion/Amtsleitung). Eine strategische Überlegung des Staatsarchivs zielt auf einen Folgebestand 1980 (Amtsantritt Otto Balsiger) bis 2006 (archivtektonischer Schnitt aufgrund Einführung DMS/RMS Fabasoft) ab.
Der Bestand wurde zwischen Februar 2009 und Februar 2011 von Ernst Guggisberg in rund 860 Arbeitsstunden geordnet und erschlossen; über die Details der Erschliessung geben die verschiedenen Versionen des Erschliessungskonzepts (vgl. Dossier über Bestand 9'16) sowie die Informationen in den nachstehenden Feldern dieses Formulars Auskunft.
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Direktübernahme von Provenienzstelle: | Ja. |
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Für die Laufzeit des Bestands gab es im Amt selbst keinen Archivplan. Übernommen wurde - wie oben dargestellt - das gesamte noch auffindbare Schriftgut, im Hinblick auf eine allfällige nachträgliche Kassation/Auswahl.
Das Urbarium über den "Traubenzehnten zu Triboltingen" (1858-1869) wurde in StATG Slg. 15 umplatziert. Ein Dossier" Besoldungstabellen" wurde in die Ablieferung 2003-046 Personalamt transferiert. Der im Rahmen der Ablieferung übernommene Bestand "Ehemaligenverein der Haushaltungsschülerinnen" wurde separiert und wird später für sich erschlossen.
Dubletten wurden kassiert. Kassiert wurden ausserdem die Autokilometer-Jahresabrechnung 1973 (1 Dossier), Lieferscheine ca. 1950-1970 (2 Schachteln), Quittungen, Porti/Frachten/Spesen (ca. 1 Schachtel), bestandsfremde Pausen (Gemeindegebiete) sowie zwei Schachteln Clichés (Druckvorlagen für die Jahresberichte).
Für Fonds 9'16, 3 Rechnungswesen wurde ein separates Bewertungskonzept ausgearbeitet (vgl. separates Dokument in der Bestandsdokumentation): Einige Aktenreihen wurden integral in den Bestand übernommen, etwa die Jahres-/Betriebsrechnungen oder die Kassenbücher, während andere nur in Auswahl archiviert und der Rest kassiert wurden. Die Auswahl umfasst die Stichjahre XXX1 und XXX6, wobei mit 1906 auf die Einrichtung der Landwirtschaftlichen Schule auf Arenenberg und mit 1971 auf den Abbruch der Serie Belegbände Bezug genommen wurde. In Auswahl wurden neben den Belegbänden die Voranschläge, Journale, Besoldungsjournale, Umsatzbilanzen sowie die Bundessubventionen archiviert. Für nicht archivwürdig wurden folgende Reihen befunden: Postscheck-Konto, Besoldungsquittungen, Unterlagen der Pensionskasse und der AHV, Versicherungspolicen, Monatsbilanzen sowie Revisionen. Von all diesen Reihen wurde jeweils nur ein Stichjahr (ebenfalls XXX1 oder XXX6) dokumentiert, um einerseits den gesamten Buchführungsprozess in all seinen Schritten nachvollziehbar zu machen und um andererseits den Kassationsentscheid einsichtig zu machen. Bei den Stichjahren wurde jeweils das Rechnungs- sowie das Kalenderjahr berücksichtigt. Das Rechnungsjahr begann bis in die 1960er-Jahre jeweils im Oktober des vorangehenden Jahres und endete im September der Stichjahrs. Die fehlenden Monate des Stichjahres bis Dezember wurden ebenfalls archiviert, so dass es möglich ist, sie mit den späteren, deckungsgleichen Rechnungs- und Kalenderjahren zu vergleichen. Dies betrifft vornehmlich die Aktenreihen Belegbände sowie Journale.
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Ordnung und Klassifikation: | Der Bestand gliedert sich in folgende zehn Hauptfonds:
0 Rechtsgrundlagen 1 Aufsichtskommission/Oberaufsicht 2 Direktion und Verwaltung 3 Rechnungswesen 4 Bauwesen 5 Personalwesen 6 Berufsbildung: Aus- und Weiterbildung 7 Beratung und Versuchswesen 8 Schul-Gutsbetrieb 9 Sammlung
Die Ordnung des Bestands auf Stufen Fonds und Unterfonds orientiert sich primär am Organigramm der Schule von 1975 (vgl. Abbildung im Jahresbericht der Thurgauischen Landwirtschafts- und Haushaltungsschule Arenenberg 1975/76-1979/80, S. 7). Pläne, Fotos, Diapositive, Glasplatten und Spruchbänder wurden in der Regel auf Stufe Dokument als Selekten verzeichnet. |
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 9'16, */*
Quellenverzeichnis: StATG 9'16 Landwirtschaftliche Schule Arenenberg 1906-1980
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Sprachen: | Deutsch |
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | StATG 4'794'0-20 Landwirtschaftliche Schule Kreuzlingen 1837-1882 StATG 8'920 Schweizerische Landwirtschaftliche Ausstellung in Frauenfeld 1902-1905 StATG Slg. 3.1.1 Filme 10-12: Filmrollen der "Fachstelle für Pflanzenschutz und Ökologie" 1945-1955
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Veröffentlichungen: | - Lüdi, Hans: Die kantonale land- und hauswirtschaftliche Schule Arenenberg, in: Thurgauer Jahrbuch 1928, S. 40-45. - Lüdi, Hans: Das landwirtschaftliche Bildungswesen im Kanton Thurgau. 50 Jahre Verein ehemaliger thurgauischer Landwirtschaftsschüler, Bürglen 1949, S. 88-100. - Mühlebach, August: Zur Geschichte des landwirtschaftlichen Bildungswesens im Kanton Thurgau. Bericht und Programm der Thurgauischen landwirtschaftlichen Schule und milchwirtschaftlichen Station Arenenberg, Berichtsperiode 1. Okt. 1904 - 31. März 1907, S. 51-71
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Anmerkungen |
Kommentar des Staatsarchivs: | Glossar (vgl. das aufschlussreiche Organigramm im Jahresbericht der Thurgauischen Landwirtschafts- und Haushaltungsschule Arenenberg 1975/76-1979/80, S. 7):
- Bäuerinnenkurs = Weiterbildungsangebot für Absolventinnen der Haushaltungsschule mit bestandener Bäuerinnenprüfung - Buchhalterringe = u.a. von der Zentralstelle für Betriebsberatung ausgerichtete Gruppenberatungen/Kurse in landwirtschaftlicher Buchführung, als Leistungsausweis/Nachweis, um Kredite zu erhalten (bspw. von der GLIB) - Domäne Arenenberg = Gutsbetrieb Arenenberg (bis 1910 unterstand die Domäne der Finanzverwaltung) - Filialklasse = Schulklasse, die mangels Platz nicht auf Arenenberg, sondern an einem externen Standort unterrichtet wurde - GLIB = Thurgauische Genossenschaft für landwirtschaftliche Investitionskredite und Betriebshilfe - LAP 1 (Lehrabschlussprüfung) = Abschluss der landwirtschaftlichen Lehre und der Berufsschule. Wurde auf dem Arenenberg unter der Leitung des Schweizerischen Landwirtschaftlichen Vereins, später durch die Kommission für landwirtschaftliche Berufsbildung des Kantons Thurgau durchgeführt. Nach bestandener LAP 1 war die Aufnahme in die Winterschule Arenenberg möglich. - LAP 2 (Lehrabschlussprüfung) = bäuerliche Berufsprüfung = Fähi (Fähigkeitsprüfung) = Abschluss der Grundausbildung an der Landwirtschaftlichen Winterschule Arenenberg als Voraussetzung für das Weiterbildungsangebot (Betriebsleiterkurs) - Meisterprüfung = Abschluss des Weiterbildungsangebotes für Bauern (Betriebsleiterkurse) - Offener Kurs = Weiterbildungsangebot für (verheiratete) Bäuerinnen, auch ohne absolvierte Bäuerinnenprüfung - Qualifikationslisten = Notenschnitte/Zeugnisse der einzelnen Unterrichtsfächer pro Winterkurs an der landwirtschaftlichen Winterschule Arenenberg. Nicht gleichzusetzen mit der Fähigkeitsprüfung/LAP 2/bäuerlichen Berufsprüfung - Separatbetriebe = unter diesem Begriff wurden aus buchhalterischen Gründen der Schul-Gutsbetrieb/Domäne, die Haushaltungsschule, das thurgauische Käserei- und Stallinspektorat, die Rebveredlungsstelle sowie die Zentralstelle für Ackerbau subsummiert - Vorkurse = Vorbereitender Unterricht für die Betriebsleiterkurse - Winterkurse = der Schulbesuch war in zwei Semester gegliedert - den 1. und 2. Winterkurs - Winterschule = Schulbetrieb, der nur über den Winter aufrecht gehalten wurde (bzw. im Sommer durch die Haushaltungsschule abgelöst wurde), im Gegensatz zu den sogenannten Jahresschulen - Zentralstelle = organisatorische Einheit der landwirtschaftlichen Schule, welche insbesondere für die Beratung der Bauern und Bäuerinnen zuständig war, aber auch Fachunterricht bestritt
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| Gründungsjahre der Schweizer Jahres- und Winterschulen (nach Brugger,Hans: Landwirtschaftliche Schulen und Forschungsanstalten der Schweiz seit 1914, Frauenfeld 1990, S. 20):
1870 Marcelin, Morges VD 1885 Sursee LU 1887 Brugg AG 1891 Grengeneuve, Posieux FR 1895 Rütti, Zollikofen BE 1896 Plantahof, Landquart GR 1896 Custerhof, Rheineck SG 1897 Courtelemelon, Courtételle BE/JU 1897 Strickhof ZH 1899 Châtelaine, Genève GE 1904 Arenenberg, Salenstein TG (1904-1906 in Frauenfeld TG) 1905 Waldhof, Langenthal BE 1905 Wülflingen ZH 1908 Sargans SG 1908 Charlottenfels, Neuhausen SH 1908 Schwand, Münsingen BE 1909 Wallierhof, Riedholz SO 1912 Cernier NE 1912 Affoltern a. A. ZH 1913 Wädenswil ZH 1914 Stäfa ZH 1915 Mezzana, Balerna TI 1917 Schluechthof, Cham ZG 1918 Glarus GL 1918 Bülach ZH 1919 Ebenrain, Sissach BL 1919 Hondrich BE 1920 Visp VS 1920 Willisau LU 1923 Châteauneuf, Sion VS 1925 Pfäffikon SZ 1929 Flawil SG 1938 Seedorf UR 1942 Lenzburg AG 1943 Flums SG 1944 Kaltbrunn SG 1946 Seeland, Ins BE 1950 Grange-Verney, Moudon VD 1956 Muri AG 1956 Frick AG 1957 Giswil OW 1958 Liebegg, Gränichen AG 1958 Langnau, Bärau BE 1969 Hohenrain LU 1976 Schüpfheim LU 1977 Rheinhof, Salez SG 1978 Berner Jura, Tavannes BE
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2000 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=288799 |
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