Identifikation |
Ref. code: | 8'429 |
Title: | Thurgauischer Milchkäuferverband (1887-2007) |
Creation date(s): | 1887 - 2007 |
Level: | Fonds |
Umfang |
Running meters: | 3.75 |
Number: | 272 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Thurgauischer Milchkäuferverband |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Die Dampfmaschine und die Eisenbahn wirkten sich im 19. Jahrhundert dahingehend aus, dass billige Getreideimporte den einheimischen Ackerbau verdrängten. Dieser hatte nämlich zum Nachteil, dass in nassen Jahren Missernten der Normalfall waren. Thurgauer Bauern erkannten in der neuen Technik gleichwohl auch eine Chance, nämlich für die Milchproduktion, so dass im Kanton Thurgau um 1850 erste Käsereien entstanden.
Im September 1880 diskutierten Käser in St. Gallen über den Käseexport, der aufgrund der ausländischen Konkurrenz und der Schwankungen des Milchpreises immer schwieriger wurde. Wenige Monate später, am 29. Januar 1881, wurde wieder eine Sitzung einberufen, wo sich um die 150 Käser in St. Gallen einfanden. 40 davon entschlossen sich, einen ostschweizerischen Käserverein zu gründen, wobei in den 14 Personen umfassenden Vorstand fünf Thurgauer gewählt wurden. Die Thurgauer schienen sich im Verein aber nicht besonders wohl gefühlt zu haben, weshalb sie 1885 über die Gründung eines eigenen Vereins diskutierten.
Am 27. Februar 1887 schliesslich wurde der Thurgauische Milchinteressenverein gegründet, und am 22. Mai 1887 wurden die ersten Statuten genehmigt. Ziel war es, die Interessen der Milchwirtschaft zu fördern. Der erste Vorstand bestand aus Käsern, Landwirten und Tierärzten. 1896 wandelte sich der Thurgauische Milchinteressenverein in den Thurgauischen Milchwirtschaftlichen Verein und 1912 in den Thurgauischen Käserverein um. Im gleichen Jahr 1912 wurde ein erster Rahmenvertrag mit der Helvetia-Unfallversicherung abgeschlossen.
Am 28. Januar 1917 wurde der Schweizerische Milchkäuferverband gegründet. Der Thurgauische Käserverein schloss sich ihm als Sektion an. Aufgrund eines drohenden Bankrotts des Schweizerischen Milchkäuferverbandes im Jahr 1919 wurde erwartet, dass der Thurgauische Käserverein die Summe von 100'000 Franken vorstreckte, da dieser offenbar als einziger dazu in der Lage war, diese Summe aufzubringen. Die Thurgauer willigten ein und schossen den Betrag zu einem Zins von 5% vor.
1924 wurde der Thurgauische Käserverein umbenannt und hiess fortan Thurgauischer Milchkäuferverband. 1933 wurde durch den Zentralverband schweizerischer Milchproduzenten eine Milchkontingentierung eingeführt, die bis 1936 dauerte. Das war ein harter Eingriff, von welchem die freie Marktwirtschaft und vor allem leistungsstarke Bauerbetriebe am meisten getroffen wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aber sah sich die schweizerische Landwirtschaft in ihrer Blütezeit, und die Milchproduktion konnte gesteigert werden.
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| 1977 folgte aufgrund einer Überproduktion eine weitere Milchkontingentierung, diesmal wurde sie vom Bund eingeführt. Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde der Milchpreis schrittweise von 107 Rp./kg auf den Tiefststand von 55 Rp./kg gesenkt, wobei mittels Direktzahlungen die Einkommensausfälle zumindest teilweise kompensiert wurden. Am 1. Mai 2009 wurde die Milchkontingentierung nach rund dreissig Jahren aufgehoben; die Milchbranche musste fortan für eine Selbstregulierung sorgen.
Der Thurgauische Milchkäuferverband schloss sich am 12.09.2007 mit dem St. Gallisch-Appenzellischen Milchkäuferverband zusammen. Letzterer wurde am 19.10.2007 in Genossenschaft Ostschweizer Milchverarbeiter (OMV) umbenannt. Deren Sitz befand sich 2007 in Broschhofen SG, ab 2015 in Wil SG und ab 2019 in Kirchberg SG.
Der Thurgauische Milchkäuferverband war eine Sektion des Schweizerischen Milchkäuferverbandes (später FROMARTE). Von der Rechtsform her war er eine Genossenschaft und hatte "die Wahrung der Interessen der Milchkäufer" im Kanton Thurgau zum Ziel. Der Sitz dieser Genossenschaft befand sich in Weinfelden.
Die Organe des Thurgauischen Milchkäuferverbandes waren die Hauptversammlung, der Vorstand und die Kontrollstelle (Revisoren). Der Vorstand setzte sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, dem Aktuar, dem Kassier und 3 bis 5 Beisitzern zusammen.
Die Präsidenten des Thurgauischen Milchkäuferverbandes waren: 1887-1898: Schütz 1898-1901: Wegmann 1901-1913: Wartmann 1913-1925: Wegmüller 1925-1947: Oberhänsli August 1947-1965: Müller 1965-1967: Oberhänsli Paul 1967-1977: Jörg Paul 1977-1993: Kohler Fritz 1993-2000: Oettli Ernst 2000-2007: Haldner Rudolf |
Bestandsgeschichte: | Der Bestand wurde dem Staatsarchiv am 3. Dezember 2009 geschenkt, vermittelt durch den letzten Präsidenten des Thurgauischen Michkäuferverbands, Rudolf Haldner. Die Übernahme erfolgte im Rahmen eines Projekts des Staatsarchivs mit dem Thurgauer Bauernverband zur Sicherung von Archivbeständen von landwirtschaftlichen Organisationen.
Der Bestand wurde von Ralph Wieland vom Februar bis Mai 2022 erschlossen; der Aufwand betrug 400 Stunden.
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Kassiert wurden Dubletten, Akten ohne Bezug zum Thurgauischen Milchkäuferverband, die zu anderen, teils ausserkantonalen Beständen gehören, sowie Regierungsratsbeschlüsse, die bereits im Staatsarchiv Thurgau vorhanden sind. Ebenfalls kassiert wurden Hefte mit erhaltenen Sitzungsgeldern der Vorstandsmitglieder und Briefumschläge.
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 8'429, */*
Quellenverzeichnis: StATG 8'429 Thurgauischer Milchkäuferverband 1887-2007
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2027 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=1360726 |
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