4'15 Eisenbahnen, 1851-1976 (Fonds)

Identifikation Ref. code: 4'15 Title: Eisenbahnen Creation date(s): 1851 - 1976 Level: Fonds Umfang Running meters: 12.75 Number: 27
Kontext Name der Provenienzstelle: Departement für die inneren und volkswirtschaftlichen Angelegenheiten, Departement für Inneres und Volkswirtschaft DIV (volkswirtschaftlicher Mitarbeiter). Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: Johann Konrad Kern und Ingenieur Johann Jakob Sulzberger planten eine Verbindung zwischen Winterthur ZH und Romanshorn. Die zur Ausführung bestimmte Schweizerische Nordostbahn-Aktiengesellschaft setzte das Projekt um, und die Strecke konnte im Mai 1855 eröffnet werden. Parallel dazu erstellte die St. Gallisch–Appenzellische Eisenbahngesellschaft/Vereinigte Schweizer Bahnen die Linie Winterthur ZH-Aadorf-Sirnach-Wil SG. Nach umstrittenen Variantenstudien zu einer projektierten Seetalbahn-Linie konnte schliesslich im Oktober 1869 die Verbindung Romanshorn-Rorschach SG und knapp zwei Jahre später die Strecke Romanshorn-Kreuzlingen eröffnet werden. 1871 beteiligte sich der Kanton Thurgau auch an der Gotthardbahn. Die von der Schweizerischen Nationalbahn initiierte Verbindung zwischen der Ost- und der Westschweiz erschloss den nördlichen Thurgau mit den Linien D-Konstanz-Etzwilen, Emmishofen-Kreuzlingen (Ost) und D-Singen-Etzwilen-Winterthur ZH im Juli 1875. Die Nationalbahn erwies sich indes als unrentabel und stand im Juni 1880 vor dem Konkurs; die Investitionen des Kantons und vieler Gemeinden waren damit verloren und die Nordostbahn-Gesellschaft - die einstige Konkurrenz - kaufte die Bahn auf. 1876 wurde die Strecke Sulgen-Gossau SG für den Verkehr freigegeben und Bischofszell nach langen Bemühungen an das Schienennetz angeschlossen. Das Stimmvolk beschloss bei der eidgenössischen Volksabstimmung vom 20. Februar 1898 den Rückkauf von Eisenbahnen, worauf auch das thurgauische Eisenbahnnetz - mit Ausnahme der 1887 in Betrieb genommenen Frauenfeld-Wil-Bahn - an den Bund fiel. Gestützt auf das Gutachten des Zürcher Ingenieurs Emil Züblin aus dem Jahr 1898 wurden im 20. Jahrhundert zwei weitere Regionalbahnen realisiert: 1910 die Bodensee-Toggenburg-Bahn sowie 1911 die Mittelthurgau-Bahn (Schoop 1992, S. 70-77). Anfang Juli 1850 war in Schaffhausen die Schweizerische Dampfboot-Aktiengesellschaft für den Rhein und Bodensee gegründet worden, die Mitte Mai 1851 mit der "Stadt Schaffhausen" ihr erstes Schiff auf Kursfahrten zwischen ihrem Heimathafen und Rorschach SG sandte. Aufgrund der Intensivierung des Güterverkehrs wurde die Flotte (und der Hafen Romanshorn) ausgebaut. Die Nordostbahn begann am 23. Juni 1855 ebenfalls mit Fahrten auf dem Bodensee, die so gut rentierten, dass sich auch die Schaffhauser Gesellschaft ihr anschloss (Schoop 1992, S. 452). Verwaltungsseitig lagen die Zuständigkeiten des sogenannten Eisenbahn- und Schifffahrtswesens beim Generalsekretariat für die inneren und volkswirtschaftlichen Angelegenheiten, wobei das planerische/organisatorische Verkehrswesen, hauptsächlich Eisenbahn und Schifffahrt (später auch Autokurse), im Portfolio des Departements für Inneres (später für Volkswirtschaft) lag; die konkrete Ausführung von Infrastrukturprojekten tätigte das Baudepartement. Die personelle Verantwortung lag beim amtierenden Regierungsrat des Innern, der zugleich Verwaltungsratsmandate bei verschiedenen Bahnen innehatte, sowie beim volkswirtschaftlichen Mitarbeiter (Hans Stadelmann, 1968–1978). Letzterer erhielt im September 1974 einen Adjunkt, der sich insbesondere mit den Fahrplanbereinigungsverfahren auseinandersetzte. 1975 wurde im Departement für Inneres und Volkswirtschaft eine organisatorische Anpassung vorgenommen, wobei die volkswirtschaftlichen Mitarbeiter nun das neu geschaffene Amt für Wirtschaft und Verkehr verkörperten (vgl. Rechenschaftsberichte des Regierungsrates für die Jahre 1974 und 1975). Im Organisationsplan von 1976 wird die Kernaufgabe der Dienststelle folgendermassen umrissen: "Bearbeitung von Fragen des öffentlichen Verkehrs, des Fremdenverkehrs, der Energiewirtschaft" (Organisationsplan vom September 1976, S. 15). Mit der Aufhebung des Amts für Wirtschaft, Energie und Verkehr im Jahr 1999 bzw. der Umstrukturierung zum Amt für Wirtschaft und Arbeit AWA im Jahr 2000 wechselte die Abteilung Öffentlicher Verkehr/Tourismus zurück zum Generalsekretariat des Departements für Inneres und Volkswirtschaft. Linieneröffnungen im Kanton Thurgau: 1855: Linie Winterthur ZH-Romanshorn 1855: Linie Winterthur ZH-Aadorf-Sirnach-Wil SG 1869: Linie Romanshorn-Rorschach SG (Seetalbahn) 1871: Linie Romanshorn-Kreuzlingen (Seetalbahn) 1875: Linie D-Konstanz-Etzwilen 1875: Linie Emmishofen-Kreuzlingen (Ost) 1875: Linie D-Singen-Etzwilen-Winterthur ZH 1876: Linie Sulgen–Gossau SG 1887: Linie Frauenfeld-Wil SG (Frauenfeld-Wil-Bahn) 1910: Linie Romanshorn-Wattwil SG (Bodensee-Toggenburg-Bahn) 1911: Linie D-Konstanz-Kreuzlingen-Wil SG (Mittelthurgau-Bahn) Bestandsgeschichte: Im Aktenplan des Staatsarchivs Thurgau von ca. 1893 wies Registrator Karl Gänsli den Bereichen Eisenbahnen und Schifffahrt folgende Rubriken zu: II Beziehungen zur Eidgenossenschaft: 52 Eisenbahnen, Schifffahrt VI Finanzwesen: 134 Abzugs-, Hafen- u. Schifffahrts-Gebühren u. dgl. VII Bauwesen: 180 Vereinigte Schweizerbahnen VII Bauwesen: 181a Rorschach-Romanshorn-Konstanz VII Bauwesen: 181b Winterthur-Singen-Kreuzlingen (Nationalbahn) VII Bauwesen: 182a Toggenburger-Bahn, Strassenbahn Frauenfeld-Wil und weitere Schmalspurbahnen VII Bauwesen: 182b Etzwilen-Schaffhausen und weitere Projekte und Anschlusslinien XVI Volkswirtschaft: 429b Schifffahrtsangelegenheiten. Darauf nehmen die Angaben in der Rubrik Alte Signaturen Bezug. Vor der neuerlichen Erschliessung war ein Laufmeter Vorakten zu Regierungsratsbeschlüssen noch in den originalen Archivmappen aus dem 19. Jahrhundert magaziniert; sie trugen die oben beschriebenen Rubriken. Diese Mappen wurden als archivgeschichtlich interessante Stücke in die Objektsammlung des Staatsarchivs transferiert. Die übrigen Dokumente lagerten in Archivschachteln aus Graukarton aus den 1940er- und 1960er-Jahren und waren nicht erschlossen. Die nachstehende Auflistung in der Beständeübersicht des Staatsarchivs aus dem Jahr 2015 diente lediglich der Übersicht über einen noch nicht geordneten Bestand: StATG 4'15 Eisenbahnen allgemein 1851–1896 StATG 4'15 Eisenbahnen, Jahresberichte 1865–1901 StATG 4'15 Gotthard-Bahn StATG 4'15 Nord–Ost-Bahn StATG 4'15 Vereinige Schweizerbahnen StATG 4'15 Frauenfeld–Wil-Bahn StATG 4'15 Mittelthurgau-Bahn StATG 4'15 Bodensee–Toggenburg-Bahn StATG 4'15 Diverse Eisenbahnen: Ostalpenbahn, Tödi–Greina-Bahn StATG 4'15 Fahrpläne StATG 4'16 Schifffahrt An die oben aufgeführten Aktenreihen knüpfte die Ablieferung der Abteilung Öffentlicher Verkehr/Tourismus an. Die darin enthaltenen Unterlagen aus dem Zeitraum ca. 1950–1974 wurden vom volkswirtschaftlichen Mitarbeiter systematisch nach einem Aktenplan abgelegt. Die organisatorische Zäsur mit der Schaffung des Amts für Wirtschaft und Verkehr im Jahr 1975 schlug sich in der Registratur direkt nieder: Davor zeichnete Stadelmann als volkswirtschaftlicher Mitarbeiter des Generalsekretariats, anschliessend als Vorsteher des Amts für Wirtschaft und Verkehr. Zudem wurden die Akten vor dem Umbruch gemäss Aktenplan, nachher als Geschäftsdossiers geführt. Provisorische Findhilfsmittel existierten – abgesehen vom Aktenplan Gänslis und einem rudimentären Schachtelverzeichnis für die Signaturengruppe 4'15 – nicht. Der Zugang zu den Akten geschah immer über die Schachtel- bzw. Mappenbeschriftung. Der verantwortliche Archivar legte bei der Neuerschliessung den Fokus auf die Hervorhebung des Unterlagencharakters und die Nachvollziehbarkeit der organisatorischen Entwicklung: Im Bestand befanden sich hauptsächlich Vorakten zu Regierungsratsbeschlüssen der verschiedenen beteiligten Departemente (Äusseres, Inneres, Volkswirtschaft, Bau und Finanzen), die gemäss Aktenplan des 19. Jahrhunderts bis ca. 1907 als Pertinenzreihen ausgewiesen wurden. An dieser Gliederung in Betreff-Reihen und Jahresdossiers wurde festgehalten. Thematische Dossiers des Departementsvorstehers für die inneren und volkswirtschaftlichen Angelegenheiten bzw. dessen volkswirtschaftlichen Mitarbeiters bildeten anschliessend diese Aufgabenfelder bis 1975 ab. Neben den regierungsrätlichen Sachgeschäften fielen – als Ausdruck der Verwaltungsratstätigkeit – Drucksachen (Geschäfts- und Verwaltungsberichte, Studien, Monographien) an. Die im Bestand enthaltenen Dokumente weisen zwei unterschiedliche Charaktermerkmale auf: Sie entstanden entweder im Rahmen von Vorakten zu Regierungsratsbeschlüssen oder durch das Mandat eines Departementsvorstehers als Verwaltungsrat in den entsprechenden Gremien. Die Vollständigkeit bei den Vorakten zu Regierungsratsbeschlüssen schätzt der bearbeitende Archivar als hoch ein. Bei den Handakten der Mandatsträger treten bei den Druckschriften Lücken auf, die Vollständigkeit der übrigen Geschäfte (Sitzungsunterlagen) ist nicht wirklich überprüfbar. Die Signaturreihen StATG 4'15 und 4'16 (sowie im StATG 4'235, 4'238, 4'240, 4'241, 4'242 und 4'243) wurden durch Ernst Guggisberg (April bis August 2016) und Salome Bertschi (Juni/Juli 2016) in rund 350 Arbeitsstunden erschlossen. Die Abteilung Bestandserhaltung schloss Risse und ergänzte diverse Fehlstellen; dafür benötigte sie 15 Stunden. Direktübernahme von Provenienzstelle: Ja.
Inhalt und innere Ordnung Bewertung und Kassation: Umplatzierung Eine Archiveinheit Fahrpläne (Drucksachen, 1994–2002) wurde in das Zwischenarchiv zuhanden eines zu bildenden Bestands "Öffentlicher Verkehr/Tourismus" überführt. Kassationen Jahresberichte der Mittelthurgau-Bahn (überliefert in 8'414), Jahresberichte der Frauenfeld-Wil-Bahn (überliefert in 8'418). Trimester- und Jahresberichte der Gotthardbahn (vollständige Überlieferung in der Schweizerischen Nationalbibliothek, NB V Bahnen 238).
Zugangs- und Benutzungsbedingungen: Rechtsstatus: Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. Zitiervorschlag: Fussnote: StATG 4'15*, */* Quellenverzeichnis: StATG 4'15 Eisenbahnen 1851-1976 Sprachen: d, f
Sachverwandte Unterlagen: Verwandte Verzeichnungseinheiten: StATG 4'235'0–3 Schifffahrt 1835-1974 StATG 4'235'4–7 Hochrheinschifffahrt 1909-1970 StATG 4'238'0–4 Nordostschweizerischer Verband für Schifffahrt Rhein-Bodensee (Hochrheinschifffahrt) 1913–1974 StATG 4'240'0–27 Normalbahnen 1845-1981 StATG 4'241'0 Schmalspurbahnen (Frauenfeld-Wil) 1879-1954 StATG 4'242'0–2 Eisenbahnprojekte 1852-1914 StATG 4'243'0–1 Nord-Ost-Bahn 1859-1888 StATG 4'243'10–15 Eisenbahn Etzwilen-Schaffhausen 1860-1903 StATG 4'243'20–23 Eisenbahn Sulgen-Gossau (19. Jh.) StATG 8'414 Mittelthurgau-Bahn MThB 1911-2002 StATG 8'418 Frauenfeld-Wil-Bahn 1887-2002 Veröffentlichungen: Böhi, Bernhard: Die verkehrspolitische Erschliessung des hintersten Thurgau, Frauenfeld 1910. Knoepfli, Albert: Lange Geschichte einer kurzen Strecke. 60 Jahre Bischofszeller Bahn (Gossau-Sulgen), Bischofszell 1936. Rechenschaftsberichte des Regierungsrates an den Grossen Rat des Kantons Thurgau 1852-1976. Schoop, Albert: Strassen- und Bahnbauten nach 1850, in ders. (Hrsg.): Geschichte des Kantons Thurgau, Band 2 Sachgebiete 1, Frauenfeld 1992, S. 70-77.
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