Identifikation |
Ref. code: | 9'34 |
Title: | Industrie- und Gewerbeinspektorat 1965-1994 |
Creation date(s): | 1965 - 1994 |
Entstehungszeitraum, Streudaten: | 1889 - 1996 |
Level: | Abteilung |
Umfang |
Running meters: | 25.80 |
Number: | 310 |
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Kontext |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Die Thurgauer Industrie sah sich in den 1960er-Jahren mit veränderten Wettbewerbsbedingungen konfrontiert: Einerseits stagnierte die Anzahl der Beschäftigten oder war sogar rückläufig, andererseits entwickelten sich die automatisierten Produktionsmethoden rapide weiter. Es öffnete sich in der Folge eine Schere zwischen investitionskräftigen und -schwachen Unternehmen, die sich letztlich in der Rekrutierung und Schulung von Fachkräften manifestierte. Aus- und Weiterbildung gewann auch bei den Wirtschaftsverbänden, darunter der Thurgauischen Handelskammer (ab 1987 Thurgauer Industrie- und Handelskammer), an Bedeutung. Letztere schuf 1980 eine Beratungsstelle für Technologieförderung, die sich auch für eine moderne Berufsbildung auf allen Stufen und ein Weiterbildungsangebot einsetzte.
Nach Einführung des Arbeitsgesetzes 1965 veränderte sich die Regionalstruktur der thurgauischen Industrie; exemplarisch an der Politischen Gemeinde Arbon ersichtlich. Die Maschinenfabrik Saurer beeinflusste mit ihren über 4'000 Arbeitnehmern die Gemeinde stark und formte sie zu einem Industriestandort. Dementsprechend einschneidend war die ab den 1980er-Jahren einsetzende Redimensionierung der Branche, so dass Saurer bspw. 1988 nur noch 2'152 Lohnempfänger beschäftigte – und Arbon somit weniger Angestellte als Kreuzlingen oder Frauenfeld zählte. Die signifikanteste Strukturwandlung vollzog sich hingegen bei der Branchengliederung des thurgauischen Gewerbes: Ab den 1940er-Jahren konnte die metallverarbeitende Industrie ihren Beschäftigungsanteil von 28,3% auf 53% im Jahr 1988 erhöhen (Niveau gesamtschweizerische Quote), zudem prosperierte die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, ebenso die Chemie- und Kunststoffindustrie. Als Verliererin des Wandels galt die einst taktgebende Textilproduktion, die nur noch 7,5% Beschäftigungsanteile zählte (Wyler, Georg R.: Die Industrie, in: Albert Schoop u.a.: Geschichte des Kantons Thurgau, Bd. 2: Sachgebiete I, Frauenfeld 1992, S. 303-308).
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| Die Zäsur vom Fabrik- zum Arbeitsgesetz schlug sich 1965 auch auf Behördenseite nieder (vgl. kantonale Vollzugsverordnung vom 24.12.1965 sowie Tabelle 1). Das neu geschaffene Industrie- und Gewerbeinspektorat übernahm die ehemals dem Generalsekretariat des Departements des Inneren und der Volkswirtschaft überantworteten Aufgaben. Dazu zählte die Führung des Fabrikverzeichnisses, die Umsetzung des Plangenehmigungsverfahrens, die Prüfung von Fabrikordnungen, der Vollzug des Mindestaltergesetzes sowie die Ahndung von Übertretungen fabrikpolizeilicher Bestimmungen (vgl. Rechenschaftsbericht des Regierungsrates 1965, S. 48-49). Eine weitere Kompetenzverlagerung fand im Bereich der Aufsicht statt: Während zuvor das Eidgenössische Fabrikinspektorat des IV. Kreises dafür verantwortlich gezeichnet hatte, nahm nun der Kanton diese Aufgabe wahr – auch für die im Jahr 1966 gezählten 3'220 nicht-industriellen Betriebe mit rund 17'900 Arbeitnehmern. Das Verzeichnis der industriellen Betriebe (bis dahin Fabrikverzeichnis) wies per Ende 1966 einen Bestand von 533 Betrieben auf (vgl. Rechenschaftsbericht des Regierungsrates 1966, S. 46). Die Inspektionen konnte die Dienststelle aber erst nach der Aufstockung von Personalressourcen im Jahr 1967 vornehmen (vgl. Rechenschaftsbericht des Regierungstates 1967, S. 45).
Das Aufgabenspektrum des Industrie- und Gewerbeinspektorats veränderte sich im Überlieferungszeitraum kaum. Mit dem Regierungsratsbeschluss vom 14.12.1971 wurde die Vollzugsverordnung vom 24.12.1965 zum Arbeitsgesetz geändert. Diese Revision brachte unter anderem eine Kompetenzverschiebung für die Erteilung von Plangenehmigungen und Betriebsbewilligungen vom Departement an das Inspektorat mit. Eine der traditionell verankerten Aufgaben, die Prüfung der Fabrikordnungen bzw. der Betriebsordnungen fiel auf den 01.01.1972 aufgrund des revidierten Arbeitsgesetzes weg und wurde durch eine reine "Einsendepflicht" abgelöst. Weitere Neuerungen betrafen insbesondere dem Arbeitnehmerschutz dienende Vollzugsaufgaben, wie die Sicherheitsprüfung technischer Einrichtungen und Geräte, den Verkehr mit Giften, die Heimarbeit, die chemische Kleiderreinigung oder generell Aufgaben im Bereich der Unfallverhütung (vgl. Rechenschaftsbericht des Regierungsrates 1985, S. 40).
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| Auf den 01.09.1995 legte der Regierungsrat das Arbeitsamt mit dem Industrie- und Gewerbeinspektorat zum Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA) zusammen (vgl. Rechenschaftsbericht des Regierungsrates 1995, S. 42)
Personaletat gemäss Staatskalender:
1965-1995 Albin Santschi, Chef 1970-1995 Otto Wieland, Adjunkt 1974-1995 Martin Bärtsch, Inspektor 1990-1994 Hans Näf, Inspektor 1968-1995 Sekretärin/Verwaltungsbeamtin
Das Personal wurde bis auf die vakante Stelle (zweiter Inspektor) ins Kantonale Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit KIGA übernommen.
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Bestandsgeschichte: | Mit Inkrafttreten des neuen Arbeitsgesetzes im Jahr 1965 und der Schaffung einer kantonalen Behörde namens "Industrie- und Gewerbeinspektorat" ging auch eine Zäsur der Ablagestruktur in der Dienststelle einher. Die vormals als Vorakten zu Regierungsratsbeschlüssen entstandenen und separat abgelegten Akten im Vollzug des Fabrikpolizeigesetzes (vgl. Bestand 4'12) wurden nun zu einer Serie zusammengefasst (Geschäftsablage) und über Manuale erschlossen. Die ehemals pro Betrieb geführten Dossiers mit Fabrikplänen wurden nach 1965 jahrweise und innerhalb des Jahrgangs nach Betriebsnummer abgelegt: Die Dossierbildung pro Betrieb wurde somit zugunsten einer chronologischen Ablage aufgelöst. Damit ging der Verlust einher, über einen Betrieb sämtliche Pläne "mit einem Griff" zu haben. Lediglich über Hinweise in den Manualen und Geschäftsdossiers konnten die für einen Betrieb relevanten Jahre bezeichnet und dann via Betriebsnummer auf die gewünschten Pläne zugegriffen werden. 1965 legten die Mitarbeiter des Industrie- und Gewerbeinspektorats zudem eine neue Betriebskartei an, die nicht mehr nach geographischen Gesichtspunkten, sondern aufsteigend nach Betriebsnummer gegliedert wurde.
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Es wurden keine Kassationen durchgeführt.
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
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Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 9'34, */*
Quellenverzeichnis: StATG 9'34 Industrie- und Gewerbeinspektorat 1965-1994
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Sprachen: | Deutsch.
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | Vorhergehender Bestand: StATG 4'12 Fabrikwesen 1840-1964
StATG 4'01 Thurgauischer Handels- und Industrieverein
StATG 4'13 Lehrlingswesen/Lehrlingspatronat
StATG 5'02 Bezirksamt Diessenhofen: Verzeichnis der Überzeitbewilligungen 1920-1940; Register Baubewilligungskontrolle 1954-1979; Baueingaben 1968-1979; Pläne zu den Baueingaben 1967-1979
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Veröffentlichungen: | Schoop, Albert (Hrsg.): Wirtschaftsgeschichte des Kantons Thurgau, Weinfelden 1971.
Wyler, Georg R.: Die Industrie, in: Albert Schoop u. a.: Geschichte des Kantons Thurgau, Bd. 2: Sachgebiete I, Frauenfeld 1992, S. 249-367.
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2014 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=546676 |
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