KKG 16 Fischingen alt (bis 31.12.2018, dann KKG 106 Fischingen neu) \ Standort: Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld, 1100 (ca.)-2019 (Abteilung)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:KKG 16
Title:Fischingen alt (bis 31.12.2018, dann KKG 106 Fischingen neu)
Standort: Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld
Creation date(s):approx. 1100 - 2019
Level:Abteilung

Umfang

Running meters:30.00
Number:1756

Kontext

Provenienz:Katholische Pfarr- und Kirchgemeinde Fischingen.
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Nach der Gründung des Benediktinerklosters Fischingen kurz vor 1138 besuchten die bei der Klosterkirche angesiedelten Laien, hauptsächlich Hörige des Klosters, den Gottesdienst in der Klosterkirche und nicht in der Mutterpfarrei Dussnang. Dadurch entstand eine eigene Pfarrei, die nur die Siedlung Fischingen umfasste. Sie war als unselbständige Gemeinde der Abtei inkorporiert. Nachdem sich 1526 Abt und Konvent des Klosters der Reformation angeschlossen hatten und das Klosterleben erloschen war, bildete sich 1529 daraus eine eigenständige evangelische Gemeinde. Die katholischen Regierenden Orte hoben 1532 diese Gemeinde wieder auf und setzten als Voraussetzung der Rekatholisierung der Gegend sowie in Vorbereitung der Wiederaufnahme des regulären Klosterbetriebs 1540 zwei altgläubige Geistliche ein. Nach 1540 wurde die Gemeinde, die sich erst 1803 als selbständige katholische Kirchgemeinde konstituierte, bis zur Aufhebung des Klosters im Jahr 1848 stets von Konventualen betreut. 1848 erhielt die katholische Kirchgemeinde Fischingen eine Dotation aus dem Klostergut sowie das Eigentumsrecht an der Klosterkirche. Ab 1852 besorgten Weltgeistliche die Seelsorge in der Gemeinde Fischingen und in der erst zu diesem Zeitpunkt gebildeten katholischen Kirchgemeinde Au, bis im Jahr 1965 Engelberger Benediktiner diese Aufgabe übernahmen. Nach der Wiedereröffnung des Klosters als Benediktinerpriorat 1977 waren diese Patres immer zugleich Angehörige des Fischinger Konvents.

Quellen: Meyer, Bruno: Fischingen, in: Helvetia Sacra III/1, Bern 1986, S. 672-710; Meyer, Bruno: Kirchgemeinden und Pfarrbücher im Thurgau, Frauenfeld 1991, S. 107; Spuhler, Gregor: Au [TG], in: HLS 1, Basel 2002, S. 542; Schildknecht, Benno: Fischingen [Kloster], in: HLS 4, Basel 2005, S. 542.
Bestandsgeschichte:Das Archiv der Katholischen Kirchgemeinde Fischingen setzt sich zusammen aus den nach der Aufhebung des Benediktinerklosters 1848 von den Ortspfarrern und den Organen der Kirchgemeinde gesammelten und für aufbewahrungswürdig gehaltenen Dokumenten und Protokollbüchern sowie aus den dem Klosterarchiv (Bestand StATG 7'41) in den 1850er-Jahren entfremdeten und an die katholische Kirchgemeinde abgegebenen Klosterarchivalien, welche Anniversarstiftungen, Ablässe, Mitglieder-, Rechnungs- und Zinsbücher der Bruderschaften oder Urkunden und Notizen zu den Heiligen der Altäre in der Klosterkirche enthielten und sich nun in der Abteilung B in den dort für sie vorgesehenen Serien befinden. Noch aus dem Mittelalter stammen zwei Bücher mit Nekrologien und kirchenrechtlichen Texten sowie zwei Originalurkunden zu Grundbesitzerwerben. Die übrigen Archivalien aus der Klosterzeit sind frühneuzeitlich oder gehören in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie setzen im frühen 17. Jahrhundert ein und haben insgesamt einen auch quantitativ bemerkenswerten Anteil am Pfarreiarchiv. Urkunden und Akten aus der Klosterzeit, die nicht den eben genannten Gattungen zugehören, sondern allgemein den Besitz und die Entwicklung des Benediktinerklosters sowie den Idda-Kult vor 1848 betreffen, finden sich im Fonds C 1. Besonders umfangreich ist dabei das Dossier KKG 16, C 1.3/2 mit 97 Einzeldokumenten und Unterdossiers zum zwischen 1690 und 1756 vom Abt von Fischingen angestrengten Verfahren zur Rangerhöhung des Idda-Kultes durch den Papst, dem so genannten Negotium sanctae Iddae.

Bemerkungen zu zwei Büchern aus der Klosterzeit, die nicht zu den oben genannten Gattungen der in den 1850er-Jahren systematisch dem Klosterarchiv entnommenen Archivalien gehören:

1. Zum Zinsurbar (A 4.04/1) von 1744: Es handelt sich dabei um ein in Inhalt, Anlage und Aufmachung mit den beiden Fischinger Grundzinsurbaren von 1704 (StATG 7'41'130) und 1793 (StATG 7'41'131) eng verwandtes Handbuch der klösterlichen Güterverwaltung. Wie das frühere und das spätere Grundzinsurbar und alle anderen Verwaltungsschriftbücher Fischingens trägt auch dieses Buch keine alte Archivsignatur und ist wie jene auch nicht im alten Archivrepertorium verzeichnet. Es gehört aber zweifellos in eine Reihe von Fischinger Grundzinsurbarien des 18. Jahrhunderts, zu der vielleicht noch ein weiteres von 1776 gehört hat, welches die Lücke in den Einträgen zwischen diesem und dem Urbar von 1793 schliessen würde. Nachzuforschen wäre, ob dieses Buch eventuell wie andere dem Klosterarchiv bei der Aufhebung entfremdete Bücher nach Einsiedeln transferiert und dann von dort wieder nach Fischingen gebracht worden ist. Dafür spricht, dass dieses Urbar nicht im ältesten Register des Pfarreiarchivs erwähnt wird. Für die katholische Kirchgemeinde Fischingen nach 1848 hatte dieses Urbar keinerlei rechtliche oder praktische Bedeutung. Es kann auch ausgeschlossen werden, dass dieses Buch zu den in den 1860er-Jahren vom ehemaligen Klosterarchiv ins katholische Pfarreiarchiv verschobenen Archivalien (siehe oben) gehört hat.

2. Beim Güterurbar der Fischingen inkorporierten Pfarreien (A 4.04/2) handelt es sich um ein Papierlibell, das ursprünglich im Klosterarchiv (alte Signatur II/12/31) lag. Da das Kloster schon lange vor 1848 keine Verfügungsgewalt über diese Kirchengüter mehr hatte, diese vielmehr zu den Pfrundgütern der entsprechenden Pfarreien geworden waren, darf angenommen werden, dass auch dieses Urbar ohne triftigen Grund und wahrscheinlich auf Umwegen in das katholische Pfarreiarchiv Fischingen gelangt ist. Die verzeichneten Güter liegen ausnahmslos ausserhalb der Grenzen der Pfarrei selbst.
Nach 1880 begann man, ein vom Katholischen Kirchenrat der Kirchgemeinde zur Verfügung gestelltes systematisches Archivregister mit eingedruckten Rubriktiteln zu benutzen (KKG 16, B 15.5.02/1). Allerdings sind viele der vorgesehenen Abteilungen dieses Archivverzeichnisses leer geblieben. Die relativ spärlichen Nachträge nach den Ersteinträgen von nach 1880 zeigen, dass man dieses Instrument nie kontinuierlich weitergeführt hat. Im frühen 20. Jahrhundert brechen die Einträge ab.

P. Dr. Ephrem Omlin, Konventuale in Engelberg, hat 1967 das Archiv geordnet und vormoderne Einzeldokumente in Titelregesten erschlossen. Zu seiner Zeit müssen noch viele Ordner mit alten Belegen zu den Jahresrechnungen vorhanden gewesen sein. P. Omlin stellte aus diesen Rechnungsbelegen Dossiers zu einzelnen Geschäften zusammen, über die eigentlich Protokollbücher hätten vorhanden sein müssen. So gelang es ihm, Verluste in vielen Bereichen ansatzweise wettzumachen. Auch wies er in einem Kommentar darauf hin, dass z.B. die Zins-Rödel der St.-Idda-Bruderschaft aus dem 18. Jahrhundert mit ihren typischen Archivsignaturen aus dem alten Klosterarchiv stammten.

Im Inspektionsbericht des Staatsarchivs (Jürg Schmutz) vom 10.11.1999 wird festgehalten: "Auffallend dünner Bestand, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Kirchgemeinde erst seit der Klosteraufhebung besteht. Die Protokolle der Kirchenvorsteherschaft liegen erst seit 1926 vor. Für die letzten Jahre sind die Unterlagen vorhanden bzw. befinden sich bei den entsprechenden Funktionsträgern der Kirchenvorsteherschaft."

Vergleicht man den aktuell gültigen Registraturplan für die katholischen Kirchgemeinden des Kantons Thurgau mit dem in Fischingen archivierten Bestand, springen gewichtige Lücken ins Auge, so im Hauptfonds B 3 (Pfarramt, Pfarrer), wo beispielsweise die Pfarreistatistiken, die Weiheurkunden und Amtsübergabeprotokolle gänzlich fehlen, die ab 1854 kontinuierlich gesammelten Verkündbücher ab 1935 nicht mehr vorhanden sind oder die anfänglich vollständige Sammlung des Pfarrblattes 1957 und 1963-1969 aussetzt und 1971 gänzlich abbricht. Im Hauptfonds B 6 dürfte man Akten zu den Priesterweihen, der Gottesdienstordnung in der Gemeinde, den Ministranten, der fremdsprachigen Seelsorge, der Spital- und Heimseelsorge und der Gefängnis- und Anstaltseelsorge erwarten. Solche fehlen jedoch gänzlich. Im Hauptfonds B 13 (Katholische Kirchgemeinde) wiederum fällt das schon von Jürg Schmutz monierte späte Einsetzen zentraler Protokoll- und Dossier-Reihen auf. So sind etwa die Amtsübergabeprotokolle erst ab 1973 vorhanden - und auch da nicht vollständig. Die Korrespondenz der Kirchenvorsteherschaft (B 13.4.06) wiederum ist zwar in jüngerer Zeit gut dokumentiert, spiegelt aber insofern die fehlende Orientierung der Aktenführung am Registraturplan wider, als sich dort zu Hauf Dokumente finden, die eigentlich anderen Dossiers hätten einverleibt werden sollen. Auch die Jahresrechnungen der Kirchgemeinde (B 16.2.02) fehlen vor 1969 vollständig. Im Bereich der Steuern (B 16.4) stammen die jüngsten Dossiers von 1993. Äusserst umfangreich ist dagegen die Überlieferung der Bauakten zu den diversen Renovationen und Umbauten im Bereich der barocken Klosterkirche (Hauptfonds B 17).
Das Archiv der KKG Fischingen wurde 2014 ins Staatsarchiv des Kantons Thurgau transportiert und 2015/2016 von Hannes Steiner erschlossen. Die während der letzten Klosterrenovation von 2001-2008 aufgefundenen Musikalien (KKG 16, D 6) wurden nach ihrer Restaurierung und fotografischen Dokumentierung von Florence Sidler für das Répertoire International des Sources Musicales (RISM) erschlossen und in den Archivbestand integriert. Im Jahr 2017 hinterlegte die Kirchenvorsteherschaft das Archiv bis auf weiteres im Staatsarchiv.

Nach der am 01.01.2019 erfolgten Fusion der Kirchgemeinden Au, Dussnang und Fischingen wurde das Archiv im Februar 2020 von Vincent Pick ergänzt und abgeschlossen.
Direktübernahme von Provenienzstelle:Ja.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Die Bewertung erfolgte in einem zu Beginn der Erschliessungsarbeiten erstellten systematischen Inventar aller Materialien (vgl. KKG 16, B 15.5.02/4) gemäss den Richtlinien des Registratur- und Archivplans für Katholische Pfarr- und Kirchgemeinden (2., überarbeitete und ergänzte Ausgabe von 2010).

Kassiert wurden:

- Dubletten, sofern sie nicht in unterschiedlichen Dossiers abgelegt waren;
- undatierte, nicht mit dem Zeitungsname beschriftete und nicht der Dokumentation eines Dossiers dienende Zeitungsartikel;
- 5 nicht mehr lesbare Floppy-Discs (mit Texten, die im Archivteil B überliefert sind);
- Kontoblätter, Bankauszüge und andere Buchhaltungsmaterialien der Jahre 2001-2005;
- Belege zu den Jahresrechnungen 2002-2005 (zum aufbewahrten Jahrgang 2001 vgl. die Ausführungen unter "Ordnung und Klassifikation").

Zum Umplatzieren in andere Archive wurden ausgeschieden:

- 1 Schachtel mit Dubletten bischöflicher Sendschreiben und Mandaten > StATG Ba 3'1;
- Schreiben des Regierungsrates des Kantons Thurgau an den Katholischen Kirchenrat des Kantons Thurgau vom 03.03.1853 > StATG Ba 1'106;
- Schreiben der Vorsteherschaft der Ortsgemeinde Warth an den Regierungsrat des Kantons Thurgau vom 25.07.1861 > StATG.

- Statuten der Lesegesellschaft von Gonzenbach (Weiler in der Gemeinde Lütisburg im Untertoggenburg) vom 21.05.1828. Es handelt sich um eine Lesegesellschaft katholischer Leser mit einem weit über den Raum des Weilers Gonzenbach ins gesamte Untertoggenburg reichenden Radius. Erwähnt werden als Gründungsmitglieder Pfarrer Erni, Verwalter Kehl von Oberbüren, Hauptmann Sailer von Wil. In Artikel 15 heisst es: "Die Gesellschaft versammelt sich jährlich einmal in des Sommers langen Tagen in dem Gasthause zum Hirschen auf dem Gonzenbach", womit der Name der Gesellschaft erklärt werden könnte. In Lütisburg befindet sich noch heute ein Gasthaus zum Hirschen in einem Gebäude, das im frühen 19. Jh. bereits bestanden haben dürfte. > StASG.

- Bündel mit Akten des Vereins für Familienhilfe und Krankenpflege der Einheitsgemeinde Fischingen, 1982-1984 > Archiv der Politischen Gemeinde Fischingen.

- Statuten und Regulativ der Elektrizitäts-Genossenschaft Fischingen von 1809 > Archiv der Politischen Gemeinde Fischingen.

- Vermögensrechnung der Sekundarschule Dussnang von 1910 und 1915 > Archiv der Schulgemeinde Dussnang.
Ordnung und Klassifikation:Grundsatzentscheide:

Bisherige Erschliessungsleistungen (Titelregesten bzw. Sachkommentare von P. Ephrem Omlin) werden erhalten. Dies hatte zur Folge, dass neben den vormodernen auch diverse neuzeitliche Urkunden und Notizen mit Titelregest auf der Ebene Einzeldokument erschlossen wurden.

Archivalien aus der Klosterzeit (mit oder ohne Klosterarchivsignaturen) wurden in separaten Dossiers im Fonds C 1 untergebracht, sofern sie nicht eindeutig einer Registraturplanposition im Hauptfonds B bzw. im Hauptfonds A zugeordnet werden konnten. War Letzteres der Fall, wurden sie dort unter der entsprechenden Registraturplanposition untergebracht und (wie auch im Fonds C 1) auf Stufe Einzeldokument mit der Standardschablone erschlossen.

Wegen ihrer hohen sozialgeschichtlichen Bedeutung wurden auch die Verfahren und Urteile des Sittengerichts aus dem 19. Jahrhundert (KKG 16, A 2.3.03) auf der Stufe Einzeldokument erfasst.

Kopien und Übersetzungen zu erhaltenen Originalurkunden aus der Klosterzeit wurden in einem separaten Dossier (C 1.1/2) mit Querverweis auf die Signatur des Originals ausgewiesen.

Bei den Belegen zu den Jahresrechnungen der Kirchgemeinde, die von 2001 bis 2009 vollständig vorlagen und die bis dahin in der Regel nach der obligatorischen 10-jährigen Aufbewahrungspflicht kassiert worden waren, entschieden wir uns für ein Sampling: Inskünftig sollte immer der erste Jahrgang eines Jahrzehnts der nummerierten Rechnungsbelege dauerhaft aufbewahrt werden. Dies wurde erstmals mit dem Jahrgang 2001 gemacht (KKG 16, B 16.2.04/7).

Die Dossiers und Bücher wurden durchnummeriert und innerhalb der vier Hauptabteilungen (A, B, C, D) in der Reihenfolge A4-Schachteln, Folio-Schachteln, A3-Schachteln, Überformate, Bücher abgelegt.

Im Hauptfonds D wurden alle jene Fotografien auf der Stufe Einzeldokument erschlossen, die durch Metadaten näher umschrieben werden konnten.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Hinterlegung. Eigentum der Katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Fischingen.
Sprachen:Deutsch, Latein.
 

Usage

End of term of protection:12/31/2039
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

URL for this unit of description

URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=293604
 

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