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9'11 Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik Davos 1922-2005, 1922-2005 (Abteilung)
Identifikation |
Ref. code: | 9'11 |
Title: | Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik Davos 1922-2005 |
Creation date(s): | 1922 - 2005 |
Level: | Abteilung |
Umfang |
Running meters: | 60.00 |
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Kontext |
Name der Provenienzstelle: | Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik Davos |
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben: | Nachdem am Anfang des 20. Jahrhunderts thurgauische Lungen- und Tuberkulosepatienten zu Kuren in diverse Alpenregionen geschickt worden waren, bemühte sich eine Sanatoriumskommission um den Erwerb einer eigenen thurgauischen Volksheilstätte. Der Vertrag über den Kauf des Kurhauses Valsana in Arosa im Jahr 1920 war bereits genehmigt, aber die Einwohnerschaft von Arosa war dagegen. Aus mehreren Objekten, deren Tauglichkeit die Thurgauische Gemeinnützige Gesellschaft näher abklären liess, blieb schliesslich das Queen Alexandra Sanatorium in der Grüeni in Davos-Platz als einziges Objekt übrig. Dieses Gebäude war 1907-1909 von der Queen Alexandra Society, einer englischen gemeinnützigen Gesellschaft, als Sanatorium für den englischen Mittelstand erstellt worden. Während des Ersten Weltkriegs blieben aber die englischen Gäste aus; das Sanatorium wurde geschlossen.
Schliesslich konnte es am 1. Januar 1922 von der Thurgauischen Gemeinnützigen Gesellschaft mit finanzieller Beteiligung der beiden Kantone Thurgau und Schaffhausen zum Preis von Fr. 800'000 samt Mobiliar erworben werden, ein Betrag, der rund 50'000 Franken tiefer lag als die Erstellungskosten. Die Eröffnung fand am 3. Oktober 1922 statt. Eine auf drei Jahre gewählte 15-köpfige Aufsichtskommission überwachte den Betrieb. Die Wahl der zehn thurgauischen Mitglieder erfolgte durch die Direktionskommission der Thurgauischen Gemeinnützigen Gesellschaft und den Regierungsrat nach einem festgelegten Verhältnis.
Die Patienten benötigten ein Aufnahmezeugnis. Wenn der Aufenthalt wenig Hoffnung auf Besserung erwarten liess, konnte den Patienten die Aufnahme verweigert werden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag ungefähr bei einem Jahr. In den ersten Jahren überwog der Anteil an jungen Patienten. Im Jahr 1930 zum Beispiel waren zwei Drittel aller Patienten jünger als 30 Jahre und nur jeder zehnte war über 40 Jahre alt. Nicht selten verlief die Krankheit tödlich. Bis 1943 beschloss der Gesamtregierungsrat über jeden einzelnen Sanatoriumsbeitrag. Oft beteiligten sich auch Verwandte, kirchliche Institutionen oder gemeinnützige Hilfswerke mit Tagespauschalen an der Finanzierung eines Aufenthaltes.
Eine erste Forderung des Chefarztes für ein separates Arzthaus wurde 1932 aus finanziellen Gründen abgewiesen. Nachdem dann mit der Gefährdung der Gesundheit seiner Kinder argumentiert wurde, beschloss die Gemeinnützige Gesellschaft ein Jahr später doch den Bau eines Arzthauses.
Unterdessen war aus der Heilstätte mehr und mehr eine Klinik geworden.
1946 konnte erstmals ein Antibiotikum gegen die Tuberkulose eingesetzt werden. Das zwei Jahre zuvor entdeckte Streptomycin erhöhte die Heilungschancen massiv. Negative Auswirkungen auf das Gehör und auf den Gleichgewichtssinn, Muskelschmerzen, allergische Reaktionen, meist als krankhafte Veränderungen der Haut, waren oft die unangenehmen Nebenwirkungen dieses Medikaments.
In den 1950er Jahren wurden umfassende bauliche Massnahmen nötig, welche die finanziellen Kapazitäten der Thurgauischen Gemeinnützigen Gesellschaft überstiegen, so dass die beiden Kantone Schaffhausen und Thurgau für die Kosten aufkommen mussten. Der Ruf nach einer den Verhältnissen besser angepassten Struktur wurde stärker. Deshalb beschloss die Mitgliederversammlung der Thurgauischen Gemeinnützigen Gesellschaft am 5. Juli 1958, die Institution in eine Stiftung umzuwandeln.
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| In den folgenden Jahren nahm die Belegung der Klinik kontinuierlich ab. Einerseits gab es weniger Tuberkulosefälle, andererseits verkürzte sich die Aufenthaltsdauer massiv. Um die Auslastung zu verbessern, wurde 1965 die Abteilung für nichttuberkulöse Patienten zur öffentlichen Heilanstalt erklärt, wobei diese Abteilung wegen der Infektionsgefahr strikt von der Tuberkuloseabteilung getrennt werden musste.
Bedeutende Veränderungen in den 1980er Jahren beeinflussten die Klinik stark. Ab 1981 wurden keine Operationen mehr durchgeführt. Von 1983 an nutzte man die vorhandenen Möglichkeiten zur Betreuung von Sportlern und Kaderathleten. Die Totalrevision der Stiftungsurkunde 1986 hielt fest, dass das Angebot verbreitert und ausgedehnt wurde. So wurden vermehrt Patienten mit chronischen Hautkrankheiten aufgenommen und mit Erfolg behandelt.
Das neue Krankenversicherungsgesetz von 1996 brachte wesentliche Einschränkungen bei den Hospitalisationen. Durch die neuen Spitallisten wurden die Zuweisungen von ausserkantonalen Patienten drastisch erschwert. Im Vergleich mit subventionierten Spitälern und Reha-Kliniken, bei denen ein wesentlich grösserer Kostenanteil aus Steuermitteln finanziert wurde, waren die Behandlungen in der Thurgauisch-Schaffhausischen Höhenklinik aus der Sicht der Versicherer relativ teuer geworden. Das führte zu einer deutlichen Reduktion der Belegung, die im November 2004 zum Schliessungsentscheid per 1. April 2005 durch den Stiftungsrat führte.
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| Direktoren:
1922-1952 Stöcklin Hans, Dr. med. 1952-1982 Suter Felix, Dr. med. 1982-2000 Villiger Beat, Dr. med. 2000-2005 Mokry Hans, Dr. med.
Verwalter:
1922-1941 Ehepaar Höfer-Arni 1941-1962 Fischer Hans 1962-1989 Avogaro Mario 1989-2005 Hostettler Alfred
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Bestandsgeschichte: | Archiv
Über die Entstehung des Bestands lassen sich nur Vermutungen anstellen. In den Akten, den Protokollen der Aufsichtskommission und der Betriebskommission finden sich keine Angaben oder Richtlinien über die Archivierung. Ein Büroangestellter hatte den Auftrag, das Archiv zu führen. Während 40 Jahren versah Hermann Gnädinger, der von 1925-1969 in der Höhenklinik arbeitete, diesen Dienst.
Die Überlieferung in den Bereichen Rechnungs- und Bauwesen war ziemlich vollständig und gut geordnet, während die Unterlagen aus den Bereichen Direktion und Verwaltung die für solche Institutionen geradezu übliche Unvollständigkeit aufwiesen, dafür in umso bunterer Gemengelage vorgefunden wurden. Im Zentrum des Bestandes standen und stehen die Krankengeschichten, die hier ausführlicher behandelt sein sollen:
Offenbar waren lange Zeit alle Krankengeschichten aufbewahrt worden. Nach Auskunft von Alfred Hostettler, dem letzten Verwaltungsdirektor, fällte er jedoch aus Platzgründen eines Tages den Entscheid, die ersten 1000 Krankengeschichten (3.10.1922 - 3.5.1926) integral aufzubewahren, von den übrigen Jahrgängen, weil repräsentativ genug, indessen nur 10%. Soweit zu sehen ist, wurde diese Intervention ziemlich konzis umgesetzt. Jeder neu eintretende Patient hatte eine laufende Nummer erhalten. Bei der Reduktion wurden nun alle Krankengeschichten ausser diejenigen mit einer 1 am Schluss kassiert. Die verbliebenen Krankengeschichten des Zeitraums von 1927 bis 1969 wurden einheitlich verpackt und beschriftet.
Die Krankengeschichten wurden ab 1970 alphabetisch abgelegt und zwar je für die zwei Jahrzehnte 1970-1979 und 1980-1989. Auch diese zwei Tranchen liess Hostettler auf 10 % verdichten. Nun blieb aber nicht mehr jeder zehnte Eintritt vorhanden, sondern nur jedes 10. Dossier der alphabetischen Ordnung.
Für die Zeit von 1990 bis 1996 waren die Krankengeschichten jahrgangsweise alphabetisch abgelegt und hinterher auf 10 % reduziert worden.
Die Krankengeschichten der Jahre 1997 bis 2005 waren bei der Übernahme durch das Staatsarchiv vollständig vorhanden.
Am 1.1.1998 wurde die seit 1922 laufende Nummerierung der Patienteneintritte bei ca. 35'900 unterbrochen und bei 40'000 weitergeführt. Zwei Jahre später, am 1.1.2000, brach die Nummerierung bei ca. 42'200 erneut ab und wurde bei 200'000 weitergeführt - die üblichen Phänomene des Informatikzeitalters! Ab diesem Zeitpunkt erhielt ein Patient, der sich mehrmals in Davos aufhielt, immer die gleiche Patientennummer, die am Schluss mit einer Laufnummer ergänzt wurde, welche angab, um den wievielten Aufenthalt seit 2000 es sich handelte.
Nach der Schliessung der Basler Höhenklinik im Jahr 1985 hatte die Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik deren Krankengeschichten übernommen und bewahrte diese während der vorgeschriebenen 10 Jahre auf. Die Idee dahinter war, dass ehemalige Patienten der Basler Höhenklinik bei einem erneuten Aufenthalt in Davos in die TSH eingewiesen würden. Diese Krankengeschichten waren, als das Staatsarchiv des Kantons Thurgau im Jahr 2005 intervenierte, aber schon nicht mehr vorhanden.
Beim ersten Augenschein des Staatsarchivs in Davos im Jahr 2005 waren noch sämtliche Röntgenbilder seit 1922 vorhanden. Aus medizinhistorischen Gründen wurde schon damals entschieden, die ca. 800 Röntgenbilder zu den integral vorhandenen Krankengeschichten der Jahre 1922 bis 1926 (Fonds 7.2) ebenfalls integral aufzubewahren (Fonds 7.5), den ganzen Rest aber der Sondermüllentsorgung zuzuführen - selbstverständlich unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestaufbewahrungsfrist.
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| Bibliotheken
Wann die ärztliche Fachbibliothek gegründet wurde, ist unklar. Fest steht, dass bei der Übernahme des Archivs durch das Staatsarchiv die Bibliothek bereits nur noch bruchstückhaft vorhanden war. Nach Auskunft von Alfred Hostettler haben sich bei ihrem Abgang namentlich die Ärzte daraus bedient und dabei vorwiegend Widmungsexemplare mitgenommen. Aus Kapazitätsgründen hat das Staatsarchiv darauf verzichtet, dem im einzelnen nachzugehen, zumal kein Inventar zur Verfügung stand. Aus dem noch Vorhandenen wurden vor allem Bücher ausgewählt, die mit der Tuberkulosebekämpfung im generellen etwas zu tun haben und geeignet schienen, aufgrund ihrer Signatur Aussagen zur einstmaligen Bibliotheksstruktur zu liefern, während die vielen medizinischen Fachzeitschriften vollständig vernichtet wurden, weil deren Aufbewahrung durch ein Staatsarchiv dessen Auftrag bei weitem überstiegen hätte.
Von der ehemaligen Patientenbibliothek war zum Zeitpunkt der Übernahme nichts mehr vorhanden. Sie muss bereits Jahre vorher vollständig liquidiert worden sein.
Bearbeitung
Der Bestand wurde 2006-2008 von Christof Sauter in rund 1100 Stunden erschlossen; über die Details der Erschliessung geben die verschiedenen Versionen des Erschliessungskonzepts (vgl. Dossier über Bestand 9'11) sowie die Informationen in den nachstehenden Feldern dieses Formulars Auskunft.
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Direktübernahme von Provenienzstelle: | Ja. Kurz nach dem Schliessungsentscheid, am 17.11.2004, verzichtete das Staatsarchiv des Kantons Schaffhausen auf seinen Anspruch auf den Bestand und räumte dem Staatsarchivs des Kantons Thurgau die Alleinzuständigkeit ein, worauf das Staatsarchiv Thurgau am 2.12.2005 mit der Höhenlklinik einer Übernahme- und Bewirtschaftstungsvertrag schloss.
Demnach wurde der Grossteil des TSH-Archivs, darunter die Krankenakten und die Rechnungsunterlagen, am 14.07.2005 und am 23.09.2005 von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Staatsarchivs von Davos nach Frauenfeld verbracht (Ablieferung 2005-048). Am 04.07.2006 erfolgte eine Nachlieferung (2006-019) aus Davos (Bauakten, Finanzielles, Lohn, Personal, Klinikleitung). Weitere Nachlieferungen gab es aus dem Gesundheitsamt des Kantons Thurgau (2007-046 und 2008-010), vom Kantonsarzt des Kantons Thurgau (2008-004) und vom letzten Verwaltungsdirektor der Klinik, Alfred Hostettler (2008-005).
Ein Vertrag vom 02.12.2005 mit der Betriebskommission der TSH regelte die Aufbewahrung des TSH-Archivs im StATG. |
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Inhalt und innere Ordnung |
Bewertung und Kassation: | Über die Prinzipien der Erschliessung gibt das Erschliessungskonzept detailliert Auskunft. An dieser Stelle sollen nur gerade die wichtigsten Bewertungs- und Kassationsentscheide erwähnt sein:
Die aus Davos übernommenen Krankengeschichten wurden bis und mit dem Jahr 1969 vollständig aufbewahrt. Für die Jahre ab 1970 wurden sie halbiert, d.h. in Bezug auf den ursprünglichen Bestand von 10% auf 5% reduziert. Da viele Patienten mehrmals in Davos weilten, sind durch das zweifache Sampling oft nur Teil-Krankengeschichten überliefert.
Auch die Patientenabrechnungen aus den Jahren 2000-2005 wurden auf 5% reduziert und den im Sample aufbewahrten Krankengeschichten beigelegt.
Zu Patientenabrechnungen von ambulanten Patienten gab es keine entsprechenden Krankengeschichten. Deshalb wurden diese nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist kassiert.
Rechnungsbelege wurden bis und mit dem Jahr 1960 vollständig aufbewahrt, für die Zeit danach nur noch jeder zehnte Jahrgang sowie die zwei Schlussjahrgänge (1970, 1980, 1990, 2000 und 2004/05).
Soweit gesetzliche Mindestaufbewahrungsfristen zu berücksichtigen sind, werden die entsprechenden Unterlagen im Zwischenarchiv aufbewahrt, Jahr für Jahr aber jahrgangsweise kassiert.
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Zugangs- und Benutzungsbedingungen: |
Rechtsstatus: | Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. |
Zitiervorschlag: | Fussnote: StATG 9'11, */*
Quellenverzeichnis: StATG 9'11 Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik Davos 1922-2005
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Sprachen: | deutsch |
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Sachverwandte Unterlagen: |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | StATG 2'30'86-A, 318: Gründung und Äufnung eines Centenarfonds zur Schaffung eines Lungensanatoriums, 1898-1899
StATG 2'30'256, 100/35: Botschaft betreffend den Bau eines Personalwohnhauses für die Thurgauisch-Schaffhausische Heilstätte in Davos
StATG 3'25'10, 1/191: Anstellungsverträge der Staatskanzlei
StATG 4'848: Thurgauisch-Schaffhausische Heilstätte Davos, 1919-2004: Allgemeine Akten, Jahresberichte 1922/23-2004 (1998 fehlt), Aufsichtskommissions-, Stiftungsrats- und Betriebskommissionsprotokolle
StATG 8'650, 46: Rede von Regierungsrat Jakob Müller zum 25-Jahrjubiläum
StATG 8'903, 1/174: Rede von Hans Stöcklin über den Betrieb (1922)
StATG 8'903, 3/177-3/201: Thurgauische Gemeinnützige Gesellschaft: Thurgauisch-Schaffhausische Heilstätte Davos, 1910-1953
StATG 9'5, 3/30: Medienkonferenz 1986: Sanitäts- und Erziehungsdepartement, Thurgauisch-Schaffhausische Höhenklinik TSH Davos: PK TSH, Modernisierung, Einweihung
StATG Aa 3'30'0: Pastoration evangelisch
StATG Ba 4'44'0: Pastoration katholisch
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End of term of protection: | 12/31/2025 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=206945 |
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