8'655 Meyer Bruno (1911-1991), Staatsarchivar, 1907-1996 (Hauptfonds)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:8'655
Title:Meyer Bruno (1911-1991), Staatsarchivar
Creation date(s):1907 - 1996
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:5.00

Kontext

Name der Provenienzstelle:Meyer Bruno, *20.02.1911 Zürich, †09.05.1991 Frauenfeld, reformiert, von Olten SO. Sohn des Hans, Ingenieurs, christkatholisch. ∞29.05.1941 (Davos-Frauenkirch) Elisabeth Marthaler (1916–2001), Dr. phil. I, Historikerin. 1917–1923 Primarschule, 1923–1925 Untergymnasium, 1925–1930 Realgymnasium in Zürich, 1929 Matura. 1930–1931 und 1933-1934 Studium der Geschichte in Zürich (Ernst Gagliardi, Ernst Meyer, Karl Meyer, Hans Nabholz), 1931-1932 und 1933 in Wien (ausserordentliches Mitglied des 38. Kurses des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, Hans Hirsch). 1935 Promotion zum Dr. phil. bei Karl Meyer mit der Arbeit "Die Sorge für den Landfrieden im Gebiet der werdenden Eidgenossenschaft 1250–1350" (Affoltern 1935). 1935 Diplom für das höhere Lehramt. Mitarbeit am Quellenwerk zur Entstehung der Eidgenossenschaft. 1936/37 Lehrgang an der École des Chartes und Studien an der École pratique des Hautes Études, Paris. Gleichzeitig Arbeit am Buch "Die ältesten eidgenössischen Bünde (1938); die gleichzeitig beabsichtigte Habilitation in Zürich scheitert am Widerstand des Doktorvaters. 15.4.1937–28.2.1979 Staatsarchivar des Kantons Thurgau (1937 Anstellung als Archivar mit Dienstvertrag für drei Jahre; 1940 Verlängerung des Dienstvertrags auf unbestimmte Zeit; 1944 Wahl zum Staatsarchivar). 1947–1988 Direktor des Napoleonmuseums Arenenberg. 1959–1977 Direktor des Thurgauischen Museums. 1953–1974 Präsident der Vereinigung Schweizerischer Archivare. 1959–1972 Präsident des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 1960–1982 Präsident des Historischen Vereins des Kantons Thurgau. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Gründungsgeschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Offiziersschule 1932, ab 1941 Nachrichtenoffizier im Stab des neu gebildeten 4. Armeekorps, ab 1962 Oberstleutnant im Stab FAK 4.
Quellen: StATG 3’00’302, RRB Nr. 570 vom 16.03.1937; StATG 3’00’321, RRB Nr. 714 vom 16.04.1940; StATG 3’00’345, RRB Nr. 543 vom 07.03.1944; StATG 9'9, 1.2.2/2: Personaldossier 1937–1989.
Literatur: Kirchgemeinden und Pfarrbücher im Thurgau. Bruno Meyer zum achtzigsten Geburtstag, Frauenfeld 1991 (Quellen zur Thurgauer Geschichte; 4).

André Salathé, 23.5.2020
Bestandsgeschichte:Der Nachlass Bruno Meyers gelangte in mehreren Tranchen ins Staatsarchiv des Kantons Thurgau: Die Korrespondenz (jetzt Fonds 2) wurde dem Staatsarchiv von Bruno Meyer testamentarisch vermacht; sie wurde von seiner Frau, Dr. Elisabeth Meyer-Marthaler, am 28. Juni 1991 Staatsarchivar Dr. Michel Guisolan übergeben, geordnet nach Buchstaben A-Z (ein Dossier pro Buchstabe). Bereits im Staatsarchiv befanden sich zu diesem Zeitpunkt der sogenannte Amtsnachlass und grosse Teile des Privatnachlasses.

Nachdem der Bearbeiter (André Salathé) am 9. September 1993 bei Elisabeth Meyer-Marthaler vorgesprochen hatte, konnte der Nachlass am 13. September 1993 mit den meisten der selbständigen Werke und einigen Sonderdrucken sowie mit Meyers Terminkalendern von 1954 bis 1979 (jetzt Fonds 1) ergänzt werden. Am 27. Oktober 1993 kamen weitere Militaria (jetzt Fonds 7), zusätzliche Korrespondenz (jetzt Fonds 2), Vorstufen von und Materialien zu wissenschaftlichen Arbeiten inkl. Vorträge und Buchbesprechungen (jetezt Fonds 3) sowie Akten zu Meyers beruflichem Werdegang (jetzt Fonds 0) hinzu. Am 11. Januar 1994 folgten weitere Teile. Für später in Aussicht gestellt wurden schliesslich verschiedene private Aufzeichnungen Bruno Meyers, persönliche Dokumente und Fotografien.
Die Ordnungs-, Ergänzungs- und Erschliessungsarbeiten zogen sich, bei längeren Unterbrüchen, vom 19. Juli 1993 bis zum 11. Januar 1994 hin. Eine restlos klare Auftrennung in einen Amtsbestand (jetzt Teil von Bestand StATG 9'9 Staatsarchiv 1862-1995) und einen Privatnachlass war freilich illusorisch – viel zu vieles ging bei Bruno Meyer Hand in Hand, amtliches und wissenschaftliches. Die Unterlagen aus seiner Zeit als Präsident des Historischen Vereins des Kantons Thurgau (1960–1982) als "Amtsnachlass" zu bezeichnen, wie Meyer dies in seinem Testament getan hat, war überdies etwas gewagt; diese Unterlagen wurden denn auch dem Archiv des Historischen Vereins (jetzt Bestand StATG 8'950) zugeschlagen. Schlussresultat der Arbeiten von 1993/94 war ein - bis auf weiteres vorläufiges - Repertorium, das wie folgt gegliedert war:

Gliederung
0 Allgemeines
1 Staatsarchivar des Kantons Thurgau, Direktor des Museums des Kantons Thurgau, Direktor des Napoleonmuseums Arenenberg
2 Korrespondenz (alphabetisch nach Partnern)
3 Wissenschaftliches Werk
4 Allgemeine Geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz (AGGS)
5 Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft (QW); Quellen zur Schweizer Geschichte (QSG)
6 Rechtsquellenkommission des Schweizerischen Juristenvereins
7 Militärisches
8 Verschiedenes
9 Privates
10 «Meyeriana» in andern Beständen des StATG
11 «Meyeriana» in andern Archiven im Kanton Thurgau
12 «Meyeriana» in Archiven ausserhalb des Kantons Thurgau
Ein Vierteljahrhundert später, im Jahr 2020, während der Corona-Krise, als fast alle Mitarbeitenden des Staatsarchivs Thurgau im Homeoffice arbeiteten und Zeit dafür zur Verfügung zu stehen schien, hat der Bearbeiter von 1993 den Nachlass neu erschlossen. Eingefügt wurden dabei Stücke, die nach Elisabeth Meyer-Marthalers Tod im Jahr 2001 zusätzlich ins Staatsarchiv gelangt waren. Der Nachlass wurde teilweise neu gegliedert und nach den unterdessen im Staatssarchiv Thurgau geltenden Regeln vollständig in der Archivdatenbank erfasst.
Das bisherige Repertorium wurde damit obsolet. Für die Geschichte des Staatsarchivs des Kantons Thurgau bleibt es insofern nicht uninteressant, als es zeigt, wie der nachmalige Staatsarchivar in seiner jugendlichen Unbeschwertheit mit der damaligen Erschliessungsart des thurgauischen Staatsarchivs alles andere als glücklich war und deshalb mutig, um nicht zu sagen frech, Neues versuchte, namentlich das überkommende Signaturensystem mit zusätzlichen Komponenten für die Dossierstufe ergänzte. Damit wurde eine der grundlegenden Reformen ab 1995 antizipiert, nämlich die Erschliessung nicht mehr bei der Verpackungsgrösse Archivschachtel oder Archivband enden zu lassen, sondern eine Stufe weiter zu gehen und jedes einzelne Dossier zu erfassen. Der Detailierungsgrad einzelner Titel, Darin-Vermerke und Kommentare zeigen aber auch deutlich, dass der Bearbeiter über sein Ziel ziemlich hinausschoss und von betriebswirtschaftlichen Überlegungen noch ganz frei war. Allerdings ist er insofern freigesprochen, als er weder einen Auftrag zu der Nachlassbearbeitung noch später ein Feedback dafür erhalten hätte - man konnte damals im thurgauischen Staatsarchiv mehr oder weniger tun oder lassen, was man wollte. Der Sache schadete der Aufwand freillich nicht. Bruno Meyer hatte das thurgauische Staatsarchiv ab 1937 gründlich reformiert. Sein Nachlassbearbeiter hat ab 1995 dasselbe wieder gemacht und dabei an Meyer, dessen Grundlagenarbeit zwischenzeitlich mannigfach verunklärt worden war, sehr bewusst angeknüpft. So darf man es als Akt der Referenz vor einem grossen Archivar werten, wenn der Nachgeborene vor Jahrzehnten über das Ziel hinausschoss und ein Vierteljahrhundert später grad noch einmal viel Arbeit in die Anpassung seiner Sturm- und Drang-Arbeit investierte.

Nora Parolari übrigens hat die Arbeit des mittlerweile arg gealterten Jungspunds im Mai/Juni 2024 verdankenswerterweise kritisch durchgesehen und da und dort noch shortcomings ausbessern können. So hat der "Heilige Bruno", wie Meyer hinter vorgehaltener Hand ebenso anerkennend wie ironisch genannt worden war, endlich sein archivisches Denkmal gesetzt erhalten. Der Nachlass verdient es, von der Forschung vielfältig ausgewertet zu werden.

20. Juni 2024 André Salathé


Direktübernahme von Provenienzstelle:Ja.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Im Rahmen der Ordnungsarbeiten wurden kassiert:

Wissenschaftliches Werk:
Pfarrbücher Thurgau: Die thurgauischen Pfarreien, Ms (= QTG, S. 90-141), Quellen für Anhang (QTG 4, S. 74–89), Vorarbeiten Pfarreien (chaotisch, in QTG 4 eingegangen), Vorarbeiten Geschichte Pfarrbücher (chaotisch), Liste der Pfarrbücher (überholt durch Einträge in der Archivdatenbank)

Wissenschaftliche Institutionen:
AGGS: Schweizerische Geisteswissenschaftliche Gesellschaft, Nationalfonds
SGG: Übersicht über Forschungen und Publikationen, 1950; Jahresberichte 1948–1952
Nationalfonds: Stiftungsurkunde und Statuten (Druck); Reglement für Gesuchsteller und Beitragsempfänger; diverse andere Reglemente (Vervielfältigungen); Jahresberichte 1953–59 und 1962–66; 10 Jahre Nationalfonds (Mitteilungen 3, Januar 1962)

Militär:
Unterlagen zum Nachrichtendienst;
Übung IV 1962;
Probleme Nachrichtendienst;
Kurs für Nach- und Rückschub 4. AK, 1959;
Kurs für Nach- und Rückschub FAK 4, 1964;
Übungen der Stäbe FAK 4 1963;
Kurs 3 für Nof 1950;
Protokoll des Dienstrapports für Nof, 15.3.1952, Nr. 62;
Übungen der Stäbe 4. AK 1961;
Material über fremde Truppen (Panzer);
Zentralschule I, 7. Div., 1.11.–27.11.1943;
Operative Übung 1944 4. AK, Material zur amerik. Armee;
Handbuch zu Kurs 3 für Nof, 1950;
Trp-ND 1952 (Entwurf), Die Übermittlung bei der Inf, 1962.

Hugo Dietschi, Olten:
Arbeiten von Hugo Dietschi

Notizen für Führungen des Historischen Vereins des Kantons Thurgau oder des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:StATG 3'40 Museum des Kantons Thurgau
StATG 3'42 Archivwesen 1799-1937

StATG 8'905 Thurgauischer Heimatverband 1941-1985
StATG 8'950 Historischer Verein des Kantons Thurgau 1859-2018

StATG 9'9 Staatsarchiv des Kantons Thurgau 1862-1995
StATG 9'81 Amt für Denkmalpflege 1941-2003, Fonds 1.0.0
- Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau
- Sitzungen des weitern Ausschusses 1942–1958
- Sitzungen des Arbeitsausschusses 1943–1957
- Beschlüsse des Regierungsrates 1941–1955
- Korrespondenzen 1942–1958
- Verhandlungen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstgeschichte (in Sachen Albert Knoepfli und allgemeines) 1941–1957
- Probemanuskript "Ehemalige Benediktiner-Abtei Fischingen", von Albert Knoepfli (1945)

StATG Kommission zur Förderung der bildenden Kunst
Protokolle Nr. 1–48, 21.4.1964–15.10.1985 (S. 1–295)
Akten 1977–1985
 

Usage

End of term of protection:12/31/2016
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=188085
 

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