Ref. code: | F 0'38 |
Title: | Ziegler-Liechti Marie (1879-1963), Hugelshofen |
Kommentar des Staatsarchivs: | Ziegler-Liechti Marie, *29.10.1879 Lamperswil TG, +16.03.1963 ?Münsterlingen, evangelisch, von Landiswil BE. Tochter des Liechti Johann Jakob (1840-1915), Käsers, und der Liechti-Wendel Elisabeth. oo1910 Ziegler Adolf (1879-1953), Landwirt. Marie Ziegler-Liechti wuchs zusammen mit vier Geschwistern in Lamperswil auf, wo der Vater, der als junger Mann aus dem Emmental in den Thurgau gekommen war, eine Käserei mit Schweinemast betrieb. Nach einem Unfall musste er den Betrieb aufgeben und kaufte 1899 ein Kleinbauernhaus in Hugelshofen (Breitestrasse 7). Die Mutter betrieb mit den Kindern Heimarbeit auf Strickmaschinen (Wäsche, Strümpfe, Socken). Marie Ziegler-Liechti absolvierte mit 20 Jahren die Ausbildung zur Hebamme in St. Gallen. 1902 erhielt sie die Befähigung für den Kanton Thurgau und wurde in einer Versammlung der verheirateten Frauen unter der Leitung des Gemeindeammanns in Hugelshofen zur Hebamme gewählt. Sie übte dieses Amt von 1902 bis 1947 aus. Mit dem Fahrrad fuhr sie bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit zu den werdenden Müttern in die Dörfer Hugelshofen, Schlatt, Dotnacht, Alterswilen, Lippoldswilen, Ellighausen, Siegershausen, Engelswilen, Schwaderloh und die verstreuten Weiler und Höfe. Als Wartgeld erhielt sie anfänglich Fr. 500 pro Jahr von der Gemeinde, später wurden es Fr. 1000. Dazu bezahlten ihr die Familien pro betreute Geburt als Taxe anfänglich Fr. 12, später Fr. 50. Im Schnitt betreute sie 16 Geburten pro Jahr. Zirka 1910 heiratete sie Adolf Ziegler und übernahm mit ihm das Elternhaus mit dem kleinen Landwirtschaftbetrieb in der Breite. Ihre Ehe blieb kinderlos, aber zwei Nichten, Marie und Rosa Liechti, Töchter des älteren Bruders Konrad Liechti, der als Käser in Finnland tätig war, kamen als schulpflichtige Kinder zu Ziegler-Liechtis. 1920 musste Adolf Ziegler in Folge eines Sturzes mit dem Velo ein Bein amputieren lassen, das Bauerngut wurde verpachtet. Die beiden Nichten mussten tatkräftig zum Auskommen der Familie beitragen, man lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen. Sie nahmen bald Arbeit als Fabrikarbeiterinnen in Amriswil und Zürich an. Nach dem Tod ihres Mannes 1953 lebte Marie Ziegler-Liechti zehn Jahre alleine im einfachen, alten Bauernhaus, zuweilen besucht vom Dorfarzt und vom Notar, und versorgt von ihren Nichten und ihrem jüngeren Bruder Jakob. Sie starb nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt 1963.
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Creation date(s): | 1902 - 1995 |
Verweise: | StATG 9'1, 35 Hebammentagebücher.
Ueltschi, Kathrin: "Weibergemeinden", in: bodenständig und grenzenlos. 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld 1998, S. 103-105. |
Level: | Hauptfonds |
Ausprägung bei Ablieferung ans Staatsarchiv: | analog |
Quickaccess: | Quickaccess04 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2015 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | uneingeschränkt |
Accessibility: | Oeffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=174392 |
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