8'600 Anderwert Joseph (1767-1841), Regierungsrat, 1793-1841 (Hauptfonds)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:8'600
Title:Anderwert Joseph (1767-1841), Regierungsrat
Creation date(s):1793 - 1841
Entstehungszeitraum, Streudaten:1793 - 1842
Level:Hauptfonds

Umfang

Running meters:2.50
Number:19

Kontext

Provenienz:Anderwert Joseph
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Anderwert [Georg] Joseph, *26.2.1767 Münsterlingen, +14.2.1841 Frauenfeld, kath., von Emmishofen, Weinfelden (1798) und Frauenfeld (1807). Sohn des Johann Georg, Amtmann des Kl. Münsterlingen und Gerichtsherrensekretär. Ledig. 1785-88 Studium der Rechte in Freiburg i. Br., dann Sprachaufenthalt in Besançon und einjähriges Praktikum beim österr. Obervogteiamt Waldshut. 1791-94 rechte Hand des Vaters in Münsterlingen. Die mit Aussicht auf eine Karriere in Wien angebotene Stellung eines österr. Obervogts im Hegau schlägt A. aus, da er nach dem Tod des Vaters 1794 dessen Ämter übernimmt. In diese Zeit fallen mehrere dem christlich-humanist. Ideal der Aufklärung verpflichtete polit. und sozioökonom. Abhandlungen von Rang. Bemühungen um eine einheitliche Prozessordnung und ein gesamtthurg. Gesetzbuch werden durch die Revolution, gegen die er sich 1798 mit einer anonymen Druckschrift wendet, obsolet. Gleichwohl steht der liberal-kons. A. dem thurg. Landeskomitee beratend zu Seite. 1798-1802 einflussreiches Mitglied der versch. helvet. Räte (Grosser Rat, Gesetzgebender Rat, Tagsatzung, Senat), 1802 auch der Eidg. Tagsatzung zu Schwyz; Föderalist. Im Oktober 1802 Präs. der kant. Interimsregierung. Nach Bemühungen um eine Anstellung in der Markgrafschaft Baden, tritt A. im März 1803 in die thurg. Regierungskomm. ein, bevor er im April in die Kantonsregierung gewählt wird, der er bis 1841 angehört; mit Johannes Morell steht er ihr 1815-31 abwechslungsweise als Landammann vor. Gegen aussen meist dem ref. Morell den Vortritt lassend, ist der Kopf der Thurgauer Katholiken A. aus heutiger Sicht der mit Abstand bedeutendste Regierungsrat des jungen Kantons; grösste Verdienste um dessen Organisation und Gesetzgebung. Auch die thurg. Restaurationsverfassung ist weitgehend sein Werk. Der Regeneration steht A. zwar mit Reserve gegenüber, setzt sich mit ihr aber auf eine Art und Weise auseinander, die 1831 die Wahl zum Präs. des Verfassungsrats möglich macht; ebenso 1837. Sein hartnäckiger Einsatz um Erhaltung des Bistums Konstanz und den Erwerb der Stadt Konstanz als kant. Hauptort führen dagegen ebensowenig zum Erfolg wie der Versuch, die thurg. Klöster zur Übernahme gemeinnütziger Aufgaben zu bewegen, um ihren Fortbestand längerfristig zu sichern. Als Tagsatzungsgesandter 1803-30 hat der versierte Diplomat A. auch auf schweiz. Ebene polit. Einfluss. Befreundet mit Joseph von Lassberg, Friedrich von Hundbiss (Obervogt der Reichenau), Hans Konrad Escher von der Linth und Ignaz von Wessenberg.
Lit: J. C. Mörikofer, Landammann A. nach seinem Leben und Wirken, 1842; H. Lei, Joseph A. 1767-1841, in P. Bischofberger, B. Schmid (Hrsg.), Grosse Verwaltungsmänner der Schweiz, 1975, 114-120.
HLS (André Salathé)
Bestandsgeschichte:Nach dem Tod Anderwerts befand sich dessen Nachlass, wie aus J. C. Mörikofers Vorwort zu seiner Anderwert-Biographie hervorgeht, einerseits bei Regierungsrat Johann Ludwig Anderwert, andererseits bei den "Herren Rogg", deren "väterlicher Freund" Anderwert gewesen war. Die Briefe Anderwerts an Hans Konrad Escher von der Linth wurden Mörikofer von dessen Sohn Arnold "verabfolgt" (und nachher offenbar nicht mehr zurückgegeben).

Den Aufschriften auf Aktenbündeln nach zu schliessen, muss Mörikofer Anderwerts Nachlass nach Abfassung der Biographie geordnet und zentral aufbewahrt haben; wann die Konvolute in das Staatsarchiv/die Kantonsbibliothek gelangten, ist unbekannt.

Vor der Neuerschliessung des Bestands im Herbst 2004 umfasste der Nachlass Josef Anderwert im Staatsarchiv des Kantons Thurgau vier Schachteln. Der Inhalt dieser vier Schachteln hatte folgende Geschichte:

Am 17. Juni 1926 übergab Frau Alice Donati-Bügler, Zürich, dem thurg. Staatsarchiv eine Reihe von Unterlagen aus dem Nachlass Joseph Anderwerts; sie stammten "aus der Familie meiner Tante, der Frau [Adeline] v. Edlibach-Anderwert sel.". Um welche Unterlagen es sich dabei handelte, ist heute nicht mehr auszumachen. Nach einer Notiz von Staatsarchivar Bruno Meyer vom 23. März 1938 auf dem Brief von Frau Donati, kam auf diese Weise "eine Hälfte des Nachlasses von Anderwert ins Kantonsarchiv. Die andere Hälfte wurde im März 1938 im Dachboden der Kantonsbibliothek gefunden" (Bestandsdossier 8'600). Meyers Angaben betr. Teil 2 werden vom Zugangs-/Abgangsverzeichnis des thurgauischen Staatsarchvs 1937-1983 bestätigt (S. 9; Eintrag vom 23. März 1938).

Nach einem entsprechenden Hinweis von Rudolf Herzog, Zürich, an Paul Angehrn, Amriswil, bemühte sich das Staatsarchiv im Jahr 1975 erfolgreich um Kopien von Briefen Wessenbergs an Anderwert. Die Originale befinden sich in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart und in der Universitätsbibliothek Heidelberg (vgl. Korrespondenz im Bestandsdossier).
Später wurde der Nachlass unter der Nummer 8'60'0-8'60'3 verzeichnet.
Anfang der 1990er-Jahre wurde das Signaturensystem erweitert; der Nachlass Anderwert erhielt nun die Nummer 8'600'0-8'600'3. Der Nachlass war chronologisch geordnet. Schachtel 0 enthielt die Unterlagen aus der Zeit vor 1798, Schachtel 1 die Unterlagen des Zeitraums 1798-1802, Schachtel 2 die Unterlagen des Zeitraums 1802-1820, Schachtel 3 die Unterlagen des Zeitraums 1821-1840; zusätzlich lag in Schachtel 3 ein Dossier Militär 1815.

Um zwei Mal die Hälfte von Anderwerts Nachlass handelte es sich bei all diesem Material aber nicht, denn:

1992 identifizierte André Salathé auf dem Estrich der Kantonsbibliothek weitere Teile von Anderwerts Nachlass, nämlich folgende Aktenkonvolute (was in etwa 6 Archivschachteln ergab):

1. Stadt Konstanz, Eingliederung in den Thurgau
2. Bistumsangelegenheiten
3. Tagsatzung 1803-1830
4. Korrespondenz betr. bad. Inkameration 1820-1822
5. Projekt wegen Paradies
6. Einzelstücke zu verschiedenen Themata

Die Stücke wurden sofort in den Sicherheitsraum der Kantonsbibliothek verfrachtet, am 23. Januar 1996 dann aber ins Staatsarchiv übernommen (AP vom 23. Januar 1996).

Am 27. August 1998 wurden auf dem Estrich der Kantonsbibliothek weitere Unterlagen aus dem Nachlass Anderwert (was noch einmal 2 Archivschachteln ergab), darunter Anderwerts Briefe an Johann Conrad Escher von der Linth, aufgefunden und sofort ins Staatsarchiv übernommen (AP 1998-57 vom 27. August 1998).
Mit Schenkungsvertrag vom 15./17. Januar 1998 übergab Hans Löw, Zürich, dem Staatsarchiv des Kantons Thurgau aus dem Nachlass seiner verstorbenen Frau Liselotte Löw-Villars, eine Reihe von Einzelstücken der Familien Anderwert, darunter auch diverse Stücke aus dem Nachlass von Joseph Anderwert; dazu kam eine Aktenmappe Joseph Anderwerts aus rotem Leder. Liselotte Löw-Villars war durch Erbgang in den Besitz der Stücke gekommen; sie war eine Enkelin von Alice Donati-Bügler gewesen (AP vom 7. Januar 1998, Schenkungsvertrag vom 15./17.1.1998).

Das so zusammengekommene Archivgut wurde vom Januar 2005 bis Januar 2006 von Manfred Spalinger neu geordnet und verzeichnet.

André Salathé 7./30.8.2004, 31.1.2006

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Kassierte Unterlagen
- TZ vom 25.02.1967 und 24.01.1976.
- Zeitungsartikel ohne Quellenangabe und Datum: Thurgauer in der Eidgenossenschaft.

Umplatzierte Unterlagen
- Dossier zur Bundesverfassung 1848 nach StATG 8'603 (irrtümlich beim Transfer aus der Kantonsbibliothek in den vorliegenden Bestand geraten).

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 8'600'*, */*

Quellenverzeichnis: StATG 8'600 Anderwert Joseph (1767-1841), Regierungsrat 1793-1841
Sprachen:d/f

Sachverwandte Unterlagen:

Veröffentlichungen:[?Anderwert, Joseph]; u. a.: Einladung an die Bewohner des Kantons Thurgau, zur Hülfs-Leistung für die bedrängten Griechen, [Frauenfeld]: 1822. [Kantonsbibliothek Thurgau: L 05877-S und L 05877+1].

Bandle, Max: Die Aussenpolitik des Kantons Thurgau während der Mediation 1803-1814, in: TB 88 (1951), S. 1-142.

Bötschi, Lisette: Die Aussenbeziehungen des Kantons Thurgau in der Restauration 1815 bis 1830, in: TB 104 (1968), S. 5-128.

Lei, Hermann: Joseph A. 1767-1841, in: Bischofberger, P; Schmid, B. (Hrsg.): Grosse Verwaltungsmänner der Schweiz, 1975, S. 114-120.

Leutenegger, Albert: Rückblick in die thurgauische Regenerationszeit, in: TB 67 (1930), S. 64-66.

Mörikofer, Johann Caspar: Landammann Anderwert nach seinem Leben und Wirken, Zürich/Frauenfeld: Beyel, 1842.

TZ, 16. und 18.02.1841; 25.02.1967; 24.01.1976.
 

Usage

End of term of protection:12/31/1861
Permission required:Keine
Physical Usability:uneingeschränkt
Accessibility:Oeffentlich
 

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URL: https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=117262
 

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