9'10 Psychiatrische Klinik Münsterlingen 1840-1980, 1840-1980 (Abteilung)

Archive plan context


Identifikation

Ref. code:9'10
Title:Psychiatrische Klinik Münsterlingen 1840-1980
Creation date(s):1840 - 1980
Entstehungszeitraum, Streudaten:1839 - 1995
Level:Abteilung

Umfang

Running meters:80.00
Number:1587

Kontext

Provenienz:Psychiatrische Dienste Münsterlingen
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben:Namen der Klinik

1840-1898 Irrenabteilung der Krankenanstalt Münsterlingen
1898-1939 Thurgauische Irrenheilanstalt Münsterlingen
1939-1965 Thurgauische Heil- und Pflegeanstalt Münsterlingen
1966-1999 Psychiatrische Klinik Münsterlingen
2000- Psychiatrische Dienste Thurgau (als Teil der Spital Thurgau AG)


Geschichte

Erste Anläufe zu einem thurgauischen Krankenhaus für akut und psychisch Kranke gehen auf das Jahr 1806 zurück. Die entsprechenden Vorschläge einer Kommission unter der Leitung von Johann Conrad Freyenmuth, entweder auf Schloss Bürglen oder auf Schloss Pfyn eine solche Anstalt einzurichten, konnten wegen Geldmangels aber nicht verwirklicht werden. So wurden psychisch Kranke, wenn überhaupt, ab 1811 in der neu eingerichteten Straf- und Arbeitshausanstalt Tobel untergebracht.

Auf Drängen der Thurgauischen Gemeinnützigen Gesellschaft beschloss der Grosse Rat am 7. Juni 1825, während zehn Jahren einen Fonds zu äufnen und dann eine Krankenanstalt einzurichten; tatsächlich kamen bis 1836 genügend staatliche, aber auch private Gelder zusammen, um das Projekt anzugehen. Nach etlichen Abklärungen wurde beschlossen, diese Anstalt im Kloster Münsterlingen unterzubringen. Im alten Gasthaus auf der Seeseite wurde 1839/40 die Irrenabteilung, im neuen Kloster die Krankenabteilung eröffnet; offizieller Eröffnungstag war der 15. Juni 1840.

Das erste Organisationsreglement stammte vom 1. Oktober 1839. Der Sanitätsrat hatte die Oberaufsicht über die Anstalt. Vor Ort wurde sie von einem Spitalarzt, dem ein Assistenzarzt zur Hand ging, geleitet, sowie von einem Hausvater und einer Hausmutter, die sich um die Ökonomie kümmerten (und dem Finanzdepartement rechenschaftspflichtig waren). In der Irrenabteilung gab es zwei Pflegerinnen und 2 Pfleger.

Die Anstalt war als Heilanstalt gedacht, mutierte aber, vor allem in ihrer Irrenabteilung, schnell einmal zur Heil- und Pflegeanstalt. Vorbild war die kombinierte Anstalt Illenau in Achern (Baden), die vom zweiten Arzt, Merk, auch besucht wurde (vgl. 9'10, 1.1.1/0).

Nachdem sämtliche Kranken im alten Klostergasthaus am See und im neu erstellten Tobhaus untergebracht worden waren, wurden die weiblichen Kranken ab 1848, als der Münsterlinger Konvent ausgezogen war, sukzessive in den Ostflügel des neuen Klosters verlegt, die Irrenabteilung der Krankenanstalt also räumlich zweigeteilt. Immerhin verbesserte sich dadurch das Raumangebot für die Kranken erheblich, auch, weil auf dem Gelände am See sowohl das kurz nach der Gründung erstellte Tobhaus als auch das alte Klostergasthaus für die Männerabteilungen umgebaut und erweitert wurden.

1849 wurde die Stelle eines Irrenarztes geschaffen und 1850 mit Ludwig Binswanger erstmals besetzt. Binswanger war von Wilhelm Griesinger empfohlen worden und hatte zwischen seiner Wahl und seinem Stellenantritt bei Albert Zeller in Winnental und Maximilian Jacobi in Siegburg Fortbildungen gemacht. Trotz dieser Professionalisierung blieben das Akutspital und die Irrenabteilung organisatorisch weiterhin verbunden.

Schon ab 1840 wurden auch Kantonsfremde in die Irrenabteilung aufgenommen, namentlich aus den Kantonen St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Schaffhausen, mitunter auch aus anderen Kantonen, z.B. Nidwalden. Ab 1871 bestand ein Vertrag mit AR, wonach jährlich 18 Kranke aus diesem Kanton aufgenommen würden. Zwischen 1906 und 1908 entstand ob Herisau dann die Anstalt Krombach; ab diesem Zeitpunkt verfügte Appenzell Ausserrhoden über eine eigene Klinik.

Die Mehrzahl der Kranken gehörte, bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein, der weniger bemittelten Klasse an (Wille, S. 108).
1870 wurde das ehemalige Kloster St. Katharinental in eine Pflegeanstalt, das Asyl, umgenutzt. Zur Entlastung von Münsterlingen konnten sofort 42 ruhige Kranke dorthin überwiesen werden; auch in den folgenden Jahren konnte die Irrenabteilung so fühlbar entlastet werden. Doch gab es auch Jahre ohne solche Entlastung, und später musste Münsterlingen sogar von St. Katharinental psychisch Kranke übernehmen (Wille, S. 111-112).

1876 wurde ein Baufonds gegründet und jährlich mit Fr. 20'000.- geäufnet. So war zehn Jahre später genug Geld beisammen, um die Planung von Neubauten in Angriff zu nehmen. Doch zogen sich die Planungen in die Länge. Glücklicherweise erklärte sich die 1886 eröffnete Psychiatrische Klinik Friedmatt/Basel bereit, Thurgauer Kranke bei sich aufzunehmen. Am 22. November 1891 scheiterte in der Volksabstimmung der Vorschlag, ein neues Kantonsspital zu bauen und das neue Kloster anschliessend ganz der Irrenheilanstalt zur Verfügung zu stellen. Doch nahm das Volk bereits am 31. Januar 1892 den Alternativvorschlag an, auf dem Areal im Pavillonsystem einige Häuser für die psychisch Kranken zu bauen. 1893/94 konnten sie eröffnet werden; am 22. Oktober 1895 wurden alle Kranken im neuen Kloster in die neuen Häuser verlegt. Als Vorbild hatte die Psychiatrische Klinik in Alt-Scherbitz in Sachsen (http://www.skh-altscherbitz.de/geschichte.html) gedient, während man die Konstruktion der Fenster nach dem Vorbild der Klinik in Halle ausführte.

Sofort nach Eröffnung der neuen Häuser wurden die psychisch Kranken im Asyl St. Katharinental, 14 Männer und 61 Frauen, nach Münsterlingen verlegt. Die 1886-1895 in der Basler Friedmatt platzierten Thurgauer Kranken wurden im Jahr 1896 zurückgerufen - insgesamt deren 72.

Ab 1896 wurde eine eigene Rechnung geführt. Am 3. Juli 1898 segnete das Thurgauer Volk in einer Volksabstimmung eine neue Organisation im Bereich der Krankenanstalten ab. Jetzt wurde die bisherige "Irrenabteilung" zur selbständigen Anstalt. Sie wurde von einem ärztlichen Direktor geleitet. Ihm vorgesetzt war eine Aufsichtskommission, die vom Chef des Sanitätsdepartements geleitet wurde. Bereits seit 1896 war eine separate Rechnung geführt worden (vgl. StATG 4'334).

Seit 1898 hiess die Anstalt "Irrenheilanstalt". Offziell sollte sie immer noch eine Heilanstalt sein, faktisch war sie weiterhin, was sie von Anfang an gewesen war: eine Heil- und Pflegeanstalt. 1939 wurde dieses Faktum offiziell eingestanden; fortan hiess die Klinik "Heil- und Pflegeanstalt".

Schon kurz nach der Eröffnung der Bauten in den 1890er-Jahren war die Anstalt schon wieder zu klein; denn man hatte die Kapazitäten lediglich darauf angelegt, vor allem das Asyl in St. Katharinental zu entlasten und die Kranken aus der Friedmatt zurückholen zu können, aber weder ein Bevölkerungswachstum einkalkuliert noch die Tatsache, dass künftig immer mehr Krankheitsbilder als psychiatrisch eingestuft werden könnten, es also auch von daher nur Zuwachs geben würde. 1911 mussten Kranke in die private Anstalt Littenheid verlegt werden. 1913 konnte aufgrund einer Stiftung von Ulrico Hoepli aus dem Jahr 1911 zwar eine Privatstation für weibliche Kranke eröffnet werden, gleichwohl reichten die Kapazitäten nicht aus. Doch verzögerte der 1. Weltkrieg einen weiteren Ausbau. Erst am 6. Dezember 1925 hiess das Thurgauer Volk einen weiteren Kredit gut. So konnten 1928 und 1930 je ein Haus für die Männerabteilung und 1932 ein Haus für die Frauenabteilung zusätzlich eingeweiht werden.
1922 wurde von Jakob Klaesi, Zürich, die Schlafkur entwickelt und in der Folge auch in Münsterlingen angewandt. In den 1930er Jahren wurde die Schlafkur nach Klaesi von der Insulinkur nach Sackel, schliesslich von der Schockbehandlung nach von Meduna abgelöst. 1937 wurde die Leukotomie entwickelt; auch in Münsterlingen wurde diese Gehirnoperation durchgeführt (...) (vgl. Kuhn, S. 112)

Die Elektroenzephalographie wurde ab 1950 eingesetzt (Kuhn, S. 110)

1961 Ärztliches Zentrum
1970 Personalhaus und Schwesternschule
Ab 1970 Planungen für eine grundlegende bauliche Erneuerung der Klinik

Seit 1927 war es in der Schweiz möglich, sich in Psychiatriepflege ausbilden und diplomieren zu lassen. Seit 1969 war für die Diplomierung das Schweiz. Rote Kreuz zuständig. Seit ebendiesem Jahr existierte in Münsterlingen die Schule für Psychiatrische Krankenpflege; Präsident der Schulkommission war bis 1988 Prof. Dr. Roland Kuhn.

Zwischen 1919 und 1932 (mit einem kurzen Nachsommer in den Jahren 1951-1955) bestand die Wissenschaftliche Vereinigung psychiatrischer Anstalten im Bodenseegebiet, dem die Anstalten von Konstanz (Reichenau), Kreuzlingen (Bellevue), Münsterlingen, Herisau, Wil SG und das Sanatorium Dr. Büdinger in Konstanz angehörten.
Rechnungswesen

Bis November 1864 wurde der Gutsbetrieb verpachtet, zuletzt an die Landwirtschaftliche Praktikantenschule. Schon 1859 hatte die Finanzverwaltung mit dem Gedanken gespielt, das Gut durch die Spitalverwaltung betreiben zu lassen, sah dann aber mangels eines geeigneten Verwalters nochmals davon ab [RRB 2033 vom 08.12.1859]. Das Gut wurde für Praktikanten der Landwirtschaftlichen Schule Kreuzlingen als Filiale angegeliedert [Schoop, Thurgau 3, S. 168]. Als der Direktor der Landwirtschaftlichen Schule, Friedrich Römer, austrat, wurde die Praktikantenschule aufgehoben und der Gutsbetrieb per Martini 1864 an die Spitalverwaltung übergeben [RBRR 1864, S. 102; RBRR 1865, S. 110-111]. Daher beginnt die Reihe der staatlichen Betriebsrechnungen der Domäne (StATG 4'332) mit November 1864.

Bis 1895 bildeten Spital und "Irrenanstalt" eine Organisationseinheit (vgl. StATG 4'333), danach war die Psychiatrische Klinik bis 1980 selbständige Verwaltungseinheit (StATG 4'334, Beriebsrechnungen 1896 ff.). Die Domäne wurde der Psychiatrie angegeliedert [Studer/Ammann, 150 Jahre Münsterlingen, S. 100-101].
Personalwesen

1849 Irrenarzt

Zuwachs:

1892 erster Assistenzarzt
1896 zweiter Assistenzarzt

1939 gab es den Direktor, einen Oberarzt und 3 Assistenzärzte

Zuwachs:

1944 2. Oberarzt
1956 3. Oberarzt
1962 4. Oberarzt

1979 gab es den Direktor, 2 leitende Ärzte, 3 Oberärzte, 9 Assistenzärzte und 2 Psychologen
Direktoren

1838-1840 Gremli Johann (1793-1844), Wöschbach-Kreuzlingen, Bezirksarzt von Gottlieben
1840-1845 Brenner Lebrecht (1807-1856), Dr. med., von Weinfelden (zugleich Spitalarzt)
1845-1849 Merk Wilhelm (1791-1853), Dr. med., von Pfyn (zugleich Spitalarzt)
1850-1857 Binswanger Ludwig (1820-1880), Dr. med., von Osterberg/Bayern, nachmals Gründer der Klinik Bellevue in Kreuzlingen
1857-1862 Zeller Ernst (1830-1902), Dr. med., von Winnental/Württemberg, nachmals Winnental
1862-1863 Löwenhardt Emil Oskar (1827-1869), Dr. med., von Prenzlau/Preussen, nachmals Schwerin
1864-1867 Wille Ludwig (1834-1912), Dr. med., von Kempten/Bayern, nachmals Rheinau, St. Urban, Basel
1867-1872 Henne Hugo (1833-1891), Dr. med., von Sargans, nachmals St. Pirminsberg, Wil SG
1873-1890 Walter Robert (?1836-1914), Dr. med., von Breslau, nachmals Breslau
1890-1905 Frank Ludwig (1863-1935), Dr. med., von Riesbach, nachmals Zürich
1905-1912 Brauchli Ulrich (1862-1939), Dr. med., von Weerswilen, nachmals Münsingen
1912-1939 Wille Hermann (1868-1958), Dr. med., von Basel
1939-1970 Zolliker Adolf (1904-1974), Dr. med., von Herrliberg
1970-1979 Kuhn Roland (1912-2005), Prof. Dr. med., von Bern
1980-2006 Studer Karl (1941), Dr. med., von Visperterminen


Oberärzte bis 1943/45 (Fortsetzung siehe 9'10, 4.4.0 und 4.4.1)

1939-1970 Kuhn Roland (1912-2005), Prof. Dr. med., nachmals Direktor


Assistenzärzte 1908-1943/45 (nach 9'10, 4.3/0; Fortsetzung siehe 9'10, 4.4.0 und 4.4.1)

1908-1909 Reese Heinrich, Dr. med., von Basel
1908-1911 Sokolow Paul, Dr. med., von Tambow
1909 Kobilinsky M., cand. med. und Dr. phil., von Odessa
1909-1913 Rorschach Hermann (1884-1922), med. pract., von Schaffhausen
1911-1913 Rorschach Olga, Frau Dr. med., von Schaffhausen
1913-1915 Pfister Paul, Dr. med.
1913-1915 Raikin-Fleiss E., Frau Dr. med. (vgl. StATG 4'800'19, § 215sch; 4'800'20, §203sch)
1916-1916 Kempner Felizya, Frau Dr. med. (vgl. StATG 4'800'20, § 275a; 4'800'22, § 201)
1914-1916 Grauberg Ottilie, Frau Dr. med., von Warschau, zuletzt Zürich; gest. 1916 (vgl. RRB 2294 vom 11.9.1914)
1915-1917 Mayer A. C., med. pract., von St. Gallen
1916-1918 Segalewitsch
1917 Einhorn-Bloch Rosa (vgl. StATG 4'800'23)
1917 Schlocker, von Riga (nicht eingetreten)
1917 Iselberg S., Dr. med., von Zawiercik/Polen
1918-1920 Blum Ernst, med. pract., von Zürich
1919-1921 Sabas Elise, von Riga
1920-1923 Fiertz Karl Otto
1920 Schmid Martha, Dr. med., von Basel (nicht eingetreten)
1921-1923 Wyler Jacques, med. pract., von Endingen AG
1922 Schmid Martha, Dr. med., von Basel
1923-1925 Morgenstern Sophie, Dr. med.
1924-1926 Hilfiker Karl, med. pract., von Köllikon
1925-1927 Meier Elsa Selina, von Basel
1926-1928 Wirth Otto, med. pract., von Zürich
1927-1929 Büsinger Otto, von Luzern
1928-1930 Rodel Ida, von Fahrwangen AG
1929 Messis Nicolas, von Borditcheo
1930-1933 Wirth Otto, von Zürich
1930-1932 Röder Carl, von Zürich
1930-1931 Schäffeler Hans, von Buch SH
1931-1939 Walker Heinrich, von Solothurn
1932-1942 Ris-Walther A., Frau Dr. med., von Bern
1933-1934 Mahler Gertrud Emma, von Weiningen ZH
1933-1935 Sauter Arnold Julius, von Schönenberg TG
1934-1941 Kuntz-Evers Emma, Dr. med.
1935-1940 Ismus Jsaak, von Minsk (vgl. RBRR 1940, S. 179)
1940-1941 Guggenheim Milton, von Winterthur
1941-1942 Schürmann Friedrich, Basel
1941-1943 Tschudin Arnold, von Lausen BL
1942-1945 Binswanger Wolfgang, von Kreuzlingen
1942 Bacchini-Zwaagdyk Elisabeth, von Chur
1943-1945 Bütikofer Hans Ulrich, von Zuzwil


Chefsekretärinnen

1943-1976 Christ Agathe (1909-), von Basel (1939 als Pflegerin angestellt)
1976-2007 Iseli Rosalie
Verwalter (bis 1973 zugleich Leiter der Domäne Münsterlingen, ab 1973 zugleich Verwaltungsdirektor des Kantonsspitals)

1840-1857 Sauter Johann Baptist; Barbara Sauter-Keller, von Bettwiesen (1856 nur noch provisorisch wiedergewählt)
1857-1860 Sauter Wilhelm (suspendiert)
1860 Thalmann Heinrich (als "Geschäftsbereiniger" der kant. Finanzverwaltung interimistisch)
1860-1862 Sauter Wilhelm
1862-1868 Widmer Johannes, Notar; Barbara Widmer-Olbrecht, von Altnau
1868-1875 Kreis Konrad, Kantonsrat; Catharina Kreis-Leumann, von Zihlschlacht
1875-1900 Anderwert Theophil; Emilie Anderwert-Kressig, von Emmishofen
1901-1902 Rimli Joseph (1900 provisorisch, 1902 definitiv gewählt)
1903-1949 Herzog Heinrich sen., von Illhart
1949-1972 Herzog Heinrich jun., von Homburg (1963-1979 Ständerat)
1973- Rohner Ernst, Verwaltungsdirektor

StATG 3'28'2, 3'28'3, 3'26'4
Ambulatorium (Kuhn, S. 120-121)

Bereits Hermann Wille begann damit, Patientinnen und Patienten ambulant zu behandeln; die entsprechenden Krankengeschichten (6.2) setzen 1916 ein. Jährlich wurden einige Dutzend behandelt. Adolf Zolliker baute diese Anfänge zu einem eigentlichen Abulatorium aus, Teilbestand 6.2 legt davon ein beredtes Zeugnis ab.
Die vom Hilfsverein zwischen 1942 und 1981 in Frauenfeld geführte nervenärztliche Beratungsstelle wurde 1981 dem Amulatorium eingegliedert, während die psychiatrische Beratungsstelle für Kinder 1966, die von Verena Kuhn-Gebhart und Agathe Christ betreut worden war 1966 im neuen schulpsychologischen Dienst des Kantons aufging.

Seit 1962 gab es auch einen neurologischen Dienst (Kuhn, S. 122), dem nacheinander Dr. med. Gerhard Lier, Dr. med. Jürg Scharfetter, Dr. med. Ursula Bleckmann, Dr. med. Mathias Welter und Dr. med. Margrit Beck-Föhn angehörten, 1976 jedoch der internistischen Abteilung des Kantonsspital Münsterlingen eingegliedert wurde.
Hilfsverein für Gemütskranke (Kuhn, S. 120)

Der Hilfsverein wurde am 3. November 1869 gegründet. Statuten gibt es aus den Jahren 1869, 1884, 1952 und 1974. Stets war der Direktor der Klinik Präsident des Vereins. Von 1942 bis 1981 trug der Verein die nervenärztliche Beratungsstelle in Frauenfeld; 1981 wurde sie dem Ambulatorium eingegliedert.
Gründung und Fortentwicklung der thurgauischen Irrenanstalt dürfen sich im interkantonalen Vergleich sehen lassen, wobei es aufgrund der momentanten Forschungssituation im einzelnen schwierig ist, zu entscheiden, was die chronologische Reihenfolge in qualitativer Hinsicht bedeutet. Nach HBLS 4, 361-363 errichteten die Kantone bis 1912 folgende Psychiatrischen Kliniken:

1804 Königsfelden AG (ab 1810 Krankengeschichten)
1806 VD
1813 ZH
1832 Corsier GE
1840 Münsterlingen TG (Teil des Kantonsspitals, ab 1850 eigener Irrenarzt)
1842 BS
1845 St. Pirminsberg SG
1849 Préfargier NE
1853 Liestal BL (Teil des Kantonsspitals)
1855 Waldau BE (als Universitätsklinik)
1860 Realta GR (Teil der Strafanstalt)
1860 Rosegg SO
1867 Rheinau ZH
1870 Burghölzli ZH (als Universitätsklinik)
1872 Königsfelden AG (Erneuerung; vgl. 1804)
1873 Bois de Cery-Lausanne VD (als Universitätsklinik)
1873 St. Urban LU
1875 Marsens FR
1886 Friedmatt BS (als Universitätsklinik)
1890-1893 Münsterlingen (Totalerneuerung: Häuser)
1890-1891 Wil SG
1891 Breitenau SH
1892 Waldhaus GR
1895 Münsingen
1898 Mendrisio
1900 Genf (als Universitätsklinik)
1908 Krombach-Herisau AR
1912 Monthey VS
Kürzel

Z = Zolliker Adolf
Ch = Christ Agathe, Sekretärin (von Zolliker und Kuhn)
K = Kuhn Roland
Hi = Hilgers
is = Iseli Rosalie, Sekretärin (von Zolliker, Kuhn, Studer)
Bestandsgeschichte:Archiv

Das Archiv zwischen 1840 und 2005

Über die Geschichte des Bestands vor der Übernahme ins Staatsarchiv des Kantons Thurgau ist nicht viel bekannt; Unterlagen dazu sind so gut wie keine vorhanden; was folgt, basiert deshalb weitgehend auf Beobachtungen während der Erschliessung sowie auf Zufallsfunden.

Von allem Anfang an war der Spitalarzt gehalten, Krankengeschichten zu führen (Journale). Wie die Teilbestände 5.1-5.4 ausweisen wurde das auch gemacht - bis 1868, denn: "Recht selbstherrlich schrieb Henne von seinem zweiten Jahre an keine Krankengeschichten mehr. Warum er das unterliess, sagt er an keiner Stelle, zweifellos wusste es die Behörde nicht. Dass diese Krankengeschichten für die folgenden fünf Jahre fehlen, ist nicht gleichgültig; doch Henne scheint nicht soweit gedacht zu haben." (Wille, S. 110) Dieser Befund von Wille ist an Teilbestand 5.3 nicht ohne weiteres erkennbar, Wille dürfte die Krankengeschichten aber autopsiert haben.

Während die Krankengeschichten selber sowie das Krankengeschichtenarchiv doch einigermassen konzis geführt wurden, sonst wäre der Bestand heute nicht so komplett beisammen, verfuhr man mit den Verwaltungsakten nicht ganz so konzis; hier schaltete und waltete wohl jeder Direktor nach seinem eigenen System. Dass spätere Intenventionen die Sache nur noch schlimmer machten, steht auf einem anderen Blatt...

So richtig für das Archiv zuständig war bis 1940 niemand, dann wurde ein Patient (9'10, 5.4/9229) für Bibliothek und Archiv der Klinik zuständig.

Gemäss einem Eintrag in seiner Krankengeschichte vom 30.5.1940 ging er "eifrig ans Ordnen der durcheinandergeratenen evakuierten Krankengeschichten". Offenbar war kurz zuvor zumindest das Archiv mit den Krankengeschichten, wohl wegen des befürchteten Angriffs von Nazi-Deutschland, in Sicherheit gebracht worden - wo es sich befunden hatte und wohin es evakuiert wurde, geht aus dem Dokument nicht hervor, es deutet aber doch sehr viel darauf hin, dass es auf dem Gelände selbst verschoben worden ist, vermutlich von einem Dachstuhl in ein Untergeschoss.

In der Folge entwickelte sich Patient Nr. 9229 zum "idealen Bibliothekar und Sekretär. Er katalogisiert die Bibliothek, macht Übersetzungen fremdsprachiger Werke, verwaltet das K.G.-Archiv, kurz das Anstaltsleben liesse sich ohne seine tatkräftige Hilfe kaum mehr denken." (29.3.1941) Unterm 6.5.1948 heisst es sodann: "Der Patient hat all die Jahre hindurch treu und fleissig seine Arbeit verrichtet, welche darin besteht, dass er Akten auszieht, Stammbäume zeichnet, Rorschachprotokolle schreibt, die Bibliothek verwaltet und sonstige Spezialarbeiten ähnlicher Art verrichtet."

Gemäss Eintrag vom 15.6.1949 gab es damals im "Privathaus" ein Archivzimmer, wo der Patient arbeitete.

Gemäss "Zusammenfassung" vom 24.6.1969 übernahm der Patient ab 1940 sukzessive "neue Funktionen in der Direktion, zeichnete Tausende von Stammbäumen, machte aus Krankengeschichten und Akten hervorragende Auszüge, machte wissenschaftliche Literaturzusammenstellungen, beaufsichtigte die Bücherausgabe, ordnete die Krankengeschichten und unterhielt das Krankengeschichtenarchiv."

Kurz zuvor war der Patient gestorben.

Von Ende 1969 bis 1980 wurden die wissenschaftliche Bibliothek sowie die Krankengeschichtenarchive von Margrit Ratschiller (vgl. 9'10, 4.4.1/591)verwaltet, während sich den anderen Beständen des Klinikarchivs niemand besonders annahm.
Archivische Bearbeitung 2005-2009

Die Pensionierung per Ende 2006 im Auge, erteite Klinikdirektor Dr. med. Karl Studer im Februar 2005 Renate Bieg, Amriswil, den Auftrag, das Klinikarchiv grob aufzunehmen. Ziel war es, anschliessend das Schriftgut der eigenen Direktionszeit in das Archiv zu integrieren. Das Resultat der Sichtung, die mit dem Staatsarchiv besprochen wurde, legte allerdings eine andere Vorgehensweise nahe: die Übernahme des Klinikarchivs von 1840 bis 1980 ins Staatsarchiv, die anschliessende Bildung eines Archivs für die Ära Studer in Münsterlingen sowie die Erarbeitung eines Registraturplans für die Zeit ab 2007.

Was das Klinikarchiv 1840-1980 angeht, so erarbeiteten Renate Bieg und André Salathé zunächst einen verhältnismässig differenzierten Archivplan. Im Anschluss daran wurden mehrere Personen in das Erschliessungsprojekt involviert, nämlich: Renate Bieg (September 2005 bis Januar 2007: Hauptabteilungen 0, 1 [ohne 1.7.0], 2, 3, 4, 5 [ohne 5.1-5.4 und 5.8], 6 [ohne 6.4], 7, 8, 9 [ohne 9.2-9.3], 10, 11), Beat Stucky (Oktober 2005 bis März 2007: 5.1-5.4 ), Ernst Lätsch (Mai 2006 bis Mai 2007: 5.1-5.4, 9.2), Otto Hiller (Februar 2007 bis Dezember 2007: 6.2), Ernst Signer (Februar 2008 bis April 2008: 6.2), Susan Keller (Februar 2008 bis April 2008: 6.2) sowie Manfred Spalinger (2008-2009: 1.7.0, 5.8, 6.2, 9.3 und Etikettierung).
Der jetzige Hauptfonds 0 (Rechtliche Grundlagen) ist Ergebnis einer archivarischen Intervention im Sommer 2005; die darin aufbewahrten Unterlagen wurden praktisch aus dem ganzen übrigen Bestand, namentlich aus den Teilbeständen von Hauptfonds 1 extrahiert.

Was sich in Hauptfonds 1 (Direktion und Verwaltung) heute so klar geordnet präsentiert, war es bei Beginn des Projekts keineswegs, weder auf der Fonds-Stufe noch darunter; das Ganze ist vielmehr Ergebnis detaillierter Ordnungsarbeiten, wobei selbstverständlich darauf geachtet wurde, dass im Einzelnen der ursprüngliche Entstehungskontext bzw. die über die Jahre gewachsene archivische Ordnung möglichst gewahrt wurde; allerdings wurde die Binnentektonik doch erst im Jahr 2006 so entworfen.

Hauptfonds 2 (Rechnungswesen) ist recht bescheiden bestückt, konnte doch das Archiv der Verwaltung - ganz im Gegensatz zur Situation in anderen kantonalen Anstalten, wo in der Regel alles, was mit Zahlen zu tun hat, aufbewahrt wird - auf dem Areal der Psych. Klinik Münsterlingen trotz mehrmaligen Suchaktionen nicht aufgefunden werden. Das ist insofern nicht schlimm, als im Staatsarchiv bereits Unterlagen zum Rechnungswesen der Klinik aufbewahrt werden.

Auch Hauptfonds 3 (Bauwesen) enthält verhältnismässig wenig Unterlagen. Allerdings ist es auch hier so, dass das Staatsarchiv bereits viele Unterlagen zu den Münsterlinger Gebäulichkeiten aufbewahrt (4'2) und weitere Unterlagen im Rahmen von künftigen Ablieferungen des kantonalen Hochbauamts zu erwarten sind.

Hauptfonds 4 (Personalwesen) konnte, weil es sich um Unterlagenserien handelt, für die man stets besondere Sorgfalt aufwendet hat, relativ gut ausgeschieden werden.

Nach dem Studium der relativ spärlichen archivfachlichen Literatur zum Thema, entschied der Staatsarchivar, die Krankengeschichten von den Anfängen im Jahr 1839 bis und mit dem Jahr 1959 integral aufzubewahren. Hauptfonds 5 ist deshalb sehr umfangreich, aber für medizin- und sozialgeschichtliche Studien eine Quellenbasis ohne Vergleich. Die Krankengeschichten lagerten, nach Geschlechtern getrennt, alphabetisch geordnet auf den Tablaren des Archivs in Münsterlingen. Sie wurden im April 2006 von Kim Peterli und Ernst Lätsch auf die Laufnummern zurückgeordnet und anschliessend von Beat Stucky und Ernst Lätsch den Laufnummern entlang erschlossen.

Analog wie bei den Krankengeschichten der stationären Patientien entschied der Staatsarchivar bei den Krankengeschichten des Ambulatoriums (Hauptfonds 6): integrale Aufbewahrung bis zum Jahr 1960.

Auch die Gutachten (Hauptfonds 7) wurden integral aufbewahrt; ihre Bearbeitung bot, weil es sich mehrheitlich um von vorneherein klar ausgeschiedene Serien handelte, keine besonderen Schwierigkeiten.
Bibliothek (Standort: Psychiatrische Klinik Münsterlingen)

Bestandsgeschichte

Auf Antrag von Direktor Hugo Henne (im Amt 1867-1872), der auf eine entsprechende Praxis in St. Pirminsberg SG hingewiesen hatte, erhielt die Direktion 1867 erstmals einen Kredit für Fachliteratur bewilligt, mit dem das "Griesinger'sche Archiv für Psychiatrie" ("Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten" heute unter der Signatur 05.P00231 ab 1868 noch vorhanden) abonniert wurde. Es war erklärtes Ziel, damit eine Fachbibliothek zu gründen, die auch mit Monographien "von bleibendem Werth" geäufnet werden sollte. Man darf davon ausgehen, dass dieses Ziel in der Folge mit einiger Beharrlichkeit verfolgt wurde. Erwähnt wird die Bibliothek als "Ärztliche Bibliothek" allerdings erst wieder ab 1897. 1898 wurden Fr. 451.15 für Neuanschaffungen ausgegeben. 1909 stand die "Bibliothek" mit Fr. 953.74 zu Buche. Möglicherweise ist darin bereits ein kleiner Betrag für eine "Abteilungsbibliothek" enthalten; ab 1911 werden die "Ärztliche Bibliothek" und die "Abteilungsbibliothek" dann jedenfalls gesondert ausgewiesen, wobei für erstere jährlich ca. Fr. 800.-, für zweitere ca. Fr. 150.- ausgegeben wurden. (StATG 4'842'30, Jahresberichte 1897-1920). Es deutet alles darauf hin, dass die Fachbibliothek - u. a. auch durch Schenkungen - zwar laufend ausgebaut, aber nicht eigentlich professionell betreut wurde.

Einen höheren Stellenwert bekam sie offenbar erst ab 1939, als der nachmalige Direktor Roland Kuhn (im Amt 1970-1980) seine Stelle als Oberarzt antrat und nicht nur für eine Erschliessung mittels Zettelkatalog, sondern auch für den systematischen Ausbau der Bibliothek zu sorgen begann. Gemäss einer Notiz im Zettelkatalog waren 1940 allerdings "viele" der früher angeschafften Werke "verschollen". Worauf Kuhns Feststellung rekurrierte, ob auf einen damals noch vorhandenen, inzwischen aber ebenfalls verschollenen älteren Katalog oder ein Zugangsverzeichnis oder nur auf fehlende Signaturen, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass die bis 1940 erworbenen Bücher inkl. eine Schenkung des abtretenden Direktors Hermann Wille (im Amt 1912-1939) nach 1940 chronologisch geordnet und neu nummeriert wurden. Wie aus Bauplanungsakten hervorgeht, waren 1956, verteilt auf drei Standorte (Bibliothekszimmer, Archivzimmer, Sprechzimmer von Direktor Adolf Zolliker; im Amt 1939-1970), rund 87 Laufmeter Zeitschriften und Bücher vorhanden; jährlich kamen damals rund 2,5 Laufmeter dazu. Der Grossteil der Bücher war mit einer Laufnummer versehen (Nr. 1-670), ein kleinerer Teil war unsigniert; auch die Zeitschriften scheinen keine Signaturen aufgewiesen zu haben. Der Zettelkatalog (Sachsystematik) war wie folgt gegliedert:

I Anstaltswesen
II Behandlung der Geisteskrankheiten
III Verwahrloste und Kriminelle
IV Fürsorgewesen
V Psychohygiene
VI Psychologie
VII Psychopathie
VIII Psychopathologie
IX Spezielle Psychiatrie
X Symptomatische Psychosen
XI Erbbiologie
XII Forensische Psychiatrie und Kriminalistik
XIII Neurologie
XIV Allgemeine Erkrankungen
XV Anatomie normal und pathologisch
XVI Physiologie normal und pathologisch
XVII Varia
XVIII Geschichte des Kantons Thurgau

Der sachsystematische Zettelkatalog wurde von 1940 bis ca. 1969, der Autorenkatalog bis 1989 geführt. Mit dem Amtsantritt von Roland Kuhn als Direktor 1970 kam die Bibliothek eher in Verfall denn in Aufschwung. Die Bücher wurden bis 1989 zuerst von dafür geeigneten Patienten oder Patientinnen, später von einer ehemaligen Patientin gestempelt und fortlaufend nummeriert. Einzelne Titel kamen in Abgang, so dass es wieder Lücken gab.
Nach 1980, unter dem Direktor Karl Studer (im Amt 1980-2006), wurden diese Lücken durch antiquarische Zukäufe entweder wieder geschlossen oder die offenen Signaturen für andere ältere Bücher wieder verwendet. Da keine älteren Zugangslisten vorhanden sind, mögen Auswertungen aufgrund der neueren elektronischen Erschliessung zwar Hinweise auf die Bestandsgeschichte geben, bedürfen aber stets kritischer Abklärungen im Einzelnen. Seit 1980 wurde das Angebot von den Sachgruppen her stark erweitert und als klinikinterne Freihand-Fachbibliothek dem Personal zugänglich gemacht. In diesem Zeitraum kamen auch die ersten NonBooks in die Bibliothek, zuerst Videos, später auch CDs und DVDs. Diese NonBooks haben entweder einen fachlichen oder einen historisch-dokumentierenden Bezug zur Klinik. 1990, bei einem Buchbestand von ca. 3'500 und einem Zeitschriftenbestand von ca. 4'000 Bänden, wurde die Organisation einer Bibliothekarin/Dokumentalistin übergeben. Eine Systematik in Anlehnung an die Mittlere Internationale Dezimalklassifikation wurde erarbeitet, der gesamte Bestand danach geordnet und nach Sachgruppen in den Regalen aufgestellt. Gleichzeitig wurden alle Dokumente elektronisch erfasst; sie werden seither mit dem Bibliotheksprogramm NetBiblio bewirtschaftet.
Bestandsbeschreibung

Zum heutigen Bestand zählen Werke, die den folgenden Sachgruppen zugeordnet sind: Philosophie, Psychologie (mit allen therapeutischen Methoden), Religion, Soziales (darin enthalten die sozialen Erscheinungen und Gruppen, Statistik, Management und Arbeit, Versicherungen, Recht, Pflege, Pädagogik), Naturwissenschaften, Medizin, Neurologie, Psychiatrie, EDV, Kunst, Sport, Literatur und Sprache, Geografie und Heimatkunde (vor allem mit Büchern über Thurgau und Bodenseegebiet), Biografien, Familiengeschichte, Geschichte, Kulturgeschichte. Der Grossteil dieser Bücher steht in einem Zusammenhang mit den Hauptgebieten Psychiatrie und Psychologie.

Der Gesamtbestand umfasst heute ca. 6'500 Buchtitel, davon gehören 243 zum Altbestand von 1750-1900, weitere 486 zum Bestand von 1901-1940. Wichtige Werke sind unter anderem die Erstausgabe von Sigmund Freud "Die Traumdeutung" (Leipzig: Deuticke, 1900) sowie "Wilhelm Griesinger's gesammelte Abhandlungen Bd. 1 u. 2." (Berlin: Hirschwald, 1872) und ebenfalls von Wilhelm Griesinger "Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten" (Braunschweig: Wreden, 1876).

Von heute 230 Zeitschriftentiteln mit total ca. 4'500 Bdn sind es bis 1900 16 Titel mit 179 Bdn, 1901-1940 kamen 24 weitere Titel dazu.
Von den 243 Büchern des Bestands bis 1900 sind 205 in deutscher und 38 in französischer Sprache verfasst. Bei den Zeitschriftentiteln dieses Zeitraumes sind 15 (176 Bde) in deutscher und 1 (3 Bde) in französischer Sprache.

Der Altbestand ist mit der folgenden Anzahl von Büchern den aufgeführten Haupt-Sachgruppen und ihren Untergruppen zugeordnet: Psychiatrie 59 Einheiten, Psychologie und Gesammelte Werke (Präzisierung erbeten: "Gesammelte Werke" könnte hier auch ersetzt werden durch "Mehrbändige Werke" oder sie beachten in diesem Fall unsere DK-Zuweisung nicht und zählen sie direkt bei den eigentlichen Sachgruppen dazu: Psychiatrie (2), Forensische Psychiatrie (22)) je 24 Einheiten, Somatische Krankheiten 23, Medizin sowie Forensische Psychiatrie/Recht je 17, Neurologie 15, Allgemeines/Kataloge/Verzeichnisse 11, Therapeutik/Pharmaka 10, Pflege/Betreuung sowie Biographie je 8, Geschichte/Kulturgeschichte 7, Naturwissenschaften 5, Religion 4, Nachschlagewerke/Handbücher 3, Philosophie, Öffentliches Gesundheitswesen, Literatur/Sprache, und Geographie/Heimatkunde je 2 Einheiten.

Im Bestand finden sich folgende Periodikatitel mit Bänden, die vor 1900 erschienen sind:

Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und Psychisch-Gerichtliche Medizin / ab 1(1844)
Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik / ab 1(1899)
Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten / ab 1(1868)
Centralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie / ab 16(1893)
Correspondenzblatt für Schweizer Ärzte / ab 21(1891)
Internationale Monatsschrift zur Bekämpfung der Trinksitten / ab 5(1895)
Jahrbücher für Psychiatrie / ab 1(1879)
Jahrbücher für Psychiatrie und Neurologie / ab 13(1894/95)
Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete der Neurologie und Psychiatrie / ab 2(1899)
Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie / ab 1(1897)
Monatsschrift für Unfallkunde und Invalidenwesen / ab 1(1894)
Münchener Medizinische Wochenschrift / ab 33(1886)
Neurologisches Centralblatt / ab 17(1898)
Psychiatrische Wochenschrift / ab 1(1899)
Revue Médical de la Suisse Romande / ab 18(1898)
Zeitschrift für Hypnotismus, Suggestionstherapie, Suggestionslehre und Verwandte Psychologische Forschungen / ab 1(1892)
Kataloge

Der Zettelkatalog nach Autoren (bis 1989) und nach Sachgruppen (bis ca. 1969) wurde 2005 ans Staatsarchiv des Kantons Thurgau übergeben (StATG 9'10, 1.8.2/0), da der gesamte Bestand rekatalogisiert ist und elektronisch zur Verfügung steht.

In der Bibliothek (Standort: Psachiatrische Klinik Münsterlingen) steht der seit 1990 geführte elektronische Katalog (NetBiblio) für die bibliothekarische Arbeit und für Recherchen zur Verfügung. Bei den Periodika enthält der Katalog die Aufnahme der Gesamttitel mit genauen Angaben des eigenen Bestands sowie den Angaben über frühere respektive spätere Titel.
Direktübernahme von Provenienzstelle:Ja.

Inhalt und innere Ordnung

Bewertung und Kassation:Bewertung


Kassation:

Hauptfonds 0 Rechtliche Grundlagen: Dubletten wurden ausgeschieden; 4 Reglemente von Anstalten ausserhalb des Kantons Thurgau

Hauptfonds 1, Direktion und Verwaltung: Fotoalbum "Jugendhaus der Heilsarmee Eichberg" (Ferienlager 1979) aus konservatorischen Gründen ("Säurebombe").


Umplatzierungen:

Hauptfonds 0 Rechtliche Grundlagen: Sammlung rechtlicher Grundlagen von Spitalarzt Conrad Brunner (1896-1922) in Bestand 9'** Kantonsspital Münsterlingen; Prospekte privater Anstalten innerhalb des Kantons Thurgau an StATG, Slg. 15; Prospekte privater Anstalten ausserhalb des Kantons Thurgau via StATG an andere Staatsarchive.
Haupttfonds 1
Hauptfonds 11: Medizinische Messinstrumente, nach Auskunft von Renate Bieg aus dem Kantonsspital Münsterlingen stammend, ins Zwischenarchiv (16.12.2008)

Zugangs- und Benutzungsbedingungen:

Rechtsstatus:Eigentum des Staatsarchivs des Kantons Thurgau.
Zitiervorschlag:Fussnote: StATG 9'10, */*

Quellenverzeichnis: StATG 9'10 Psychiatrische Klinik Münsterlingen 1840-1980

Sachverwandte Unterlagen:

Verwandte Verzeichnungseinheiten:StATG 4'332'0-106 Psych. Klinik Münsterlingen, Betriebsrechnungen 1896-1995.

StATG 4'895'0-2 Kantonsspital und Irrenanstalt Münsterlingen, Akten 1837-1869.

StATG 4'896'0 Kantonsspital und Irrenanstalt Münsterlingen, Jahresberichte 1840/50-1868.

StATG 4'897'0 Kantonsspital und Irrenanstalt Münsterlingen, Visitationsberichte 1840-1869.

StATG 4'998'0-4 Kantonsspital und Irrenanstalt Münsterlingen, Kontrollen 1840-1867.

StATG 4'899'0 Kantonsspital und Irrenanstalt Münsterlingen, Verpflegungsbeiträge der Kranken 1852-1857, 1862-1869; Verpflegungstaxen 1860.

StATG 4'842'0-3 Psych. Klinik Münsterlingen, Allg. Akten 1898-1973.

StATG 4'842'30 Psych. Klinik Münsterlingen, Jahresberichte 1897-1996.

StATG 4'842'50-52 Psych. Klinik Münsterlingen, Journale und Kontrollen 1877-1962.
Veröffentlichungen:Quellen:

Rorschach, Hermann: Psychodiagnostik. Methodik und Ergebnisse eines wahrnehmungsdiagnostischen Experiments (Deutenlassen von Zufallsformen), hrsg. von Walter Morgenthaler, 11. Aufl., Bern/Göttingen/Toronto: Hans Huber, 1999 (Ly 8).

Rorschach, Hermann (1884-1922): Briefwechsel. Ausgewählt und hrsg. von Christian Müller und Rita Signer, Bern/Göttingen/Toronto/Seattle: Hans Huber, 2004 (Fb 104).


Literatur:

Gesellschaft zur Beförderung des Gemeinnützigen und Guten im Kanton Thurgau (Hrsg.): Geschichte und Beschreibung von Münsterlingen. 1. Abt.: Das Kloster Münsterlingen, = Thurgauisches Neujahrsblatt 22 (1854), Frauenfeld 1853.

Gesellschaft zur Beförderung des Gemeinnützigen und Guten im Kanton Thurgau (Hrsg.): Geschichte und Beschreibung von Münsterlingen. 2. Abt.: Der Kantonsspital Münsterlingen, = Thurgauisches Neujahrsblatt 23 (1856), Frauenfeld 1855 (Zur Irrenanstalt, S. 5-23).

Frank [Ludwig]: Die kantonale Irrenanstalt Münsterlingen, in: Zeitschrift für Schweizerische Statistik 41 (1905), S. 396-400.

Prinzhorn, Hans: Bildnerei der Geisteskranken. Ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung, 6. Aufl., Wien/New York 1997 (Fb 92).

Bosshard, Rudolf: Zur Geschichte des thurgauischen Kantonsspitals Münsterlingen und des Medizinalwesens im Kanton Thurgau bis 1895, Diss. med. (Zürich), Zürich 1936 (Lm 5005).

Wille, Hermann: Hundert Jahre Heil- und Pflegeanstalt Münsterlingen 1840-1940, in: TB 80 (1944), S. 35-142 (La 3/80).

Psychiatrie und Rorschach'scher Formdeutversuch. Verhandlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie am 26. und 27. Juni 1943 in Münsterlingen und Kreuzlingen, Zürich 1944 (Lm 1).

lbrecht, W.: Streiflichter aus dem Anstaltsleben einst und jetzt, Vortrag, gehalten an der Generalversammlung des Thurgauischen Hilfsvereins für Gemütskranke vom 8. Oktober 1952, in: Jahresbericht pro 1952, S. 5-16.

Zurbuchen, Theophil: Die Anfänge der organisierten psychiatrischen Versorgung im Kanton Thurgau (1798-1840). Von der Versorgung im Zucht- und Arbeitshaus zur Gründung der Irrenanstalt Münsterlingen, unveröffentlichte Magisterarbeit der Universität Konstanz, 1984 (Nb 7).

Ernst, Cécile: "Und nimm uns heute unsre tägliche Not". Medizin um 1850 im Spiegel der Tagebücher des Thurgauer Bezirksarztes Elias Haffter, in: NZZ, 20./21.5.1989, S. 81-85 (Fall Gubler).

Ammann, Jürg; Studer, Karl (Hrsg.): 150 Jahre Münsterlingen. Das Thurgauische Kantonsspital und die Psychiatrische Klinik 1840-1990, Münsterlingen 1990 (Lm 3).
Faulstich, Heinz: Von der Irrenfürsorge zur "Euthanasie". Geschichte der badischen Psychiatrie bis 1945, Freiburg im Breisgau: Lambertus, 1993 (Gc 73).


Hall, Frank: Psychopharmaka - ihre Entwicklung und klinische Erprobung. Zur Geschichte der deutschen Pharmapsychiatrie von 1844 bis 1952, Hamburg: Kovac, 1997 (Fb 97).

Thaten, Cornelia: Die Thurgauische Irrenanstalt Münsterlingen zur Zeit von Dr. med. Hermann Rorschach von 1909 bis 1913, Diss. med. (Zürich), Zürich 2000 (Lm 7).

Lengwiler, Martin: Zwischen Klinik und Kaserne. Die Geschichte der Militärpsychiatrie in Deutschland und der Schweiz 1870-1914, Diss. phil. (Zürich), Zürich 2000 (Hb 351).
Schweizer, Magdalena: Die psychiatrische Eugenik in Deutschland und in der Schweiz zur Zeit des Nationalsozialismus, Bern: Peter Lang, 2002 (Fb 98).

Huonker, Thomas: Diagnose: "moralisch defekt". Kastration, Sterilisation und Rassenhygiene im Dienst der Schweizer Sozialpolitik und Psachiatrie 1890-1970, Zürich: Orell Füssli, 2003 (Hb 339).

Germann, Urs: Psychiatrie und Strafjustiz. Entstehung, Praxis und Ausdifferenzierung der forensischen Psychiatrie in der deutschsprachigen Schweiz 1850-1950, Zürich: Chronos, 2004 (Hb 318).

Kuhn, Roland: Psychiatrie mit Zukunft, Basel: Schwabe, 2004 (Lw 62).

Brand-Claussen, Bettina; Michely, Viola (Hrsg.): Irre ist weiblich. Künstlerische Interventionen von Frauen in der Psychiatrie um 1900. Heidelberg: Sammlung Prinzhorn, 2004 (Fb 103).

Tölle, R.: Ludwig Wille - Kliniker und Reformpsychiater, in: Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 156 (2005), S. 29-34.

Borck, Cornelius: Hirnströme. Eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie, Göttingen: Wallstein, 2005 (Fb 99).

Schott, Heinz; Tölle, Rainer: Geschichte der Psychiatrie. Krankheitslehren, Irrwege, Behandlungsformen, München: C. H. Beck, 2006 (Fb 96).

Faulstich, Heinz: Zwischen Staatsanstalt und Lokalversorgung. Zur Unterbringung der Konstanzer Geisteskranken im 19. Jahrhundert, Konstanz 2007 (Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs Konstanz; 5) (Ga ).
 

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